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Westschweden: Paddeln in Wind, Wasser und Fels

Bohuslän

Bohuslän_tSalziges Wasser, bunter Granit und eine karge, ganz eigene Landschaft: Letztes Wochenende bin ich an Westschwedens Küste im Seekajak gepaddelt. Rechts und links zogen schwarze Wolken und dicke Regengüsse vorbei. Später frischte der Wind in den felsigen Schären Bohusläns auf und produzierte Wellen, die kräftig über das Kajak schwappten.

Grundsund an Buhusläns Küste

Grundsund auf der Insel Skaftö an Bohusläns Küste

Christina hilft gerade zwei Paddlern ins Wasser, als ich morgens am Hafen in Grundsund ankomme. Hinter dem Holzsteg stapeln sich rote, gelbe und pinkfarbene Plastikkajaks – sie alle gehören Christina, die hier im Sommer einen Kanuverleih mit Kursen und geführten Touren betreibt.

Bunte Kajakauswahl

Bunte Kajakauswahl

Schnell sind Regenjacke, Proviant, Schwimmweste und Spritzschutz organisiert, dann geht es los. Der Himmel hängt voller dunkler Wolken, als wir mitten durch das Örtchen Grundsund paddeln. Eine Viertelstunde später verlassen wir die schützende Küste und sofort wird das Wasser kabbeliger. Die wendigen Seekajaks lassen sich aber trotz allem ziemlich leicht manövrieren. So weit das Auge reicht: Salziges Wasser und karge Felsinseln. Skagerrak.

Die Schärenküste im Skagerrak

Insel an Insel – die Schärenküste im Skagerrak

Wir paddeln im Windschatten der Felsrücken von Insel zu Insel. Am Horizont zieht eine extra schwarze Wolkenwand auf, als Christina nach zwei Stunden die Insel Stora Testholmen ansteuert. Mittagspause. Wir klettern an Land. Wie weich und warm sich der rundgeschliffene Granit unter den nackten Füßen anfühlt! Bei Lachsbaguette, Zimtschnecken und Kaffee erzählt Christina, dass die heute so kargen Inseln einst grün und bewaldet waren. Doch dann boomte im 18. Jahrhundert die Heringsfischerei wieder, die Küstenorte kamen durch den Fisch zu Reichtum, Ölkochereien entstanden. Man befeuerte mit dem Fischöl unter anderem die Straßenlampen in Paris. Und für diese Kochereien wurde Brennholz benötigt. Viel Brennholz. So fielen nach und nach alle Bäume auf den Inseln der Heringsindustrie zum Opfer. Wind und Regen wuschen bald die restliche dünne Mutterbodenschicht fort. So ist eine ganz eigene Landschaft entstanden, in der sich heute auf beeindruckende Weise die Spuren der letzten Eiszeit studieren lassen.

Eiszeitliche Strudellöcher im Fels

Eiszeitliche Strudellöcher im Granit

Etwa die Strudellöcher, die unterhalb der gigantischen Gletscher entstanden sind. Wo das Schmelzwasser abfloss, bildeten sich – wie bei einem riesigen Badewannenabfluss – große und kleine Strudel. In diesen routierten oft Steine, die im Laufe der Zeit kreisrunde Löcher in den Fels schliffen.

Bohuslän8Unfassbar, welche Kräfte diese Landschaft geformt haben. Während Christina erzählt, die Wellen glucksend ans Ufer schwappen und ich die Landschaft auf mich wirken lasse, teilt sich die dunkle Wolkenwand und zieht an uns vorbei. Man sieht, welch ein Guss (und vielleicht sogar Gewitter) dort hinten jetzt herunter kommt. Glück gehabt!

Wir wandern barfuß über die Insel. In einigen der kleinen Löcher haben es die Pflanzen inzwischen wieder geschafft. Heidekraut mischt sich mit anderen Bodendeckern zu einem bunten Herbstfarben-Potpourri auf grauem Grund. Ich lerne, dass es grauen, roten und weißen Granit gibt und die Vorkommen genau hier zusammentreffen. Stimmt, manche Inseln sehen weiß aus, andere eher rosa. Am Ufer huscht ein schwarzer Mink entlang.

Herbstfarben

Herbstfarben

Dann geht es weiter. Vielleicht sind ja die Seehunde an den Klippen von Skarvesäter da? Nein, der Platz, wo sie normalerweise liegen, ist heute leider leer. Inzwischen sind wir ziemlich weit von der Küste entfernt, der Wind frischt auf und schiebt plötzlich hohe Wellen vor sich her. Zumindest auf dem Kajak fühlen sie sich ziemlich riesig an… aber es macht auch riesigen Spaß, sich von ihnen vorwärts schubsen zu lassen, auch wenn ich zugegebenermaßen ziemlichen Respekt vor den Urgewalten hier draußen habe. Doch Christina weiß, was sie tut und wo wir fahren können, und bald haben wir im Windschatten der nächsten Insel auch wieder ruhigere See.Bohuslän19 Christina zeigt mir noch die „Liegende Frau“, ein paar runde Felsen, die aus einer bestimmten Perspektive wirklich wie eine nackte, im Wasser liegende Frau ausssehen. Dann sind wir nach gut fünf Stunden zurück in Grundsund. Perfektes Timing – der Himmel ist inzwischen zwar aufgerissen, aber immer stärkerer Wind kommt auf…

Info Bohuslän und Westschweden: http://www.vastsverige.com/en/

Kajakverleih in Grundsund: http://www.kajakuthyrning-grundsund.se/

Ich bin mit Unterstützung des Westschwedischen Tourismusverbandes gereist.

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