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Elektro-mobil in Ostwestfalen: Entdeckertour mit Rikscha, E-Bus und Draisine


Reiseblog, Reisefeder, Bielefeld, Ostwestfalen ReisetippOstwestfalen bietet tolle grüne Ausflugsziele und kulturelle Kleinode. Und das Beste: Mit Elektrobus, E-Rikscha, Draisine, E-Tandem, und E-Golf-Cart sind in der Mobilitätsregion auch abgelegene Ziele umweltfreundlich und vor allem: mal ganz anders erreichbar.

Ich bin echt gespannt: In den nächsten Tagen geht es mit Muskelkraft oder im  Elektromobil durch Ostwestfalen, genauer um und durch Bad Oeynhausen, Kirchlengern, Rahden und Espelkamp. Ob das ländliche Ostwestfalen wirklich ein Wochenende füllen kann? Den Anfang macht Bad Oeynhausen, der Ort, den die meisten wohl vor allem von der quälenden Ortsdurchfahrt von der A 2 zur A 30 kennen – wie ich auch. Aber der Kurort soll auch eine ganz andere Seite haben.

Bad Oeynhausen: Kaiserzeitliches Weltbad

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Kurpark in Bad Oeynhausen

… und tatsächlich, wie anders ist Bad Oeynhausen hier, rund um den Kurpark, wenn man die verstopfte Durchgangsstraße, über die sich zahllose Laster auf dem Weg von einer Autobahn zur nächsten quälen, erst einmal hinter sich gelassen hat!

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Mit der Fahrradrikscha auf Stadtführung

Mit der Fahrrad-Rikscha kutschiert uns unser Stadtführer, kostümiert als preußischer Kurgast Carl von Stiglitz, auf einer Privatführung durch den Kurpark Bad Oeynhausen.Die Abendsonne lässt die Bäume lange Schatten werfen, Blumen leuchten üppig violett, rosa und gelb auf den Beeten. Die alten Badehäuser zeugen von der Blüte der Bäderkultur: In Bad Oeynhausen sollte eigentlich Salz gefördert werden, doch dann machte die Entdeckung von Solevorkommen und Thermalquellen den Ort fast über Nacht zum größten Heilbad der preußischen Monarchie und schließlich sogar zum kaiserlichen Weltbad, erzählt Carl.

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Manchmal stehen auch Drachen auf dem Balkon…

Heute kommen viele Menschen einige Wochen zur verordneten Therapie oder Kur nach Bad Oeynhausen, viele Besucher aber auch gern übers Wochenende, um zum Beispiel das GOP Varieté-Theater zu besuchen, das hier über die wohl schönste Spielstätte im alten Kaiserpalais im Kurpark verfügt. Oder um in der Bali Therme gleich nebenan zu entspannen. Dort empfängt uns asiatische Ruhe und Gelassenheit, und die Sauna- und Dampfbad-Auswahl ist einfach überwältigend. Da komme ich im Herbst nochmal für einen ganzen Faulenz-Tag her, beschließe ich spontan.

 

Ravensberger Triple

Mit dem Radler-Bus geht es am nächsten Tag nach Kirchlengern, und von hier mit elektrobetriebenem Golf-Cart auf GPS-Schatzsuche. Reiseblog, Bielefeld, Ostwestfalen Reisetipp, Elektromobil, umweltfreundlich reisenEntlang alter Handelswege des frühen Mittelalters in der Region Bünde-Kirchlengern-Rödinghausen liegen gleich drei Multis, der so genannte Ravensberger Triple. Gut machbar als gemütliche Radtour – doch zum außergewöhnlichen Erlebnis wird die Tour im modernen E-Mobil, zum Beispiel einem Golf-Cart (kostet für 2 Stunden 19 Euro). Das fährt sich ein bisschen wie im Autoscooter. Macht richtig viel Spaß.

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Westfälische Mundart auf Schokolade

Danach erstmal stärken mit einem Picknick mit Westfälischem Schinken, würzigem lokalen Ziegen-Frischkäse und zum süßen Abschluss: Schokolade aus Löhne. Die weiht uns Zugereiste auf ihrer Verpackung auch gleich in die lokale Mundart auf Platt ein – wir haben jedenfalls viel Freude mit den ulkigen Worten wie Pinneken (Schnapsgläschen), Latüchte (Laterne) und klamüsern (über etwas sinnieren oder etwas studieren). Hat man irgendwie alles schonmal gehört. Aber was ist wohl Hücksken? Oder Kump? Pülleken und Knötterpott sind hingegen wieder ziemlich leicht zu verstehen, oder?

 

 Draisinenfahrt und Ströher Schwarten

Aktiv geht es weiter: Nachdem wir uns beim Frühstück mit den total leckeren, leicht salzigen Brötchen „G`stüpfelte“ und „Salinchen“ des Bäckerei Brante (mit echter Oeynhauser Sole gebacken!) für den Tag gerüstet haben, radeln wir mit dem E-Bike-Doppelsitzer zum Bahnhof. Der hat den Vorteil, dass auch weniger mobile Menschen mitradeln können, denn nur einer lenkt, bei Bedarf schaltet sich der E-Motor zu, und umfallen kann der Doppelsitzer auch nicht.

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E-Bike als Doppelsitzer

Zu zweit düsen wir mit richtig viel Speed und noch mehr Spaß durch Bad Oeynhausen, überall gucken uns die Menschen staunend hinterher, und sobald wir parken, kommen (meist) Männer angeschlendert und fachsimpeln über die technischen Daten des Gefährts… 🙂

Mit der angehenem modernen und sauberen eurobahn fahren wir danach nach Rahden.Gleich neben dem Bahnhof liegt hier die Draisinenstation. Wir leihen uns eines der himmelblauen Gefährte und radeln los. Ganz entspannt und leise rollen wir durch die grüne Agarlandschaft und lernen nebenbei noch auf dem Rahdener Planetenweg etwas über Jupiter, Mars und ihre Lage.

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Draisine fahren in Rahden

In der Mittagspause werden wir dann in eine schon seit dem Morgen angekündigte kulinarische Besonderheit des Rahdener Landes eingeweit: den Ströher Schwarten, den hier manche Alteingesessene angeblich zu jeder Tages- und Jahreszeit trinken (oder, wie man  augenzwinkernd sagt, solange die Tannen grün sind…) – hält warm im Winter und kühlt im Sommer oder so ähnlich. Mein Fall ist die Ostwestfalen21Ostwestfalen20warme und dabei ziemlich hochprozentige  Mischung aus Kaffee, Wasser, Korn und Zucker trotzdem nicht. Aber wer´s mag…

 

Schloss Benkhausen und Automatenmuseum

Weiter geht es mit dem E-Bus durch den Mühlenkreis, über die junge Stadt Espelkamp zum Schloss Benkhausen. Das alte Landgut war lange verfallen, wurde jetzt aber gerade von der Unternehmensgruppe Gauselmann restauriert und geschmackvoll zum Fortbildungsstandort für die Mitarbeiter ausgebaut. Die hauseigene Küche serviert uns erstklassigen Spargel vom benachbarten Hof (Spargelregion ist hier auch), bevor wir das Automatenmuseum Gauselmann gleich nebenan besichtigen. Skurril, was für Automaten es gab und gibt – diese Unterhaltungs-, Geschicklichkeits- und Warenautomaten sind wirklich echte Zeitzeugen. Etwa die Musicboxen, der Käse-Automat oder – gruselig – der Rötgenapparat für die Füße, mit dem in den Schuhläden der 50er und 60er Jahren tatsächlich mit Röntgenstrahlung die Schuhgröße von Kindern ermittelt wurde! Insgesamt 1.800 Automaten hat das Museum gesammelt, immer nur ein Teil kann gezeigt werden. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall – und wird zum ganz besonderen Erlebnis, wenn der Ausflug mal nicht mit dem Auto gemacht, sondern mit einer Fahrt in einem der Elektro-Mobile verbunden wird…

 

Unterstützt wurde die Tour durch Ostwestfalen von der Initiative SCHAU‘ AN! WIR SIND MOBIL!, zu der sich die Kreise Minden-Lübbeke, Herford und die Stadt Bielefeld zur Förderung umweltfreundlicher Mobilität zusammengeschlossen haben.

2 Kommentare

  1. Hallo Anke!
    Das war mal wieder eine nette Story, die bei mir dennoch etwas aneckt.
    Du sprichst so pauschal davon, dass e-Mobilität ach so umweltfreundlich sei, wie das vielfach auch in den Medien kolportiert wird…
    Das ist aber keinesfalls so! Mal abgesehen davon, daß die Emissionen nicht direkt vor Ort entstehen, ist Elektromobilität nicht pauschal umweltreundlich! Elektrizität stammt nicht von eingemauerten Schweinen, sondern aus Kraftwerken. Und deren Wirkungsgrade und Sauberkeit ist (noch) nicht besonders toll. Auch die Herstellung von Elektromobilen ist alles Andere als ökologisch. Moderne diesel- oder benzingetriebene Kompaktwagen sind z.B. bezüglich der Gesamtbilanz immer noch ökologischer, als Elektroautos!
    Besorge die Milliarden, mehr moderne Gasturbinen-Kraftwerke bauen zu können und ich folge Dir schon eher… Entwickele Fusionskraftwerke marktreif und ich jubele mit. Im Moment ist das aber alles noch Augenwischerei, nichts als Opium fürs Volk…
    Grüße von Stefan

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