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Madeira: Wandern auf den Levadas (+Rezepte)

Lust aufs Wegträumen? Madeira ist schon seit über hundert Jahren Zufluchtsort für Wintermüde aus ganz Europa. Kaiserin Sissi, Winston Churchill, Charlie Chaplin – sie alle waren hier, suchten das milde Klima auf der Insel des ewigen Frühlings vor der Küste Afrikas.

Bei jedem Schritt knacken Samenkapseln unter den Schuhen und würziger Eukalyptusduft strömt in die Nase. Sonnenstrahlen brechen durch das Blätterdach und lassen das Moos an der Felswand neben uns hellgrün aufleuchten. Und während wir hier trockenen Fußes am Hang entlangstapfen, tauchen weiter oben Regenwolken die Bergwipfel in einen mystischen Nebel.

„Das ist das Schöne an Madeira: Man kann sich das Wetter quasi aussuchen – nach Wetterbericht wählt man die passende Wanderroute“, erzählt Wanderführer Lui König. Hier im Süden ist das Klima viel trockener als im Norden. Trotzdem grünt und blüht es überall, als wollte das Eiland unbedingt seinem Ruf als Blumeninsel gerecht werden. Die Levadas im Tal schlängeln sich durch blühende Gärten, vorbei an Hortensien, Rosen, Lilien, Orchideen und natürlich Madeiras allgegenwärtigem Wahrzeichen – Paradiesvogelblumen:

Für das satte Grün gibt es einen wichtigen Grund: die jahrhundertealten Levadas, die Bewässerungskanäle. Sie transportieren das lebensspendende Nass von den regenreichen Bergen in den trockenen Süden. Ein Spinnennetz dieser Kanäle durchzieht die Insel, mehrere tausend Kilometer lang. Und neben ihnen verlaufen Wartungspfade. Sie machen die Levadas zum Eldorado für Wanderer. Denn weil das Wasser in den Kanälen nicht allzu schnell fließen darf, hat man hier trotz der Berge kaum mit Steigungen zu kämpfen:

„Dank der Levadas hat sich Madeira vom reinen Winterurlaubsziel für den Adel zum Paradies für Wanderer entwickelt“, erzählt König. Vorbei an schwindelerregend tiefen Schluchten und Wasserfällen geht es durch Eukalyptuswälder und den eigentlichen Urwald der Insel, den Lorbeerwald „Laurisilva“. Ihm hat sie ihren Namen zu verdanken: Madeira, das heißt auf Portugiesisch nichts anderes als Holz. Als die Seefahrer hier im Mittelalter erstmals landeten, war die Insel über und über mit Lorbeerwald bedeckt. Heute gehören die Überreste dieses moosbewachsenen, verwunschenen Baumbestandes zum Weltnaturerbe. Es gibt wenig Orte auf der Welt, wo man auf engstem Raum fünf Klimazonen durchwandern kann, Madeira gehört dazu: die Tropen an der Küste, dann die Subtropen und in größerer Höhe gemäßigtes Klima und die Tundra und dann schließlich – auf den Wipfeln des Gebirges in 1800 Metern Höhe – alpines Klima. Die steilen Hänge haben einen riesigen Vorteil: Man kann von oben atemberaubende Aussichten genießen:

Nur 500 Meter über dem Meeresspiegel, in der Nähe der Levada Nova, habe ich Emmanuelle Loret kennengelernt. Sie hat sich mit ihrem verstorbenen Ehemann hier oben einen Traum erfüllt, ein eigenes kleines Hotel, heute eine der beliebtesten Adressen für Wanderer auf der Insel. Ich fand das Frühstück mit einer riesigen Vielfalt an selbstgemachten Marmeladen toll: Die Früchte stammen aus allen Klimazonen der Insel. Daneben stehen dann warme Brötchen und Süßkartoffelbrot aus der Küche von Emmanuelle.  Also habe ich sie prompt gefragt, ob sie ein Rezept rausrücken würde, und zwei der leckersten bekommen. Viel Spaß beim Nachkochen! (P.S.: Ich habe vom Hotel keinen Cent dafür bekommen, dass ich es hier vorstelle. Ich fand es einfach schön und möchte es an Euch als Tipp weitergeben…)

Emmanuelles Mangomarmelade
1 kg Mango (Nettogewicht nach dem Putzen der Früchte)
800g Zucker
Saft einer Zitrone

Zubereitung:

1.Tag:

Mango vorbereiten, entkernen, in Stücke schneiden. Früchte mit Zucker und Zitronensaft mischen und kurz aufkochen dann eine Nacht stehen lassen (Kühlstellen aber nicht im Kühlschrank, abgedeckt mit einem Küchentuch)

2. Tag:

Unterteller in den Kühlschrank stellen.

Kochendes Wasser vorbereiten. Konfitüregläser, Deckel, Schöpflöffel und alle andere Instrumente mit kochendem Wasser sterilisieren (oder die Gläser – nicht die Metallteile- 7 Min in der Mikrowelle sterilisieren)

Konfitüretopf (Kupfertopf wenn möglich) benutzen.

Früchte pürieren – auch, damit es die Mangofasern trennt – und auf mittlerer Flamme kochen, dabei ständig rühren und entschäumen. Von dem Zeitpunkt an, wo es keinen Schaum mehr gibt, noch 20 min weiterkochen und rühren. Achtung, die Mangos spritzen – Hände, Arme und Augen schützen!

Einen kleinen Löffel Konfitüre entnehmen und im Kühlschrank auf den Unterteller geben. 3 min warten und prüfen, ob die Konfitüre fest wird. Wenn das der Fall ist, Konfitüre vom Herd nehmen und Gläser füllen. Gläser auf dem Kopf stellen.

Süßkartoffelbrötchen
500g Mehl
1 Tasse lauwarmes Wasser 
1 mittelgroße, gekochte Süßkartoffel (300-400g)
1 Päckchen Trockenhefe
1 Teelöffel Salz

Zubereitung:

Mehl, Trockenhefe und Salz in einer ausreichend großen Schüssel mischen. Die zuvor gekochte und wieder kalte Süßkartoffel zerdrücken und mit einer Tasse Wasser mit in die Schüssel geben. Alles sehr gut verkneten. Je nach Bedarf Mehl oder Wasser dazugeben bis der Teig geschmeidig ist und nicht mehr klebt. Die Schüssel mit einem feuchten Tuch abdecken und an einem warmen Ort eine Stunde ruhen lassen. Brötchen formen und mit Samen nach Wahl bestreuen. Auf Backpapier und Backblech legen und weitere 30 Minuten gehen lassen. Die Brötchen im vorgeheizten Backofen (200 ºC) ca. 25 Minuten backen – oder das Blech in den Kühlschrank stellen und am nächsten Morgen backen.

Kategorie: Reisen, Rezept

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Vom heimischen Bauernhof ins Chemielabor und raus in die weite Welt: Heute lebe ich als Journalistin und Autorin - back to the roots - im Weserbergland und darf die Reiselust mit der alten Leidenschaft für Naturthemen verbinden. In unserer binationalen Familie sind wir als Grenzwandler zwischen Deutsch und Spanisch unterwegs.

8 Kommentare

    • Unbedingt, ich fand die Natur so schön! Und nicht das Whalewatching vergessen – Wale und Delfine gehören hier dazu, Teile von „Moby Dick“ wurden auch bei Madeira gedreht. Und Gregory Peck hat wie die anderen Berühmtheiten im altehrwürdigen Reid`s Hotel übernachtet…:)

  1. Hui, die Süßkartoffelbrötchen klingen wirklich sehr lecker, ich glaube, die muss ich unbedingt mal ausprobieren. 🙂
    Im Zuge meiner Weltreise war ich auch schon mal auf Madeira, dort gab es feinen Bananen Crumble. Ebenfalls sehr zu empfehlen! 🙂
    Liebe Grüße, Becky

    • Liebe Becky,
      freut mich, dass ich ausgerechnet dir noch etwas Unbekanntes präsentieren konnte. Ich habe immer das Gefühl, du kennst schon so ziemlich alle Rezepte… 😉

  2. Oh Madeira, da muss ich früher oder später auch mal hin. Lieber früher!
    Und diese Süsskartoffel-Brötli tönen ja total lecker. Gibt’s da nicht noch eine Süsskartoffel in meinem Kühlschrank?

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