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Meer, Schären und Kaffeepausen: Tiefenentspannt in Östergötland


Östergötlands Schärengarten steht ein wenig im Schatten der Schären vor Stockholm. Gut so. Denn während sich vor der schwedischen Hauptstadt im Sommer gefühlt das halbe Land mit Yachten und Motorbooten tummelt , sind die Schären im etwas südlicher gelegenen Östergötland mindestens genauso schön, aber selbst im Juli nie überfüllt. Hier findet jeder seine (bei Bedarf ganz einsame) Lieblingsinsel. Total entspannt hangelt man sich in der tollen Küstenlandschaft von Fika zu Fika (der legendären schwedischen Kaffeepause).

Wenn unangemeldet Besuch kommt: Königliche Kaffeepause

Und auch (oder gerade), wenn die Promis meist in anderen Gefilden weilen, hier in Östergötland können so lustige Sachen wie in Arkösunds Hotell www.arkosundshotell.se passieren, wie Inhaberin Malin erzählt: Die schwedische Kronprinzessin Victoria und ihr Mann Daniel kamen im Sommer 2016 mit ihren Kindern mit dem Boot überraschend vorbei. Daniel betrat also das Hotel, eine Basecap tief ins Gesicht gezogen, während Malin gerade in sich versunken den Speisesaal wischte, und fragte, ob es etwas zu essen gebe (und einen Kaffee, garantiert… Fikatime).  Irgendwie kam Malin der junge Mann bekannt vor, aber so richtig kam sie nicht drauf, woher. Leider nein, sagte sie, die Küche habe geschlossen, man könne aber sicher etwas kleines Kaltes richten. Daniel holte den Rest der Familie, und erst da erkannte sie, dass es die königliche Familie war. Zu essen bekamen sie dann den für die Region typischen Arkötoast, geröstetes Brot üppig mit Krabbensalat belegt.

Fähre für lau: Stegeborgs Slottsruin

Östergötland

Fähre mit Schlossruine

Auf dem Weg nach Süden benutzen wir die öffentliche Fähre am Eingang des Göta Kanals. Sie ist kostenlos und das 10-minütige Warten auf ihre Abfahrt garnicht schlimm, denn am anderen Ufer liegt malerisch die alte Burg Stegeborg. Die war einst die wichtigste der Region, weil sie den Eingang der Göta Kanals sicherte. Im Sommer kann die Burg mit Audioguide besichtigt werden.

Erholung mit Ausblick: Skärgårdsbyn

Und dann sind wir da im St. Anna Skärgård. Über eine kurze Brücke verlassen wir das Festland gen Insel Mon, hier liegen der Campingplatz und die Hütten des Skärgårdsbyn von Mattias Johansson. Besonders die 36 neuen Hütten am Hang und deshalb alle mit Meerblick sind sehr beliebt. Wer hier urlaubt, ist außerdem unter Einheimischen: 80 Prozent der Gäste sind Schweden. Und was kann man hier machen, außer den sagenhaften Ausblick zu genießen und eine Fika einzulegen? Angeln zum Beispiel, oder ein Boot leihen. Jetski oder Kajak fahren. Oder einen Ausflug nach Harstena machen. Und da dann Kaffeepause 🙂 .

Zeitreise: Harstena

Magnus Lindkvist vom Harstena Turistservice holt uns mit dem Taxiboot ab. Eine Dreiviertelstunde lang ziehen nun immer wieder Inseln und Inselchen an uns vorbei, mal mit roten Sommerhäuschen am Ufer, mal nur mit Wald bewachsen, mal steht ein Reh am Ufer. Oder war es ein Elch? Vielleicht auch eine Kuh. Zu spät, das Motorboot ist schon zu weit weg… Dann biegen wir in eine Art natürlichen Kanal ein und sind da. Harstena, einst Hot Spot der Robbenjagd , ist heute ein bliebtes Ausflugs- und, klar, Fika-Ziel bei Seglern, Paddlern und anderen Bootskapitänen. Man kommt her, macht sein Boot fest und ein Picknick am Hafen.

Alte, rote Holzhäuschen prägen den malerischen Ort, der nur drei dauerhafte Bewohner sein eigen nennt. Im Sommer wird es voller, da kann es sein, dass mehrere hundert Leute in den alten Häusern das Licht und die Wärme des immer viel zu kurzen schwedischen Sommers genießen. So ist Magnus hier ein bisschen Mädchen für alles: Er hat den Bootservice und ein Restaurant, sein Bruder Martin betreibt eine Aalräucherei ganz wie früher. Ach ja, den Aal fängt sein Vater. Und Schwägerin Emma betreibt die neue Bäckerei zusammen mit ihrer Schwester Lisa. Da duften Zimt- und Vanilleschnecken, Hefebrötchen, Knäcke und Kekse. Höchste Zeit für die nächste Kaffeepause!

So nett wie skurril: Ein winzig kleines rotes Holzhaus ist die Post und die Bücherei der Insel gleichzeitig. In der Hütte hängen die grünen Briefkästen der Bewohner. Man kann dort den Schlüssel für die Bücherei holen und sich zum Lesen nebenan in den Sessel setzen oder ein Buch ausleihen. Und gern auch ein ausgelesenes dalassen. Für heute geht es weiter. Ohne Buch.

Raus aufs Meer: Ostkustenkajak

Christian vom Kustcamp Ekön Gryt südöstlich von Valdemarsvik wartet schon. Überall auf der Wiese am Ufer und auf Gestellen lagern seine bunten Seekajaks, leuchten rot, gelb und grün – mehr als 60 Stück verleiht er. Auf einer Leine zwischen Bäumen trocknen Schwimmwesten. Man kann hier fast das ganze Jahr über kajaken und im Winter meistens Eisskaten. Für mein Geschmack ist paddeln im Sommer aber definitiv schöner. Und so geht es (nach einer Tasse Begrüßungskaffee) gleich los: Zelte und Essen einpacken, ein passendes Kajak suchen, rein ins Wasser. Einmal um die Ecke gebogen, und schon sind wir mittendrin im Schärengarten von Östergötland mit seinen großen und kleinen Inseln, von denen manche nur wie hingestreut felsige Erhebungen im Wasser sind.

Schlagartig stellt sich Urlaubsfeeling ein, ein bisschen Aufregung vor der Überquerung des Meeres bis zur nächsten Insel mischt sich mit völliger Entspannung. Sitze ich gerade grinsend im knallgelben Seekajak? Ich glaube schon.

Nach Harstena würde man von hier vier bis fünf Stunden im Kajak brauchen, erklärt Christian. Und zeigt nach vorne: Da. über der nächsten Insel kreist ein Seeadler. Die Zahl der Vögel wächst in der letzten Zeit wieder an. Auch Seehunde, früher stark bejagt in der Region, sieht man nun wieder. Sie trauen sich näher ans Land, wenn die Heringsschwärme jetzt, im Frühsommer, kommen. Bald ist das heutige Nachtlager erreicht, kurze Zeit später hängen die Baumzelte bezugsfertig in der Luft. Mehr als drei im passenden Abstand stehende Bäume braucht es nicht, um das Zelt mit wenigen Handgriffen zu befestigen. Bald prasselt ein Lagerfeuer und das Essen ist auf den mitgenommenen Gaskochern fix heiß gemacht. Danach gibt es den letzten Kaffee des Tages, diesmal mit Schokolade, und hinterher noch ein kaltes Bier. Als es irgendwann dann doch langsam dunkel wird – und das ist jetzt im Juni tatsächlich sehr, sehr spät –, plätschern die Wellen der Ostsee so einschläfernd ans Ufer, dass ich nach wenigen Minuten tief und fest im Baumzelt eingeschlafen bin.

 

Die Erkundung Östergötlands (und unzählige Tassen Kaffee mit und ohne Zimtschnecke) wurde(n) mir von Visit Sweden ermöglicht. Danke dafür! Mehr Infos zur Region Östergötland: Visit Östergötland

 

 

 

 

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