nachhaltig
Kommentare 38

Eukalyptus: Europas Pest in Baumgestalt

Vielleicht lebt ihr auch irgendwo in Nord- oder Westdeutschland. Und vielleicht habt ihr euch auch über das seltsame Licht und die bleichrote Sonnenscheibe am Himmel in den letzten Tagen gewundert? Diese Sonnenerscheinung hat tatsächlich etwas mit Eukalyptus-Bäumen zu tun – und bedeutet nichts Gutes. Heute gibt es also keine schöne Geschichte von unterwegs, sondern eine hässliche, eine von der Gier nach dem schnellen Geld.

Eigentlich liebe ich ja Bäume, besonders die großen. Und Eukalyptusbäume auf der iberischen Halbinsel wachsen förmlich in den Himmel, seit sie in Galicien im 19. Jahrhundert eingeführt wurden. Schon nach kürzester Zeit entwickeln sie mächtige Baumstämme, die sie wie Methusalems wirken lassen, obwohl sie noch gar nicht so alt sind. Zum Beispiel im Souto da Retorta, dem Wald der Riesen. Sie duften nach ätherischen Ölen, wiegen ihre silbrig glänzenden, blaugrünen Blätter im Wind. Bei jedem Schritt knacken die Samenkapseln unter den Füßen und verströmen Eukalyptus-Aroma. Eigentlich hübsch. Obendrein bieten sie durch ihr schnelles Wachstum in kürzester Zeit viel Rohstoff für die unzähligen Papier- und Zellulosefabriken, die sich ebenso wie der Eukalyptus auf der iberischen Halbinsel wundersam vermehren. Biomasse im Schnellverfahren, ein Superbaum. Was also reitet mich, wenn ich ihn als Europas Pest in Baumgestalt bezeichne?

Durst, Durst, Durst

Von dem ersten Grund habe ich schon beim Wandern auf Madeira erfahren. Dort tönen mitten im geschützten Lorbeerwald oft die Motorsägen – weil man sonst der sich ausbreitenden Eukalyptus-Pest kaum Herr wird. Bis zu 500 Liter Wasser braucht der Eukalyptus am Tag, seine Wurzeln bohren sich knapp 20 Meter tief in den Boden und graben der Pflanzenwelt in der Umgebung buchstäblich das Wasser ab. Er sorgt dafür, dass die heimischen Lorbeerwälder, Weltnaturerbe auf Madeira, einen langsamen Tod sterben. Vom Durst des Eukalyptus sind auch viele Bauern auf der iberischen Halbinsel nicht begeistert: Rund um die Eukalyptuspflanzungen sinkt der Grundwasserspiegel, die Felder vertrocknen. Teilweise mussten in der Vergangenheit Polizeiaufgebote die Bauern daran hindern, die Pflanzen auszuroden. Das hat sich gegeben, die Macht der Plantagenbesitzer hat sich letztendlich doch durchgesetzt. Und manche Bauern haben aufgegeben und sind dazu übergegangen, selbst Eukalyptus anzupflanzen.

Da wächst kein Gras mehr

Aber er ist doch so schön grün? Und grün ist Natur und automatisch etwas Feines? Falsch gedacht. Wo der Eukalyptus sich breitmacht, wächst buchstäblich kein Gras mehr. Ein Überlebenskünstler, in dessen Blättern sich ätherische Öle befinden, die schön duften, aber Gift sind für die meisten artfremden Pflanzen. Fallen also Eukalyptusblätter zu Boden, sorgt der Baum automatisch dafür, dass kaum noch Konkurrenz hochkommt. Das Gift in den Blättern sorgt übrigens auch dafür, dass der Eukalyptus als Nahrung für heimische Tiere vollkommen nutzlos ist. Einzig der Koala könnte damit etwas anfangen, aber den gibt es hier nunmal nicht.

Feuerinferno

Alle Jahre wieder brennen die Wälder auf der iberischen Halbinsel. Das ist erstmal nichts Ungewöhnliches, gehört zum Kreislauf der Natur. Aber Waldbrand ist nicht gleich Waldbrand. Wenn ihr zu Haus einen Kaminofen habt, kennt ihr vielleicht das Phänomen: Eichenholz ist schwer, brennt sehr langsam und stetig ab. Das hat den Vorteil, dass man nicht so oft nachlegen muss. Das Gegenteil ist bei Nadelholz der Fall: Die ätherischen Öle sorgen dafür, dass ein trockener Holzscheit buchstäblich wie Zunder herunterbrennt. Die Temperatur steigt schlagartig an und man muss ganz schnell die Sauerstoffzufuhr herunterdrosseln, wenn man nicht will, dass der Ofen Schaden nimmt. Ähnlich brennt auch der Eukalyptus mit seiner luftig-faserigen Struktur und den ätherischen Ölen, die wie Brandbeschleuniger wirken. Da entwickeln sich unfassbar hohe Temperaturen in kürzester Zeit. Pflanzensamen, die auf der iberischen Halbinsel normalerweise einen Waldbrand überstehen würden und danach wieder neue Vegetation sprießen lassen, überleben dieses Temperaturinferno nicht. Nur wenige Samen bilden da die Ausnahme, der wichtigste, ihr werdet es erraten, ist der Eukalyptussamen. Er ist halt ein Überlebenskünstler.

Und wer denkt, was geht mich das an, das hat doch alles nichts mit uns zu tun: Die Waldbrände in Portugal und Spanien haben in den letzten Tagen nicht nur Dutzende Menschenleben gefordert. Sie waren so intensiv, dass die Rauchpartikel bis nach Nord- und Westdeutschland gezogen sind. So hat der Eukalyptus im Prinzip dafür gesorgt, dass sich hier die Sonne verdunkelt. Ich war gerade erst Ende September in Galicien unterwegs, vor allem in der Provinz Ourense. Es bricht einem das Herz zu sehen, was jetzt plötzlich dort los ist. 🙁

Kategorie: nachhaltig

von

Vom heimischen Bauernhof ins Chemielabor und raus in die weite Welt: Heute lebe ich als Journalistin und Autorin - back to the roots - im Weserbergland und darf die Reiselust mit der alten Leidenschaft für Naturthemen verbinden. In unserer binationalen Familie sind wir als Grenzwandler zwischen Deutsch und Spanisch unterwegs.

38 Kommentare

  1. Andrea Wagner sagt

    Das ist wirklich ganz schlimm mit den Bränden. Wieder hat der Mensch das Ökosystem durcheinander gebracht nur wegen der Geldgier.
    LG Andrea

    • Woran man dabei gar nicht denken mag, dass viele Brände sogar von Hand gelegt wurden – um noch mehr Platz für Eukalyptuspflanzungen zu schaffen 🙁 Die Brandstifter haben viele Menschenleben auf dem Gewissen.

  2. Toller Beitrag. Ich kenne die Eucalyptus-Bäume in Europa bisher nur aus Portugal. Dass sie auch in Spanien inzwischen so ein Problem sind, wusste ich nicht.

    • Die kamen meines Wissens sogar aus Spanien nach Portugal, Galicien liegt ja direkt an der Grenze. Dort wurden wohl auch die ersten Eukalyptus-Bäume Europas angepflanzt. Inzwischen sind sie nicht nur in Portugal und Galicien, sondern auch in Asturien und der Extremadura ein riesiges Problem.

  3. Sehr guter Beitrag ! Habe die Eucalyptus Bäume auf Korsika gesehen. Sehr schade, dass die heimischen Pflanzen von ihnen verdrängt werden !

  4. Almuth sagt

    Danke für den tollen und informativen Beitrag. Vieles wußte ich über den Eukalyptus noch nicht. Anfang der 90er war ich in Galicien im Urlaub und hab mich damals schon über diese Monokulturen gewundert bzw. aufgeregt, die auch noch alle Nase lang in Brand standen. Es waren sicher nicht alles gelegte Brände, aber ich kann mir vorstellen, daß diese „ätherischen“ Wälder schnell Feuer fangen. Mir war allerdings nicht klar, daß es dabei auch um großangelegten Plantagenanbau geht. Und daß dieser Baum zu zerstörerisch für andere Arten ist, auch nicht. Mannomann, da hat der Mensch wirklich mal wieder aufs derbste eingegriffen. Vielleicht führt die jetzige Katastrophe zu einem Umdenken. Hoffentlich !

    • Liebe Almuth, danke für dein Lob! Ich hoffe auch, dass sich bald was ändert, allerdings: Das Thema Eukalyptus brandete schon einmal in den 1990er Jahren durch die Medien. Bewirkt hat das wenig, im Gegenteil. Die Anbauflächen haben sich seitdem verdoppelt. 🙁

  5. Sehr interessanter Artikel, mit vielen Inhalten, die mir noch nicht bewusst waren, ausser, dass in Spanien bereits bei meinen Spanienreisen zu Beginn der 80er Jahre grosse Flächen mit diesem Papierindustrie-Holz bebaut waren, und da waren die Bäume schon gross, also dürfte das noch zu Francos Zeiten begonnen haben, zu einer Zeit, zu der auch wir alle ausserhalb der iberischen Halbsinsel exzessiven Papiergebrauch für eh alles „gelernt“ haben, für das Skandinavien allein mit Nadelwald anscheinend nicht mehr ausreichend produzieren konnte.
    Wir müssen uns alle an die Nase fassen, auch die okölogisch Nachdenklicheren, die beruhigten Gewissens statt Plastik Papiertüten verwenden. Für das Abschminken oder Abputzen von Nase, Popo und auch in der Küche das Wegwischen am liebsten einwegig und mehrlagig durchzuführen, ist ein Luxus, der auch erstmal irgendwo aus dem Boden wachsen musste. Wer pro Kind zwei bis drei Jahre lang Wegwerfwindeln verwendet, ist bei der Papier- und Zelluloseverwendung ganz vorn mit dabei.
    Ein Glück nur, dass wenigstens der Gebrauch von Kopierpapier in Firmen und Behörden langsam zurückgeht und immer mehr Leute elektronisch papierfrei lesen, aber das ist vergleichsweise lächerlich wenig, wenn Papierservietten und Verpackung von fastfood aus Materialien vom Baum eher noch häufiger verbraucht werden, denn weniger als 30 % der deutschen Bevölkerung kochen überhaupt noch, aber irgendwo essen sie alle, und jedem, der gerade einen Coffee2go-Becher in der Hand hält, sollte er dort endlich mal Gewissensbrandblasen verursachen, bevor er im Papierkorb beim anderen Einwegpapier landet.
    Die Eukalyptuswälder der iberischen Halbinsel haben aber noch eine weitere Eigenschaft: sie sind still. Falls jemand darin tatsächlich einen einzelnen Vogel sieht oder hört, hat der sich verirrt und noch nicht bemerkt, dass es darin nichts zu futtern gibt, weder Sämereien noch Insekten, die für Kleintiere zur Nahrung taugen, am Boden nicht, und die Blattläuse und Bienen, die zur Blütezeit dort zu finden sind, taugen auch nicht für viele Arten.
    Wie ich in einem inzwischen sehr alten WELT-Artikel aus dem Jahre 1996 (zum Googeln: DIE WELT – Protest gegen Anbau von Eukalyptus Von HANS E. LEX | Veröffentlicht am 20.08.1996 ) las, verbrauchen Eukalyptusbäume nicht nur Wasser, sondern das bei der Ernte aufgerissene Holz gibt auch sein ätherisches Öl frei, (bei der Papierproduktion ja sowieso), dieses verschmutzt die Gewässer, in denen die Organismen darauf ebenso reagieren, wie im Waldbestand: das Wasser wird lebensfeindlich.

    • Wow, Danke für deinen engagierten, ausführlichen Kommentar, der mich noch mehr ins Nachdenken gebracht hat. Gerade habe ich gegoogelt und tatsächlich wird Eukalyptus auch in der Bauindustrie immer noch als Geheimtipp, ökologisch und nachhaltig beworben. 😮

    • Peter sagt

      Vielen Dank für diese Zusatzinfo über die ökologische Vernetzung. Eigentlich logisch, da es sich ja beim Eukalyptus nicht um ein einheimisches Gewächs handelt. Meine Idee, ihn vielleicht zu nutzen, um wasserarme und baumfreie Regionen am Mittelmeer aufzuforsten, was daem dortigen Mikroklima vielleicht gut täte, ist also doch nicht so gut 🙂

  6. Liebe Iris, ich kenne das vom Jakobsweg. Auf den letzten 200 km vor Santiago gibts auch immer wieder Plantagen. Schrecklich der nackte Boden.

    • Liebe Stefanie,
      😮 sogar am Jakobsweg?Manche würden sogar die unbewaldeten Bergkuppen aus Frankos Zeiten dem Eukalyptuswald vorziehen. Da konnte man wenigstens noch die Ziegen grasen lassen.

  7. Anna Baumann sagt

    Ich habe diese Bäume erstmals dieses Jahr 2019 in Chiessi auf Elba gesehen. Sie geben toll Schatten, aber ich wusste nicht, um welchen Baum es sich handelt. Also rein ins Internet und hier auch die negative Seite dieser invasiven Art gefunden. Bin gelinde gesagt entsetzt, denn rund um diese Bäume wächst tatsächlich gar nichts anderes. Schade eigentlich, denn gefallen würden sie mir sehr.
    Auf jeden Fall danke für den sehr informativen Beitrag.

    • Ich kann das sehr gut verstehen, fand das Aussehen und den Duft auch so toll – bis ich dann mehr über die Bäume erfahren habe.

  8. In den Ländern rund um das Mittelmeer ist Eucalyptus überall fest etabliert. Ich bin mehreren Sorten in ganz Griechenland, auf Zypern und in ganz Italien begegnet. In Sizilien wurde Eukalyptus hauptsächlich zur Befestigung von Straßen angepflanzt. Im Volksmund ist es der „Malariabaum“ weil er Sumpfgebiete austrocknete und dabei den Mücken die Feuchte entzog. Hier wird sein Holz allerdings fast nur als Brennmaterial genutzt. Wälder entstanden dort, wo man schnell aufforsten wollte. Immerhin, da es in Sizilien keine Papierindustrie gibt, wird Eukalyptus nicht aus Habgier sondern aus Unwissen gepflanzt. Es gibt sogar einen Eukalyptushonig. Langsam kommen die Agronomen und Forstbehörden aber auch drauf, welche Schäden der Neophyt anrichtet und nicht hierher gehört, dass für die Aufforstung Eichen, Eschen und heimische Arten vorzuziehen sind.

    • Dass man ihn Malariabaum nennt, ist hochinteressant, das war mir nicht bekannt, klingt aber logisch, denn Austrocknen ist ja seine Spezialität 🙂 Vielen Dank für Deine Ausführungen, Luigi!

  9. Bernd Menzen sagt

    Hallo Iris,
    ich bin gerade in Galicien unterwegs und sitze in einem Hotel in Pontevedra. Heute bin ich an der portugisisch-spanischen Grenze entlang durch abgebrannte Eukalyptus-Wälder gefahren und habe danach aus Neugier im Internet recherchiert. Dabei bin ich auf Deinen Artikel gestoßen. Ich bin Dir für diesen Artikel sehr sehr dankbar, denn naiv wie ich wohl bin, dachte ich auf meinen Reisen durch Nordspanien bisher immer: „Hier ist die Natur noch in Ordnung, hier gibt es sogar noch Eukalyptusbäume.“ Was für eine grandiose Fehleinschätzung. Nun bin ich klüger, nochmals Danke!

    • Hallo Bernd, mir ging es ja ganz genauso wie Dir! Und deshalb war es mir auch so wichtig darüber zu schreiben, damit mehr Leute davon erfahren. Ich danke Dir, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, diesen Kommentar zu verfassen, das bestätigt und freut mich sehr!!! 🙏

  10. Bernd Schlüter sagt

    Danke für Eure aufschlussreichen Artikel! Eigentlich wollte ich den Regenwald roden und mit hochproduktiven Eukalyptusbäumen bepflanzen, um den Energiehunger der Welt ohne Kernkraftwerke und CO2-neutral zu stillen. Auch Wasserstoff im ausreinenden Maße fiele dabei an.

    Die Schäden durch die Eukalyptus-Monokulturen sind aber offensichtlich so gewaltig, dass man den Mittelmeerraum völlig für solche Plantagen sperren sollte und ausschließlich flache Sumpfgebiete für den Anbau zulassen müsste, wo Wasser im Überfluss vorhanden ist.
    Große Teile Brasiliens sind sehr geeignet dafür. Bolsonaros Politik zielt auf eine Zerstörung des Regenwaldes mit der schädlichsten überhaupt denkbaren Form des Raubbaus an der Natur ab, indem die Eukalyptushölzer in Kohlenmeilern vom eigentlich wertvollen Wasserstoff sinnlos befreit werden, der in Form von giftigem Qualm die Umwelt verpestet.
    Meine Idee ist, dass man mit Hilfe von Technik (Gleichstrom-Pyrolyse) diesen größten Teil des Sonnenenergiegehalts des dann wirklich wertvollen Holzes in Gaskraftwerken nutzt und Südamerika statt mittels Kernkraftwerken mit elektrischer Energie versorgt. Die Holzkohle, die dann übrig bleibt, reicht, um die energiehungrigen Hochöfen Brasiliens weiter zu betreiben, die heute noch, ohne Einsatz von geeigneter Technik, die Menschheit des Waldes sinnlos beraubt.

    Für Bolsonaro empfehle ich die Flucht nach vorne: Aufstellen einer wirksamen Waldpolizeitruppe, Einrichtung von Regenwaldschutzzonen (30%) und Sperren ungeeigneter Flächen für den Anbau nebst Einrichtung breiter Brandschneisen.
    In Europa haben Eukalyptusplantagen überhaupt nichts mehr zu suchen. In Malaria- und Gelbfiebergebieten können sie übrigens auch eine nützliche Wirkung haben.
    Wir Deutschen sind in der Lage, die Welt mit der erforderlichen Technik auszurüsten und die fossile CO2-Verbrennung zu beenden.
    Unser eigener Wald ist zur Rettung des Klimas leider zu klein.
    Heute zerstört der Eukalyptus noch die Welt. Das muss nicht so bleiben.

    • Es gibt in Südamerika schon viele Regionen, in denen Eukalyptus angepflanzt wird. Aber ich bezweifle stark, dass der tropische Regenwald dafür der geeignete Ort wäre. Das ökologische Gleichgewicht dort ist viel fragiler als es von außen aussieht und ein Baum mit so massiven ökologischen Auswirkungen wie der Eukalyptus würde das Gleichgewicht gehörig durcheinander bringen. Aber die nonplusultra-Lösung für das Klimaproblem habe ich leider auch nicht…

  11. Peter sagt

    Hallo Iris,
    vielen Dank für deinen Artikel. Wie viele andere hatte ich mich vorher nur über die großen, duftenden Eukalyptuswälder am Jakobsweg in Portugal und Galicien gefreut und sehe das jetzt natürlich mit anderen Augen. Obwohl ich mich seit vielen Jahren mit Ökologie befasse, waren mir diese Informationen neu. Vielen Dank also nochmals.
    Ich bin übrigens auch im Weserbergland zuhause.
    Peter

  12. Hallo Peter,
    vielen Dank für Deinen Kommentar! Darf ich fragen, aus welchem Teil des Weserberglandes? (Bei mir ist es der schöne Solling 🙂)
    Iris

  13. Simone D. sagt

    Hallo Iris,

    man muß schon tiefer suchen um überhaupt kritische Kommentare über Eukalyptus in Europa zu finden. Ich bin auch erst auf die Suche gegangen nachdem uns, bei Touren, die stillen Wälder auf Madeira aufgefallen sind. Und obwohl viele auf Madeira Angst vor den ständig zunehmenden Feuern haben, ist es nur wenigen bewußt daß der Eukalyptus die Ursache dafür ist. Ebenso bemerken viele das sich das Mikroklima der Insel durch den zunehmenden Wassermangel, der durch die Bäume verursacht bereits erheblich verändert hat. Es wird halt mit dem Klimawandel begründet, kann man nix machen. Ich wüßte allerdings auch nicht warum die durstigen Eukalyptus-Wüstenmacher überhaupt nach Madeira eingeführt wurden. Auf Madeira gibt es meines Wissens keine Papierfabrik. Als Schutz gegen Errosion und zur Hangbefestigung sind die endemischen Lorbeerbäume wesentlich besser geeignet. Außerdem fangen sie bekanntermaßen Wasser aus Wolken und der Umgebung und leiten dieses in den Boden ab. Was besonders für eine Insel die als einzige Wasserquelle das Oberflächenwasser zur Verfügung hat existenziell.
    Es ist alles gut und schön daß der Lorbeerwald unter UNESCO Welterbeschutz gestellt wurde.
    Aber dieser Wald besteht aus lebendigen Pflanzen. Durch die Beschränkung auf dieses Schutzgebiet wird auch die Vermehrung und Ausbreitung verhindert. Vielmehr sollte dieser natürliche Genpool genutzt werden um diese nützlichen endemischen Arten wieder auf der Insel zu verbreiten. Denn hätte es genügend Lorbeerbäume, Farne und Storchenschnabel Ableger gegeben um nach den schweren Bränden die Hänge neu aufzuforsten und vor Abrutschen durch Erosion zu schützen, hätte der Feuerbaum Eukalyptus gar keine Chance gehabt.

    Ich denke, hier muß ein Umdenken stattfinden. Man sollte sanft aus dem endemischen Lorbeerwald heraus beginnen diesen wieder zu vermehren, unter zu Hilfenahme der einheimischen Bauern. Diese identifizieren sich mit ihrer Insel, kenne sich mit den klimatischen Bedingungen und den Bedürfnissen ihrer Pflanzen bestens aus. Nur dies bietet die Chance den Eukalyptus mit seinen wasserraubenden wüstenbildenden Auswüchsen dauerhaft zu bekämpfen und durch den einheimischen Lorbeer zu ersetzen.

    Wasser gegen Feuer!

    Lorbeerbaumgrün gegen Eukalyptusgrau!

  14. Pingback: Odemira und die wilde Atlantikküste (auf unserem Roadtrip durch Südportugal)

  15. Wie geht es weiter Iris Schaper? 2018 brannten in Monchique 28000 ha Wald , im März 2020 wurden während des Lockdowns an zwei Stellen je 5 Millionen neue Eukalyptusbäume in der Serra rund um Monchique gepflanzt. In Monchique wurde ein Verein gegründet http://monchique-alerta.org/en/english/ über den eco123.info berichtet. Sie als Chemikerin ? Was schlagen Sie vor ? Wie wird man diese „Pest in Baumgestalt “ los, wenn in der Serra bereits 87 % aus Eukalyptus bestehen. Hier stimmt die CHEMIE nicht, dort wo mehrfach Eukalyptus stand-ist die Erde tot. Ihr Bericht ist sehr aufklärend, wie kann es weiter gehn? Herzliche gute Grüße,margita weiler

  16. Pingback: 2022-02-09 Constância – gitta.lap42.de

  17. Monika Finnegan-Reuß sagt

    ich war 1989 dort, und das Problem Eukalyptus, Brände um den voeherigen Wald dann mit Eukalyptus zu bepflanzen, das gab es schon damals. Man hat nicht gelernt. Wo ist da die EU? Übrigens schmeckt im Gebiet Ourense der Tee wegen dem Wasser auch aus dem Wasserhahn immer nach Eukalyptus.

    • Hallo Monika, das mit dem Tee war mir auch nicht bekannt, danke für die Info! Je mehr Leute hier ihre Erfahrungen posten, desto mehr erfährt man über die Auswirkungen. 🙁

  18. Kai Ehlers sagt

    Es wundert mich, wie vielen Menschen nicht klar ist, dass diese Bäume nichts Gutes bedeuten. Spätestens, wenn man durch so eine Plantage geht, ist doch offensichtlich, dass man sich in einem „Tal des Todes“ befindet. Wenn man dann noch weiß, wie wunderschön und reich die ursprüngliche Flora und Fauna war, kann man nur noch verzweifeln!

  19. Rainer Ullrich sagt

    Ich wohne in Sachsen und habe seit zwei Jahren einen Eucalyptus gunnii azura im Garten. Eigentlich hatten wir ihn nur aus Spaß ausgepflanzt, nach dem Motto „Beim ersten ernsthaften Frost ist der wieder weg“. Aber was soll ich sagen? Unser Eucalyptus ist inzwischen über 4 Meter groß. Nachdem wir kürzlich eine Rundreise durch Portugal gemacht hatten und die Eukalyptus-Problematik so offensichtlich wurde, fragt man sich schon, weshalb die Gartenmärkte so unkontrolliert diese und andere nicht heimische problematische Pflanzen hier verbreiten dürfen. Unser Eucalyptus steht jedenfalls ab sofort unter strenger Beobachtung und die Kettensäge ist in Bereitschaft, denn unser Klima, welches sich weiter verändert, bringt neue Probleme in dieser Hinsicht. Man muss auch wissen, dass der Schnitt des Eucalyptus direkt über der Erde nicht dazu führen wird, dass er wirklich weg ist. Der Stubben treibt wieder aufs neue aus. Und der Eukalyptus gunnii azura ist bis -20 °C winterfest. Aber wer weiß in Deutschland schon von dieser Problematik!?

    • Roswitha Lanquetin sagt

      Hallo Rainer, auch ich habe mir vor 10 Jahren im Gartenmarkt ein kleines, 80cm großes Eukalyptusbäumchen gekauft, ohne zu wissen, was da auf mich zukommt. Nach 10 Jahren ist aus dem Bäumchen ein Riesenbaum geworden, ich habe noch nie einen Baum so schnell wachsen sehen!!
      Nach allem, was ich jetzt nach der Lektüre weiß, muß ich wohl einen Spezialist hinzuziehen, der den Baum mit Stumpf und Stiel herauszieht. Zudem steht der Baum nur 5 Meter vom Haus weg! Eine kleine Katastrophe!
      Zumal ich in der Provence wohne, wo das Wasser von Sommer zu Sommer knapper wird – da geht Eukalyptus garnicht. Ich werde das Gartencenter darauf ansprechen, ich habe gesehen.
      Danke meinem Freund Stefan, der mich auf diese Homepage aufmerksam gemacht hat und vielen Dank an Iris.

  20. Hans-Günter Bretthauer sagt

    Ich bin grade erst wieder auf die Eukalyptusproblematik gestossen, das war für mich in den 90ern präsenter, da war ich öfter auf Reisen, u.A. in Süd-Afrikla und auf Madeira, da wurde einverzweifelter Kampf genen Eukalyptus geführt. Ist der ertsmal freigestzt, ist der fast nicht mehr wezubekommen.
    Jetzt stosse ich wieder auf dieses Thema, in den sozialen Medien wird Lycocell, eine Faser aus Ekalyptusholz, als besonders wassersparend und umweltfreundlich beworben. Zyischer geht es wohl kaum, klar hinterlasse ich da auch meine Kommentare, auch diese Seite hab ich dort verlinkt, in der Hoffnung dass doch einige mitbekommen was da grade läuft.
    Logischerweise werde ich auf diesen Seiten recht schnell gesperrt, aber wenn Feitagabend kommentiert wird, beibt das dann meist über das Wochenende stehen.
    Leute macht mit, ich bin da raus, das nervt die ungemein.
    Falls ihr die Werbung nicht seht, gebt Lycocell als Suchbegriff in die FB Suche ein.

  21. Hallo Iris,
    bei meiner Recherche über Eukalyptus bin ich auf deinen informativen Artikel und die vielen interessanten Kommentare gestoßen. Ich reise gerade durch Uganda, und hier werden viele abgeholzte Gebiete mit Eukalyptus wieder aufgeforstet. Es ist schrecklich, überall diese streichholzartigen Monokulturen zu sehen. Nach 1-2 Jahren sind die Bäume bereits sehr hoch, oben grün und unten dürr und auf dem Boden wächst nichts mehr. Die wertvollen einheimischen Tropenbäume werden immer weniger.

  22. Pingback: URL

  23. Pingback: Die Problematik der Eukalyptusplantagen - Jakobsweg Hintergrund

  24. Patrick Lienert sagt

    Liebe Iris, danke für deinen richtigen und wertvollen Artikel. Ich bin heute 3 Stunden durch Eukalyptuswälder bzw. Zelluloseplantagen in Portugal gefahren. Der blanke Horror. Todeszonen. Man darf sich gar nicht vorstellen, was hier urspünglich war. All diese Eichen- und Mischwälder voller Leben. Vergleichbar mit der Abholzung von Regenwäldern, aber kein Thema, und das mitten in Europa!! Vielleicht ja sogar noch subventioniert. Wo sind Greenpeace, WWF und Co.? Es ist eine Ökokatastrophe gigantischen Ausmasses.

Kommentar verfassen