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Tafona da Herminia: Eine 80-jährige Spanierin und ihre jüdischen Kekse

Heute ist International Coffee Day, dazu passt mein Ausflugstipp in Galicien, zu den wundervollen Keksen von Herminia Rodríguez: Wie aus der Zeit gefallen wirkt die Tafona da Herminia im mittelalterlichen Städtchen Ribadivia. Hier zaubert die 80-jährige Bäckerin in ihrem Holzofen Köstlichkeiten nach alten jüdischen Rezepten. Und deren Ruf macht sie inzwischen weit über die spanischen Grenzen bekannt.

Sephardim, die spanischen Juden

Sephardim gibt es im jüdischen Viertel von Ribadivia schon seit Jahrhunderten nicht mehr. Sie wurden nach der Wiedereroberung Spaniens, der „Reconquista“,  genau wie die Mauren sämtlich vertrieben. Und doch stehen heute noch die Synagoge und die mittelalterlichen Steinbauten aus jener Epoche, als seien die sephardischen Juden niemals weg gewesen.

Und jedes Jahr lässt die Stadt bei der „Festa da Istoria“ die Zeit des Mittelalters wieder aufleben. So kam es auch, dass Herminia Rodríguez gebeten wurde, ein paar Kekse für jüdische Gast-Musiker aus Kanada zu backen. Der Anfang einer ungewöhnlichen Geschichte.

Tafona da Herminia

Wir nähern uns aus einer Seitengasse dem kleinen Ladengeschäft, auf dessen Schild mit der Aufschrift „Tafona da Herminia“ ein Davidstern prangt. Eine alte Dame sitzt gerade auf einem Stuhl neben der Eingangstür und hält einen Schwatz mit der Nachbarin. Mit einem schalkhaften Grinsen erhebt sich Herminia Rodríguez und bittet uns herein. „Herzlich willkommen“, sagt sie, öffnet die zweiflügligen Türen zu ihrer Schatzkammer, dem alten Holzschrank hinter dem Tresen. „Was möchten Sie als erstes probieren?“

Galicische Spitze ziert die Regalböden, in denen Körbchen stehen, gefüllt mit Kupferlin, Ghorayebah, Mamoule und Kamish-Broit. Manche Namen klingt hebräisch, manche jiddisch. Kein Wunder, denn nachdem sie die kanadischen Musiker mit ihrem Gebäck so erfreut hatte, trug man Herminia Rezepte aus der ganzen Welt zu. Ob aus uralten sephardischen Büchern oder aus jüdischen Familien. So kam es also, dass Herminia inzwischen zur offiziellen Gebäck-Lieferantin der israelischen Botschaft in Madrid aufgestiegen ist und sich gänzlich auf jüdische Köstlichkeiten spezialisiert hat. Aber nicht nur deshalb lohnt der Besuch in der Bäckerei der 80-jährigen Dame.

Wie eine Zeitreise

Dieser Ort ist heimelig und vermittelt eine einzigartige Atmosphäre. Als wir hereinkommen, strahlt die Ofenwand noch immer kuschelige Restwärme ab. Jeden Morgen um 4 Uhr früh heizt Herminia ihn mit Holz an. Ob sie jemals daran gedacht hat, auf Elektrizität umzusteigen? Entsetzt schaut sie uns an. Das sei wie beim Brot, das wisse man doch: „Wenn man ihm keine Zeit gibt zum Backen, dann schmeckt es einfach nicht!“ Herminia ist schon ein echtes Original – und eine fantastische Bäckerin. Ihre Kekse gehören zu den leckersten, die ich je probiert habe , vom saftigen Mandelgebäck, das auf der Zunge zergeht, bis zu den mit Datteln gefüllten Mamoules. Wenn ihr in Ribadivia unterwegs seid, macht unbedingt einen Abstecher, es lohnt sich!

Diese Recherche wurde von Turismo de Galicia unterstützt, vielen Dank dafür! Ein besonderer Dank gilt außerdem Richard Rivera, der uns auf einen Abstecher in diese zauberhafte Bäckerei entführt hat.

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6 Kommentare

  1. Oh, das ist ein toller Tipp! Ich selbst liebe die jüdische Küche auch sehr und dieser Laden klingt traumhaft.
    Viele Grüße, Becky

    • Liebe Becky, oh ja, das ist er. So schade, dass es keine Nachfolgerin für den Laden und die Bäckerei gibt! Ihre gesammelten Rezepte sollen später dem Heimatmuseum von Ribadivia überstellt werden…

      • Na dann gehen zumindest die Rezepte nicht ganz verloren… Da bekommt man glatt das Gefühl, selbst hinzufahren und ihn zu übernehmen…

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