ICE und Internet, irgendwie kommen sie nicht zusammen… Kann das denn so schwer sein??? Auf gerade mal fünf Strecken sind die Paradepferde der Bahn mit Hotspots ausgestattet – sieben Jahre nach dem ersten Pilotprojekt! So sitz ich denn wieder mal im Zug – passend zum DB-Werbespruch „Reisezeit ist Nutzzeit“ – und versuche mich zwischen Tunneln und Schnellfahrt krampfhaft am Einloggen und Abschicken. Dieser Zug hat keinen Hotspot. Eine Verbindung klappt immer nur auf je drei Minuten Bahnhofshalt. Sie steht gerade, wenn der Zug sich wieder in Bewegung setzt… Eigentlich finde ich Bahnfahren ja toll. Meistens auch wegen der Mitfahrer, siehe unten. Doch kommunikationstechnisch ist hier absolut noch Luft nach oben. Wie wirbt …
… die Bahn so schön: „Kein anderes Verkehrsmittel bietet so optimale Bedingungen zur Internetnutzung wie der ICE.“. Ah ja. Welche Bedingungen? An Bord von ICEs steht nur ein WLAN des teuren „rosa Riesen“, pardon, magenta, bereit, allerdings nur auf besagten fünf Strecken. Vier davor rund um Frankfurt. Des öfteren fahren dort auch Ersatzzüge, die haben dann – natürlich – keine Hotspot-Technik an Bord… Und zwischen Hamburg und München, auch eine viel befahrene Strecke? Fehlanzeige! Würde die nötige Technik sich nicht selbst finanzieren, wenn man alle großen Netzbetreiber an Bord nimmt und wir Nutzer einen KLEINEN Obulus zahlen? Bislang gibt es keine Anzeichen für Besserung…
Wer um mich herum das Internet nutzen wollte, hat es längst frustriert aufgegeben und zu Filmen oder Spielen gegriffen. Oder liest ein Buch. Alternative: Interessante Menschen im Zug, die zum Beispiel nette kleine Gespräche starten über Gott und die Welt. Leider hab ich in diesem Punkt heute eine Überdosis erwischt, wenn das Glück fehlt, kommt noch das Pech dazu: Zwei Sitze weiter reist Oma Else von Plappermaul. Mit klarer Stimme schafft sie es vier Stunden lang, kaum Atem zu holen zwischen „Unser Pfarrer heißt Clemens Maria Henkel, das ist bei uns ein normaler Name“ und „Bäderkur auf Sylt, so weit nördlich fährt man ja als Bayerin eigentlich garnicht“. Ihr Gegenüber nickt schließlich nur noch ergeben, der Rest des Waggons kramt nach Ohrstöpseln. Leider habe ich nur ein einohriges Headset dabei und fahnde trotzdem auf dem Rechner nach Windows-Beispielmusik. Die entpuppt sich als garnicht mal so übel!
Als sie aussteigt, die schwatzhafte Dame, weiß ich alles über Klöster und Bad Wörishofen und Nonnen in der Familie, über die bayerische Erbfolge bei Bauern und über „die ganzen Seen, den Königssee, den Walchensee, soo scheee….“ Wie sagt meine Kollegin: „NIEMALS ohne Kopfhörer in die Bahn…!“