Familie, Reisen
Schreibe einen Kommentar

Segeln auf der Ostsee: Flunkerfische fangen

Frederik mit SonnenbrilleSegeln ist wie 100 Euro-Scheine unter einer eiskalten, schwankenden Dusche zu zerreißen, heißt es: Selbst schuld. Aber muss man das einem Kleinkind antun? Unbedingt, denn ein Segelboot ist der beste Abenteuerspielplatz und das Schaukeln der Wellen kann nicht wild genug sein.

Holzweg am Strand

Wenn die Ostsee ihren guten Tag hat, sieht es am Strand von Assens fast aus wie in der Karibik.

„Warum tut ihr euch das auch immer an?“, fragte mich heute Morgen eine Mutter in der Kita. Mit dem „antun“ meinte sie unseren Urlaub: Segeln auf der Ostsee. Mit einem Zweieinhalbjährigen – geht gar nicht. Was soll der denn die ganze Zeit machen? Der Arme! Dann war noch unser haarender, Steine verrückter Vierbeiner mit von der Partie – igitt! Zudem ist es immer kalt und nass. Brr!

Ja, Bikiniwetter war nicht. Doch einmal, eine Viertelstunde – zum Sonnenbrand hat’s

Frederik fängt Flunkerfische.

Frederik fängt Flunkerfische.

gereicht. Baden (ich, nicht Jule) war auch nur einmal möglich, auf einer knietiefen Sandbank bei null Wind und strahlendem Sonnenschein.  Und der Rum, für den Cuba Libre, kam in den Grog. Die Ostsee ist halt nicht die Karibik. Und ja, Julchen dreckt, haart und nervt, wenn sie meint Tümmler zu sehen und lauthals schreit, quietscht und fiepst und unbedingt zu ihren Freunden ins Wasser springen will. Leider wird die alte Dame schon ein bisschen blind und hält alles, was ins Wasser platscht, für ihre schwimmenden Freunde. Sie quietscht bei jeder Möwe, jeder Ente und jedem Kormoran. Gut, dass sie nicht mehr alle mitbekommt 😉 Dafür ist sie der beste Bordhund und segelt seit Welpenbeinen.

Frederik spielt mit einem Wasserschlauch

Die Wasserschläuche an den Stegen waren wahnsinnig faszinieren. „Schlauchen“ gehört zu seinen absoluten Lieblingsbeschäftigungen.

Aber dennoch oder gerade deswegen war die Reise perfekt. Unser schwimmendes Zuhause heißt Ukulele, ist gut achteinhalb Meter lang und misst an der breitesten Stelle knapp drei Meter. Genug Platz für zwei Erwachsene, klein Freddie und Julchen. Und alles, was man sonst noch so braucht. Eigentlich nicht viel, vor allem nicht für Frederik.

Ein Hund spielt mit einem Stein

Steine tauchen hat Jule sich selbst beigebracht. Kleine Kiesel gehen nicht, es müssen schon richtige Brocken sein.

Kinderspielzeug hatte ich zwar dabei, liegt aber immer noch original verpackt an seinem Platz. Das ganze Schiff ist ein einziger Abenteuerspielplatz. Die Navi-Ecke wurde kurzerhand zum „Loksitz“ umfunktioniert, der Griff für die Kühlbox war der Anschalter. Alle Omis und Kindergartenkumpel wurden per Funk angerufen und Freddie erzählte allen seine Abenteuer. Das Navigationsgerät war natürlich auch immer spannend. „Mama, ich will auch piep machen“, schallte es immer, wenn ich Wegpunkte programmiert habe. Technikinteresse muss man fördern.

Kind schläft in einer seekoje

Seekoje: So schläft er sicher in jeder Lage und mit einer Decke drüber wird eine Höhle draus.

Höhlenbauen kann man natürlich auch überall. Richtig super kam die Seekoje an, in der man auch noch schön schaukeln konnte. Langweilig wurde es nie.

An Deck geht es immer nur mit Schwimmweste. Ich bin immer wieder erstaunt, wie sicher sich das Kerlchen zwischen Wanten, Fallen und Schoten bewegt. Beherzt hüpft er vom Bugkorb auf den Steg und wieder zurück. Meinen vorsorglichen Griff an seiner Schwimmweste wehrt er beleidigt ab. „Du weg, ich kann das alleine.“ Kann er auch. Genauso wie den Motor an-, ausmachen und Winschen kurbeln. Mein kleiner Seemann.

Kind und Hund in einer Koje

Unsere perfekte Crew: Frederik und Jule

Gut, unsere alten Segelziele wie die Äußeren Hebriden oder die Orkney-Inseln können wir nicht mehr ansteuern. Zumindest nicht in diesem Jahr. Macht nichts. Dafür lernen wir dänische Häfen kennen und angeln. Frederiks absolutes Lieblingsbuch an Bord ist Flori Flunkerfisch, weshalb er mit Angel und Kescher auf Flunkerfischfang geht. Petri meint es gut mit ihm und er fängt Eimer weise Flunkerfische, die er aber wieder ins Meer schmeißt, weil sie ja nicht schmecken.

Kind klettert auf dem Schiebeluk

„Guck, guck, Mama!“ Wer sagt, kleine Kinder finden Segeln langweilig, hat es noch nie ausprobiert.

Gesegelt sind wir natürlich auch. Mal mit wenig, meistens mit ordentlich Wind. Mit Kind und Hund – das geht super. Wenn es schaukelt, sitzt er bei Papa oder Mama auf dem Schoß, wir erzählen Geschichten, winken anderen Schiffen, steuern oder trimmen die Segel. Nein, langweilig wird das nicht und müde wird er auch. Das ständige Ausgleichen der Wellenbewegungen ist anstrengend.

Abends fallen wir alle todmüde in die Koje. Freddie träumt von Funkgeräten, Flunker- und fliegenden Fischen aus seinem Bilderbuch, die er unbedingt einmal sehen will. Die gibt es im Atlantik. „Da fahren wir morgen hin“, behauptet Freddie. Morgen vielleicht nicht, aber wer weiß, wann wir uns das antun?

Sonnenuntergang im Hafen von Mommark

Das ist doch mal ein Sonnenuntergang! Die Hafeneinfahrt von Mommark auf Alsen.

Kategorie: Familie, Reisen

von

Schon als Kind wollte ich nur eins: Raus in die Welt, Abenteuer erleben. Fernweh und Abenteuerlust stacheln mich noch immer an. Ob alleine, mit meinem Reisekind und meinen Hunden, reise ich am liebsten abseits der ausgetretenen Pfade und ich halte es wie Susan Sontag: "Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste."

Kommentar verfassen