Rote Häuser aus dem 16. Jahrhundert reihen sich um eine Wiese. Im Hintergrund ein See, rundherum dichte Fichten und lichte Weiden, mittendrin der Maibaum. Ein alter Akkordeonspieler greift zu seinem Instrument, und wie im Heimatfilm tanzen Kinder und Erwachsene zu alten Volksliedern um den Baum. Nicht fehlen darf natürlich das Frösche-Lied, zu dem man im Kreis watschelt und Quakgeräusche macht. Peinlich ist da nichts, Alt und Jung machen eifrig mit. Viele der Kinder tragen Kränze, am Morgen frisch gewunden aus Margeriten, gelbem Hahnenfuß, duftendem Klee und anderen Wildblumen (neuerdings mischen sich leider auch immer mehr seelenlose Kränze aus Plastik darunter).
Midsommar in Schweden (oder generell in Skandinavien, jedes Land hat seine eigenen Traditionen) ist eines der schönsten Feste und Bräuche überhaupt. Wer so lange, dunkle Winter hat, zelebriert das Licht und die Wärme doppelt und dreifach intensiv. Gefeiert wird — gesetzlich geregelt — in Schweden immer an dem Samstag zwischen dem 20. und 26. Juni, der dem längsten Tag des Jahres (dem 21. oder 22. Juni) am nächsten ist. In diesem Jahr fällt Midsommar auf den 25. Juni. Meist haben schon am Freitag davor, dem Midsommarafton, alle Läden geschlossen. Junge Mädchen sammeln dann (schweigend!) sieben verschieden Sorten Blumen und legen sie unters Kopfkissen, um von ihren Zukünftigen zu träumen. Und dann wird gefeiert, mit Freunden, Verwandten und Bekannten bindet man Blumenkränze und schmückt den Midsommar- oder Maibaum mit Birken- und Eichenlaub. Fast alle kleinen Kinder tragen Blumenkränze. Zu essen gibt es traditionell Hering mit neuen Kartoffeln und saurer Sahne oder Kartoffelauflauf. Man singt, lacht, feiert und trinkt. Denn dunkel wird es schon früh genug wieder.
Mehr Infos zu Schweden und seinen Tradionen: Visit Sweden
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