So viele Inseln in Nah und Fern haben wir inzwischen besucht, dass wir dachten, wir starten mal ein kleines Insel-ABC. Und schweifen mal wieder nach Übersee. Aber nicht auf die Osterinsel, wie man heute erwarten könnte, wir beginnen doch besser mit A. Also: Aruba. „One Happy Island“ ist ihr Slogan, passend zu den vielen US-Besuchern. Liegt mitten in der Karibik, allerdings „unter dem Winde“, und gehört zu den „ABC-Inseln“. Na denn:
Aruba. Da klingt für mich immer dieser alte Beach Boys-Song im Ohr: „Aruba, Jamaica, oh I wanna take ya…“ – groovy, karibisch, wie man sich das als Urlauber so vorstellt, klingt nach relaxtem Strand-Abhängen. Und so ist es auf den ersten Blick auch: Aruba, quasi knapp vor der Küste Venezuelas gelegen, bietet kilometerweite helle Strände, sanfte Wellen und gleichbleibend warmes Klima. „Inseln UNTER dem Winde“, das bedeutet,
hier haben die Passatwinde kaum Einfluss und es gibt weder ausgeprägte Jahreszeiten noch Hurrikans. Kein Wunder, dass hier so viele US-Amerikaner herreisen, zum Baden, Heiraten, als Kreuzfahrt-Stop oder einfach für Paaarty… Was mich ja direkt schon abschrecken und fernhalten würde. Und tatsächlich finde ich, von den drei ABC-Inseln (mit Bonaire und Curaçao) ist Aruba am ehesten so ’ne Art Disneyland. Traumhochzeitsziel, Traumwetter und Traumstrände. Aber das wäre, als würde man Mallorca meiden wegen des Ballermanns. Und da hat ja Anke schon die Augen geöffnet.
Ganz viel Oranje
Denn Aruba hat auch sehr viel europäischen Einfluss (Ist das was Positives für eine karibische Insel? Kolonialzeit, Sklaverei, Unterdrückung…? siehe unten). Nicht nur im Namen der Hauptstadt – Oranjestad – und in ihren – karibisch kunterbunten – Kolonialbauten mit typischem Hollandgiebel: Eigentlich ist die Insel unser direkter Nachbar, denn noch heute ist sie ganz offiziell ein Teil vom Königreich der Niederlande. (Das mit der Unabhängigkeit ist eine andere lange Geschichte…). Also herrscht in den Orten fröhliches „Gewusel“, Besucher kommen zum Bummeln, Shoppen, gönnen sich wie die Tagesgäste der riesigen Kreuzfahrtschiffe einen Snack oder einen Kurzbesuch im Kasino, bevor es sie zum Strand zieht. Oder in eine Strandbar. Oder zum Dinner im Sonnenuntergang in einem der Strandrestaurants.
Und die Strände sind legendär. Nur 31 Kilometer ist die schmale Insel lang, die kleinste der drei ABC-Inseln, aber fast rundherum ist heller Sand. Der Eagle Beach etwa wird regelmäßig unter die schönsten Strände der Welt gewählt. Und der Flamingo Beach auf Renaissance Island ist nur per Boot erreichbar, und nur für Gäste eines großen Hotels in Oranjestad: Das Boot startet mitten in der Hotellobby und tuckert direkt dorthin, wo die langbeinigen Vögel neben den Badenden durchs warme Wasser waten.
Baden, Surfen, Segeln, Kitesurfen ist angesagt. Und Tauchen: Rund um Aruba und seine Nachbarinseln liegt ein beliebtes Tauchrevier. Fische, Korallen und einige versunkene Wracks locken unterwasser. Und wer lieber trocken bleiben will, kann mit einem U-Boot auf Tauchgang gehen, um Fische wie Schiffe durchs Bullauge zu begucken.
Raue Schönheit im Norden
Ruhiger und ganz ursprünglich ist Aruba im nördlichen Teil, wo die Küste felsiger ist und etwas mehr Brandung hat. Am nördlichsten Punkt steht der California-Leuchtturm mitten zwischen hohen Sanddünen – 2014 ist er hundert Jahre alt geworden. Dem Frachter California hat er allerdings nicht mehr helfen können, das war schon 22 Jahre vor seinem Bau gesunken… Nicht weit entfernt an der Nordostküste liegt ein Felsstrand namens Rock Wish Garden: Erfunden oder nicht – wer hier Türmchen stapelt, darf sich bei jedem Stein was wünschen.
Im kleinen Nationalpark Arikok zeigt sich besonders, dass „unter den Winden“ nicht viel Regen fällt: Dornenbüsche und Kakteen, Sukkulenten und ein bisschen Trockenwüste finden sich rund um die beiden höchsten „Berge“ der Insel. Aus masimal 188 Metern hat man einen schönen Blick über ganz Aruba. Hier ist es nie überlaufen, ein paar schöne Wanderwege führen mitten hindurch. Also Augen offenhalten, denn auch tief im „Gestrüpp“ sind Blüten oder Tiere zu entdecken. In einer Höhle hängen Langnasen-Fledermäuse ab, in einer anderen haben einst indianische Ureinwohner Felszeichnungen hinterlassen.
Und dann? Zurück unter die Menschen?
Es gibt noch viel mehr zu erzählen. Über die Küche, die Geschichte, den Karneval. Über Esel und Korallen. Manches ist bei den ABC-Nachbarn ähnlich. Nur auf Aruba aber lockt, in San Nicolas genau am anderen Ende der Insel, eine Institution: Charlie’s Bar. Nix für lange Nächte, da nur tagsüber geöffnet – aber für das Erlebnis braucht man sowieso besser klaren Kopf. Kein Millimeter Platz bleibt an Decke und Wänden: Schuhe, Schilder, Schiffsbojen und Souvenirs aller Art stellen das Dekor. Snacks gibt’s auch. Und dazu, nicht nur für Frischvermählte, die legendär scharfe Honeymoon Sauce. Oder doch ein Bier? Ein Balashi – frisch von der Insel, gebraut nach deutschem Reinheitsgebot…
Gut zu wissen:
Informationen über Aruba liefern die offiziellen Tourismus-Seiten der Insel:
www.visitaruba.com auf Englisch und www.aruba.de auf Deutsch
Flüge aus den Niederlanden sind tendenziell günstiger – also besser zB erst ab Schiphol fliegen
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So, das Insel-ABC ist geboren – und wird sich Stück für Stück füllen.
Was hätten wir denn da sonst noch? (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
A(Aruba) – B(Bonaire) (Bornholm)– C – D – E – F – G(Guernsey) – H – I – J – K – L – M – N – O – P – Q – R – S – T – U – V – W
**Gewissensfrage Tourismus
Nur um das mal grundsätzlich wieder aufs Tapet zu bringen: Wie geht man mit dem kolonialistischen Einfluss auf die Welt um? Passiert ist passiert, alles Geschichte? Hilft man Einheimischen, weil sie vom Tourismus leben? Oder zerstört zu viel Tourismus Land und Traditionen? Und sollte man überhaupt Fernreisen mit dem Flieger unternehmen? Lieber nur Nahziele bereisen und Stellvertreter-Reportagen aus fernen Ländern lesen/gucken? Der Fremd-Einfluss hat spätestens mit Kolumbus begonnen und ist Thema für lange Diskussionen. Gründe, Widersprüche, Argumente, Abwägungen. Am Ende ist es doch eine Gewissensentscheidung für jede/n Einzelne/n von uns…