Die Farben hier wirken fast irreal: Das knallrote Laub des Weinblattahorns, das Orange der kanadischen Felsenbirne oder die goldgelben Blätter der Gurkenmagnolie. Für den Indian Summer müsst ihr nicht über den Atlantik fliegen. Ein Ausflug in den Harz reicht. Dort befindet sich einer der größten Baumgärten Deutschlands mit vielen Exoten von Übersee.
Als wir Reisefedern die schönsten Herbst-Wanderungen zusammengestellt haben, fiel mir auf, dass ein Ziel noch fehlt. Es stand schon lange auf meiner persönlichen To-Travel-List im Herbst: der Weltwald Harz in Bad Grund.
Das Wetter war perfekt am vergangenen Wochenende, also habe ich das schnell nachgeholt. Viele Navigationssysteme haben Probleme mit der genauen Adressangabe. Aber wenn Ihr auf der Bundesstraße 242 von Seesen nach Clausthal-Zellerfeld fahrt, müsst Ihr nur die Augen rechts halten. Der Weltwald taucht kurz vor Bad Grund auf, fette Schilder weisen darauf hin. Ihr könnt entweder schon am Hübichenstein parken und einen der unteren Eingänge benutzen. Oder noch ein Stück fahren (das haben wir gemacht) – zum Parkplatz P1, gut erkennbar am Indianerzelt auf der rechten Seite:
Herbstferien, Wochenende, bestes Wetter – die Vielzahl der Autos, die sich am Straßenrand aufreihten, hat uns erstmal abgeschreckt. Aber trotzdem war drinnen im Weltwald von Massentourismus nichts zu spüren. Im dem großen Wegenetz (etwa 14 Kilometer Länge) verteilen sich die Menschen und wir hatten viele Abschnitte, wo wir keiner Seele begegnet sind.
Vor 35 Jahren befand sich hier noch eine Fichtenmonokultur, die ein Sturm dem Erdboden gleichmachte. So wuchs die Idee, die nun frei gewordenen rund 65 Hektar für etwas ganz anderes zu nutzen, ein Arboretum. Zum einen wollten die Forstwissenschaftler herausfinden, welche Bäume aus gemäßigten Breitengraden in aller Welt hier bei uns besonders gut klarkommen. Zum anderen wollte man aber auch Harzbesuchern einen ungewöhnliche Attraktion bieten. Das ist tatsächlich gelungen. Besonders jetzt, nach mehr als 30 Jahren, wo viele Baumkinder erwachsen geworden sind.
Auf verschlungenen Pfaden
Für Familien mit Kleinkindern ist der „Indianerpfad“ gleich zu Beginn mit nur 1,7 Kilometern Länge das Highlight. Nicht nur, weil er so schön kurz ist, sondern auch, weil er viele abwechslungsreiche Zwischenstationen wie Totempfähle, eine Hängebrücke, einen Aussichtsturm und ein Indianergrab bietet. Allerdings ist dort auch am meisten los. An Wochenend-Ferien-Tagen mit gutem Wetter eher nicht zu empfehlen, wenn Ihr eher auf der Suche nach Ruhe seid.
Botanische Reise durch die Welt
Wir haben uns daher auch gleich vom Eingangsbereich entfernt. Die Bäume hier haben die Forstwirtschaftler in den 1970er Jahren in Gesellschaften angepflanzt, unterteilt nach ihren Lebensräumen. Zu den auffälligsten der rund 600 Arten zählt sicher der Mammutbaum – der größte Baum der Welt. Er hat zwar in den letzten 30 Jahren noch längst nicht seine Komplettmaße erreicht, ist aber jetzt schon beeindruckend groß und wirkt durch seine zerfurchte Rinde sehr alt. Auch einer der Themenwege wurde nach diesen Giganten benannt.
Apropos Themenwege: Nicht nur die sind gut ausgeschildert. Ihr findet auch unter den Wegnamen weitere Infos. Unter anderem, wie Ihr zurück zu Eurem Parkplatz kommt – und ob dieser Weg sich eher wegen des Blütenreichtums im Frühjahr (rosa Blumensymbol) oder für die bunte Herbstfärbung (Gelbes Ahornblatt) lohnt.
Allerdings haben wir die Erfahrung gemacht, dass auf den Blütenwegen jetzt im Herbst fast gar nichts los ist – und es trotzdem jede Menge wunderschön gefärbte Laubbäume gibt. Also nicht abschrecken lassen:
Infos zum Harzer WeltWald
- Der WeltWald ist ganzjährig geöffnet und der Eintritt kostenlos. Führungen könnt Ihr unter Telefon (05327) 82 91 03 buchen.
- Die Straße zu den Parkplätze zweigt von der B 242 zwischen Seesen und Clausthal-Zellerfeld ab, den Schildern Hübichenstein/Weltwald folgen.
- Anreise mit dem Bus: Die Linien 460 und 440 zwischen Osterode, Bad Grund und Clausthal-Zellerfeld halten am Weltwald.
- Homepage: Weltwald Harz
Wow, das ist ja wirklich eine wunderschöne Herbstfärbung. Tolle Fotos hast du da mitgebracht!
Ich mag den WeltWald zu jeder Jahreszeit, aber ganz besonders im Herbst. Man kann von dort aus auch eine schöne ca. 10 km lange Wanderung machen, über Bad Grund, Höhlen Erlebniszentrum Iberger Tropfsteinhöhle, Schweinebraten und Waldgasthof Iberger Albertturm – sehr abwechslungsreich und weniger los 😉 Da ich die Runde so gerne mag, gibt es auch einen Artikel darüber auf meinen Blog: https://anwolf.wordpress.com/2016/11/01/auf-der-suche-nach-dem-goldenen-herbst-arboretum-weltwald-im-harz/
Eine schöne, sonnige Woche wünsche ich dir und herzliche Grüße!
Andrea
Liebe Andrea,
eine tolle Wanderung hast Du da gemacht, vielen Dank für den Tipp! Auch wenn der Himmel erst nach dem WeltWald aufgerissen ist, aber für die Sonnenfotos können wir unser Fotoarchiv ja kombinieren 😉
Auch Dir eine sonnige Woche!
Iris
Schöne Ansichten und gut zu wissen. Das war mir völlig unbekannt. Mal ein schönes Ausflugsziel. Das werde ich im Kopf behalten. Wunderbar, was du wieder entdeckt hast! LG, Almuth
Ja, ich glaube, das würde dir wirklich gefallen. Und du hättest es ja gar nicht weit 😉
LG
Iris
Vorgenommen hatte ich es mir schon länger mal. Das ist bestimmt toll, daß glaube ich auch 🙂 LG
Dieses Jahr lassen sich die Jahreszeiten wirklich nicht lumpen… 😊
Lieben Gruß, Ewald
Ja, da gibt es wirklich nichts zu meckern (naja, im Sommer war’s für die Natur schon hart, weil es bei uns so wenig Regen gab. Aber ich selbst hab das genossen 🙂 )