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Istanbul: Moderne und Multikulti

Mein Bild von Istanbul war nicht viel mehr als ein Klischee: Moscheen, Basare, der Bosporus, Sultanspaläste und viele Zeugnisse der Antike. „Istanbul ist all das, aber eben noch viel mehr, eine der kosmopolitischsten Großstädte, die ich kenne.“ Als Reiseführer muss Serhan Güngör sicher so reden. Aber trotzdem haben wir später auf eigene Faust das neue Istanbul rund um den Taksimplatz erkundet und tatsächlich: Es prickelt, es sprudelt vor Aufbruchstimmung und Vielfalt.

Istanbul_Serhan

Eigentlich waren wir mit Serhan Güngör auf den Spuren des Autors Dan Brown unterwegs. Schließlich spielt das Finale des aktuellen Bestsellers „Inferno“ in der türkischen Millionenmetropole. Serhan hat 2009 Dan Brown SEINE Stadt gezeigt. Der war begeistert und hat nicht nur Istanbul in seinem Roman verewigt, sondern auch Serhan Güngör. Aber das ist eine andere Geschichte, die einen eigenen Blogbeitrag verdient.

Istanbul_Taksim

Trotz aller Historie, trotz der spannenden Schauplätze von „Inferno“ schieben sich immer wieder die aktuellen Ereignisse in die Gespräche unserer Reisegruppe. Wir wollen wissen, wie es am Taksimplatz jetzt aussieht. Denn er ist auch das Symbol des neuen Istanbul. Er liegt mitten im Stadtteil Beyoglu, in dem die türkische Mittelklasse und Upper Class ihr Geld ausgeben, in dem sich die besten Restaurants und kultigsten Szenebars befinden. Am Platz selbst ist von den Unruhen nichts mehr zu spüren – außer dass sich nun vermehrt Touristen vor dem Denkmal der Republik ablichten lassen.

Istanbul_IstiklalVom Taksimplatz aus durchquert die Einkaufsstraße und Fußgängerzone „Istiklal“ den Stadtteil. In der Istiklal ist immer etwas los, ob nun um die Mittagszeit oder um 2 Uhr nachts an einem beliebigen Wochentag, hier pulsiert eine der Hauptlebensadern der Stadt. Auf den Straßenbahnschienen verkehrt ab und zu eine schnuckelige historische Straßenbahn – die sich nachts in einen Partyzug verwandelt: Dann spielt eine Rockband im hinteren Waggon, während das Gefährt die Istiklal hinauf- und hinabzuckelt (sorry für die wackelige Bildqualität):

Istiklal

Istanbul_armenischeKircheAn einer Häuserfassade entdecken wir ein riesiges, schmiedeeisernes Tor, das einen Spalt aufsteht. Dahinter versteckt sich hinter all dem Trubel ein Hinterhof, in dem die Vögel zwitschern. In dieser ruhigen Atmosphäre steht eine der unzähligen armenischen Kirchen von Istanbul. Über dem Eingangstor prangt noch die alte armenische Schrift.

Istanbul_Nevizade3
Und dann gibt es in den Seitenstraßen der Istiklal noch so viel mehr zu entdecken: Zum Beispiel die Gasse Nevizade mit ihren geschwungenen Jugendstillampen. Dort reiht sich Restaurant an Restaurant. Wir haben Glück, denn am späten Nachmittag können wir noch recht einfach Plätze ergattern. Je länger wir hier sitzen, desto mehr füllt sich die Gasse. Und das mitten in der Woche. Wie mag es da wohl erst am Wochenende sein?

Die Stühle der benachbarten Lokale stehen hier ganz dicht beieinander, man kommt schnell ins Gespräch – besonders wenn ein paar kühle Efes-Biere die Zunge lockern. 😉 Es gibt hier so viele Menschen, die englisch oder deutsch sprechen.

Eine elegantere Version bietet die überdachte „Cicek Pasaji“, ebenfalls im Jugendstil, in der sich ein edles Restaurant an das andere reiht. Wir erkunden kunterbunte Einkaufspassagen mit Schmuck, Tüchern, Lampen und Süßigkeiten, Fisch und Obst.

In einer Seitengasse tönen aus einem Irish Pub gälische Klänge, ein paar Meter weiter dröhnt Rammstein aus den Boxen einer Kneipe mit düsterer Beleuchtung. In der edlen Bar „360°“ bietet der transparente Glasaufbau hoch über den Dächern Stadt einen Rundblick in neonblauer Lounge-Atmosphäre. Ich habe immer noch das Gefühl, nur einen winzigen Bruchteil von Istanbul erkundet zu haben, aber eines hat sich gewandelt: Die Stadt am Bosporus hat meine Klischees und Vorurteile vollkommen über den Haufen geworfen.

Diese Reise wurde unterstützt durch das Ministerium für Kultur und Tourismus der Republik Türkei.

Kategorie: Reisen

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Vom heimischen Bauernhof ins Chemielabor und raus in die weite Welt: Heute lebe ich als Journalistin und Autorin - back to the roots - im Weserbergland und darf die Reiselust mit der alten Leidenschaft für Naturthemen verbinden. In unserer binationalen Familie sind wir als Grenzwandler zwischen Deutsch und Spanisch unterwegs.

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