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Elbsandsteingebirge: Klettern für Kerle

Für abenteuerlustige kletterbegeisterte  Kinder ist das Elbsandsteingebirge der perfekte Ort. Bizarre Felsformationen mit ihren Knubbeln, Nasen und Mulden locken alte und junge Gipfelstürmer zum Kraxeln und Bezwingen ein. Aber auch Radfahrer, Wanderer und Eltern mit Kinderwagen kommen auf gut ausgebauten und ausgeschilderten Wanderwegen auf ihre Kosten und zu guter Letzt liegt auch die Kulturstadt Dresden nur einen Katzensprung von der Sächsischen Schweiz entfernt. 

Ein Katapult in der Felsruine

Eine Steinschleuder in der Felsruine sorgt für richtige Mittelalter-Stimmung

Freddie schmollt. Mein Sechsjährige hat schlechte Laune, weil ich ihm verboten habe, seine Ritterausrüstung mitzunehmen. Kein Schild, kein Schwert und keinen Ritterhelm, obwohl wir im Elbsandsteingebirge unterwegs sind, wo früher Raubritter ihr Unwesen trieben. „Und zwar echte Ritter mit Waffen“, erklärt er trotzig und stapft in Richtung Bastei davon. Binnen Sekundenbruchteilen wird aus dem Schmollen ein beeindrucktes Staunen. Bizarr geformte Felsen, die mehrere hundert Meter in den Himmel ragen. Ab und an lassen die Felsformationen einen Blick auf die Elbe zu, die sich wie ein feines, blaues Band durch sattgrüne Felder, Wiesen und Wälder schlängelt. Doch die Postkartenidylle trügt, denn der friedliche Fluss kann sich bei Hochwasser in ein tosendes Monster verwandeln, das mit seinen Wassermassen alles verschlingt, was im Weg ist.

Bizarr geformte Felsen erinnern an Teufel, Unolde und Totempfähle

Mit ein klein wenig Fantasie verwandeln sich die Felsen in Trolle, Monster und Ungeheuer

Urzeitviecher, Ungeheuer und zu Stein gewordene Albträume, die zerfurchten Felsen beflügeln die Fantasie. Vier nebeneinander stehende Steinfinger sehen aus, als ob wollten sie uns gleich zerquetschen. Dunkel und drohend. Mit einem Mal leuchten die Steine hell, die Sonne hat sich ihren Weg durch die Wolken gebahnt und das Ensemble strahlt uns freundlich an. „Mama, ein Monstermund mit Riesenzähnen“ kreischt Freddie und zeigt auf ein paar Felsen und wir gruseln uns gemeinsam. Dunkle Wolken haben sich wieder breit gemacht und liegen wie eine graue Decke über dem Elbsandsteingebirge. Ich summe den „Ritt der Walküren“ von Richard Wagner, stimmungsvoller wäre es vom Handy, aber das hat keinen Internetempfang.

Die Elbe unterhalb eines Felsens im Elbsandsteingebirge

Sorgt immer wieder für Raunen und Staunen – die Elbe

Vor rund 65 Millionen Jahren entstand die Sächsische Schweiz und sie gilt Inbegriff der romantischen Landschaft. Etliche Maler und Dichter erlagen ihrem schroffen Charme und verewigten ihre Verliebtheit in Gemälden, Gedichten und Geschichten. Von Romantik hält Sohnemann wenig, ihn begeistern Waffen. „Eine Steinschleuder“ kreischt der moderne Ritter und ist hin und weg, als er eine entdeckt, die zudem noch geladen ist. Über die steinerne Basteibrücke haben wir die Felsenburg Neurathen erreicht, eine mittelalterliche Burgruine, die mit viel Liebe zum Detail restauriert wurde. Schmale Gänge durchziehen das Gestein und kleine Felsterrassen bieten Panoramablicke auf und vom Ferdinandstein, Mönchsfelsen und den Amselsee und all die anderen Kolosse, die seit Jahrhunderten die Menschen beeindrucken und begeistern.

„Hast Du ein Geldstück, bitte“ bettelt Freddie, als er sieht wie andere Besucher mit Münzen auf Felsvorsprünge zielen, in der Hoffnung dass sie liegen bleiben und dem Werfer Glück bringen. Natürlich segeln viele Münzen, so auch Freddies, in die Tiefe und das Glitzern der Geldstücke weckt Begehrlichkeiten. Wenn er schon keinen Ritterschatz mehr entdecken kann, will er eben das Geld holen. „Ritter haben auch geraubt und ich nehme schließlich niemandem etwas weg“ begründet er sein Vorhaben. Inzwischen ist die Sonne verschwunden und die beginnende Nacht taucht Burgruine in schwärzende Gräulichkeit. Selbst Sohnemann sieht ein, dass es heute keinen Sinn macht, nach den Münzen zu suchen. Das ganze Unterfangen beflügelt Freddies Fantasie und er erklärt mir seinen Plan B, an das Geld zu kommen. „Ich binde einen Magneten an eine Angel und ziehe die Münzen damit nach oben. Zu dumm nur, dass der kleine Kiosk keine Magneten im Angebot hat. Wie versprochen, machen wir uns am nächsten Tag auf die Suche nach den Münzen. Leider ohne Erfolg und mein eifriger Schatzsucher ist bitter enttäuscht, aber Geld ist nicht alles.

Die Sächsische Schweiz gilt als Wiege des Kletterns, behaupten zumindest die Sachsen, nachdem vor 150 Jahren eine Handvoll Sportler aus reiner Lust und Freude am Klettern den Gipfel des Falkensteins erklommen hatten. Wer kann den gut 1100 Kletterfelsen auch schon widerstehen? Mit ihren Löchern, Mulden, Nasen und kleinen Stufen fordern die Felsen einen regelrecht auf, sie zu erklimmen. Aufwändige Ausrüstung bedarf es nicht und ist unter den Elbsandstein-Kletterern auch verpönt, wie mir ein Hobbykletterer erklärt hat.

Kinder klettern durch einen schmalen Durchgang im Labyrinth im Elbsandsteingebirge

Im Labyrinth im Elbsandsteingebirge sind die Durchgänge teilweise so eng, dass nur Kinder durchkommen

„Fahrt zum Labyrinth, da können auch Kinder sicher klettern und die Großen haben auch ihren Spaß“ den Geheimtipp hatte uns die nette Frau an der Rezeption verraten. Unweit vom kleinen Örtchen Langenhennersdorf liegt der Abenteuerspielplatz etwas versteckt hinter einem Wäldchen. „Tschüs Mama. ich geh klettern“, ruft Freddie und verschwindet. Auch wenn der Wirbelwind irgendwo im Felslabyrinth verschwunden ist, mache ich mir keine Sorgen. Als Waldkindergarten-Kind kann er sich sicher in der Natur bewegen. Schmale Pfade schlängeln sich durch die mächtigen Felsen, manche Durchgänge sind so eng, dass nur Kinder passieren können, die sich dann diebisch freuen, wenn die Erwachsenen fast feststecken und einen Umweg machen müssen. Der Rundweg geht über Stiegen, Leitern und Schluchten, durch Höhlen und über Felsvorsprünge. Abenteuer pur und nicht nur Freddies Backen glänzen wie tiefrot wie reife Äpfel.Mit Tränchen in den Augen verlassen wir die Sächsische Schweiz. Es gäbe noch so viel zu entdecken: etwa den gut 112 Kilometer langen Malerweg, der spektakuläre Aussichten auf die Felsformationen verspricht, einen Ausflug mit dem Elbdampfer oder einen Freizeitpark besuchen. Auch die Kulturhochburg Dresden liegt nur etwa eine Stunde entfernt.

Kind springt über eine Schlucht im Elbsandsteingebirge

Der Abenteuerspielplatz Labyrinth lockt mit spektakulären Felsen und Fotomotiven

Informationen:

Anreise:

Von Hamburg gibt es eine direkte Zugverbindung nach Bad Schandau. Mit dem Auto geht es über die A7, A14 und dann die B172.

Übernachten:

Campingplatz, Ferienwohnung oder Luxushotel – die Auswahl der Unterkunft bestimmen Geldbeutel und eigene Ansprüche. Einen Überblick und kostenlosen Buchungsservice gibt es hier

Weitere Infos stehen auf den Seiten Sächsische Schweiz und Elbsandsteingebirge

Anfahrt zum Labyrinth: mit dem Auto bis zum Parkplatz „Hohler Stein“ auf der Straße S 169 zwischen der B 172 – Langenhennersdorf – Bielatal (Hermsdorf).

Hervorragende Dienste hat uns der Reiseführer „Dresden & Sächsische Schweiz“ von Siiri Klose aus dem Dumont Verlag für 17,90 Euro geleistet. Den kann wirklich empfehlen

 

Kategorie: Ausflug, Familie, Reisen

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Schon als Kind wollte ich nur eins: Raus in die Welt, Abenteuer erleben. Fernweh und Abenteuerlust stacheln mich noch immer an. Ob alleine, mit meinem Reisekind und meinen Hunden, reise ich am liebsten abseits der ausgetretenen Pfade und ich halte es wie Susan Sontag: "Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste."

1 Kommentare

  1. Traeumerleswelt sagt

    Dieses Gebiet kenne ich sehr gut aus Kindertagen (schon mein Vater war dort klettern und mein Opa hat in Rathen bei den Freiluftspielen mitgemacht) und auch später war ich noch öfter dort. Das Labyrinth habe ich durch meine Cousine erst als Erwachsene entdeckt, dafür dann gemeinsam mit meinen Kindern 🙂

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