Norddeutscher Winter, nasskalt und nachmittags viel zu früh dunkel – kurz: die allerbeste Zeit, auf Entdeckungstour in spannenden Museen und naturwissenschaftlichen Mitmachzentren zu gehen.
1 Klimahaus Bremerhaven: In 80 Minuten um die Welt
8 Grad Ost: Der Name ist Programm. Denn der achte Längengrad spielt im Klimahaus Bremerhaven (www.klimahaus-bremerhaven.de) eine ganz besondere Rolle. Entlang dieser Nord-Süd Linie laufen die Besucher durch die Klimazonen der Erde, nachempfunden in dem modernen Gebäude anhand der Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Landschaft mit typischen Tieren, Pflanzen und Gebräuchen. Von der Schweiz geht es über Sardinien, Niger, Kamerun und die Antarktis – brr, schnell weiter – über Samoa, Alaska und die Hallig Langeneß, die im betretbaren Modell tatsächlich regelmäßig vom Wasser überspült wird, schließlich wieder zurück nach Bremerhaven. Indes: In 80 Minuten hat nur der alle Klimazonen erlebt, der durch die Ausstellung mit ihren mehr als 11.000 Quadratmetern hindurchgeeilt ist. Etwas mehr Muße lohnt auf jeden Fall, um die vielen Erlebnisräume erleben und die Informationen zur jeweiligen Klimazone aufnehmen zu können. Wer dann immer noch nicht genug gesehen hat: Nebenan erzählt das Deutsche Auswandererhaus (http://dah-bremerhaven.de/) die Geschichte der Auswanderung nach Amerika anhand einzelner Biographien – ein spannendes und hochaktuelles Thema.
Klimahaus Bremerhaven, Am Längengrad 8, 27568 Bremerhaven, www.klimahaus-bremerhaven.de. Tägl. 10-18 Uhr, Erwachsene 15 €, Kinder 11 €, Familienkarte 45 €
2 Ozeaneum Stralsund: Aug in Aug mit Fischen
Vor der dicken Glasscheibe des meterhohen, tiefblauen Beckens fühlt sich die Besucher wie unter Wasser – das gigantische Mottoaquarium „Tiefer Atlantik“ in Stralsund enthält ganze 2,6 Mio. Liter Meerwasser, in dem sich Rochen und Zackenbarsche tummeln, Makrelenschwärme ziehen und sogar ein Sandtigerhai seine Runden dreht. Deutschlands größtes Aquarium Ozeaneum (www.deutsches-meeresmuseum.de/ozeaneum) zeigt die Wasserwelt vom heimischen Hafenbecken bis hoch zum Nordpolarmeer. Staunend stehen Kinder und Eltern vor den verschiedenen Aquarien, die die Lebensräume und Tiere von Ostsee, Nordsee und Atlantik zeigen. Echt beeindruckend. In einem riesig hohen Saal hängen lebensgroße Modelle von Walen, ihre Gesänge erfüllen den Raum – sehr meditativ, wenn man sich auf einer der Liegen Zeit nimmt zum Zuhören. Das gesamte Gebäude ist übrigens barrierefrei.
Ozeaneum, Hafenstraße 11, 18439 Stralsund, www.deutsches-meeresmuseum.de/ozeaneum. Täglich 9.30 bis 18 Uhr, Juni bis September bis 20 Uhr, Erwachsene 17 €, Kinder 8 €
3 Phaeno Wolfsburg: Naturphänomene zum Anfassen
Es knattert und zischt, blubbert und knallt. An rund 350 Experimentierstationen warten Naturphänomene zum Ausprobieren und Entdecken. Wie ein riesiges Raumschiff scheint das futuristische Gebäude des Phaeno (www.phaeno.de) über dem Straßenpflaster zu schweben. Der Bau von Stararchitektin Zaha Hadid zählt für viele zu den bedeutendsten modernen Bauwerken der Welt. Doch der erhabene Eindruck verschwindet, sobald man die heiligen Hallen über die Rolltreppe betritt, und genau das kommt bei den Kindern wirklich an. Kaum da, flitzen sie schon zur ersten Station. Gleiten auf dem „fliegenden Teppich“ über ein Luftpolster, erzeugen selber Blitze, bedienen Roboter oder setzen über die eigenen Hirnströme eine Kugel in Bewegung. Ein Tag reicht kaum aus, um alles zu entdecken – zumal gerade kleine Kinder die Flut an neuen Eindrücken schnell an die Grenze der Erschöpfung bringt.
Phaeno, Willy-Brandt-Platz 1, 38440 Wolfsburg, www.phaeno.de, Di bis Fr 9 bis 17 Uhr, Wochenende und Feiertage 10 bis 18 Uhr, Erwachsene 13,50 €, Kinder 8,50 €, Familienkarte 31 €
4 Bergwerk Rammelsberg: Abenteuer unter Tage
Die feuchte Luft lässt Brillengläser und Kameras sofort beschlagen, es tropft von der Decke und an den Wänden sind verschiedene Erdschichten zu erkennen: Dass sich unter der Erde Schätze verbergen, ist nicht nur für Kinder aufregend. Vor allem dann, wenn es sich um Edelmetalle wie Silber im Rammelsberg www.rammelsberg.de handelt. Das Bergwerk im Harz ist das älteste seiner Art in Deutschland und blickt auf tausend Jahre Geschichte zurück. Als Winter-Familienausflug eignet es sich perfekt, denn die Welt unter Tage ist sehr gut aufbereitet und dort ist es auch egal, ob es draußen regnet oder schneit. Besucher können wählen, ob sie zu Fuß gehen oder mit der ruckeligen Bergbahn in den Berg einfahren wollen. Anschaulicher kann Geologie kaum sein. Große Maschinen werden vorgeführt, Sprengungen erklärt und dröhnende Presslufthammer betätigt. Ein eindrucksvolles Erlebnis, das Einblick gibt in die harte Arbeit der Bergleute. Die gesamte an den Berg gebaute Anlage ist obendrein zusammen mit Goslars Altstadt Weltkulturerbe.
Besucherbergwerk Rammelsberg, Bergtal 19,38640 Goslar, www.rammelsberg.de. Täglich 9 bis 17 Uhr, Erwachsene 8 €, Kinder 4,50 € (zzgl. Kosten für Führung)
5 Universum Bremen: Naturwissenschaft hautnah
Wie arbeitet ein Toaster, wie ein Getriebe? Wie entsteht ein Blitz? Am besten gleich mal selbst ausprobieren. Technik, Mensch und Natur sind die drei Themenschwerpunkte, die sich in dem Gebäude verbergen, das einer funkelnden, grinsenden Muschel gleicht. Wie funktionieren eigentlich der menschliche Körper und seine Sinne? Und was haben Polarlichter und Glühwürmchen gemeinsam? Im Bremer Universum www.universum-bremen.de gehen Familien auf Forschungs- und Entdeckungsreise. Der Außenbereich widmet sich den Themen Wind und Wasser, etwa beim Bau eigener Flussläufe; wer mag, klettert auf den 27 Meter hohen Turm der Lüfte und misst unterwegs die Windstärke. In der zugehörigen Arena präsentieren Science-Shows spannende naturwissenschaftliche Phänomene.
Universum Bremen, Wiener Straße 1a, 28359 Bremen, www.universum-bremen.de. Täglich 10 bis 18 Uhr, Mo bis Fr ab 9 Uhr, Erwachsene 16 €, Kinder 11 €, Familienticket 40 €
6 Miniatur Wunderland Hamburg: Zug ist Trumpf
Abenddämmerung: Das Deckenlicht färbt sich zunächst rot, anschließend blauviolett und erlischt schließlich ganz. Nur die Häuser, Züge und anderen Fahrzeuge auf den riesigen Modell-Landschaften leuchten noch. Denn die Uhren ticken ein bisschen schneller hier. In dem alten Hamburger Speicher wird es alle 15 Minuten Nacht. An den Rändern der Miniwelten Schweiz, Hamburg oder Skandinavien drängen sich derweil die Besucher und staunen. Tausende kommen jeden Tag ins Miniatur Wunderland (www.miniatur-wunderland.de) in Hamburgs Speicherstadt. Und die Modell-Ausstellung, längst im Guinnessbuch der Rekorde, wächst stetig weiter. Überall bimmelt und hupt es, dröhnen Flugzeugturbinen, johlt die Menge bei einem Rockkonzert. Immer wieder fallen lustige Details ins Auge, wie der Panzer mit dem zugeknoteten Kanonenrohr. So manches wird wohl geklaut von den Modellen. Aber weitaus mehr bringen Modelleisenbahn-Fans aus aller Welt mit und stellen es heimlich dazu. Schön schräg – wie die ganze Anlage. Die übrigens laut einer Umfrage der Deutschen Zentrale für Tourismus im Jahr 2016 ausländischen Besuchern in Deutschland am besten gefallen hat, noch vor Schloss Neuschwanstein und dem Kölner Dom.
Miniatur Wunderland Hamburg, Kehrwieder 2, Block D, 20457 Hamburg Speicherstadt, www.miniatur-wunderland.de. Täglich geöffnet vom 9.30-18 Uhr, abends teilweise bis 21 Uhr, Kinder 6,50 €, Erwachsene 13 €
7 Paläon Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere: Zurück in die Steinzeit
Das konnten die Steinzeitmenschen schon alles? Offenbar schon viel früher als bisher bekannt verfügten die Menschen über Werkzeuge und Speere für die Jagd – die Steinzeit war ganz anders, als wir sie uns bisher vorgestellt haben. 1994 entdeckte man in einem Tagebau bei Schöningen rund 300.000 Jahre alte Speere. Im wissenschaftlichen Erlebniszentrum Paläon (www.palaeon.de) lässt sich seit dem Jahr 2013 in einer Dauerausstellung und in Besucher-Laboren entdecken, wie das Leben der ersten Norddeutschen in der Steinzeit ausgesehen haben mag. Inmitten von Seen, Steppen und Wäldern lebte der frühe Niedersachse als Nomade. Lohnenswert ist eine Familienführung, die die Zusammenhänge auch den Kleinen verständlich erklärt.
Paläon Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere, Paläon 1, 38364 Schöningen, www.palaeon.de. Tägl. außer Mo 10-18 Uhr. Erwachsene 12 €, Kinder 8,50 €, Familienkarte 29 €
8 Landesmuseum Hannover: Der Indoor-Dinosaurier-Ausflugstipp
Früher umgab Niedersachsens größtes staatliches Museum der Mief der alten Zeit. Doch die Ausstellungen wurden seit 2013 Stück für Stück nach „Welten“ organisiert und außerdem modernisiert. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen: Schon im Eingangsbereich eine riesige Leinwand, daneben eine Kiste mit 3-D-Brillen. Hier können Kinder per Film schonmal dreidimensional eintauchen in die Urzeit. Die Ausstellung beginnt mit den WasserWelten, wo sich nicht nur die heutigen Fische in unterschiedlichen Aquarien beobachten lassen. Fossilien zeigen die Urzeit, als ein großer Teil Niedersachsen noch unter dem Meeresspiegel lag. Und das alles erklären nicht altbackene Museumstafeln, sondern kleine Touchpads. Das Thema Wasserwelten geht über in das Thema LandWelten, wo lebende Reptilien auch mal neben das Skelett ihres urzeitlichen Verwandten in einem Gehege zu sehen sind. In der Ausstellung MenschenWelten können Kids Größenvergleiche mit Urmensch Lucy und den ersten Urzeit-Kindern anstellen und sich alles wieder mit Animationen veranschaulichen lassen. Einen ausführlicheren Beitrag zum Museum findet ihr hier.
Das Niedersächsische Landesmuseum hat dienstags bis freitags von 10 – 17 Uhr geöffnet, an den Wochenenden und Feiertagen von 10 – 18 Uhr. Der Eintritt kostet 5 €, ermäßigt 4 €, für Familien 10 €. Freitags von 14 -17 Uhr ist der Eintritt frei. Mehr Infos gibt es auf dem Internetauftritt des Museums.
9 HöhlenErlebnisZentrum Harz:In den Berg zur ältesten Familie der Welt
Höhlen gehören zu den ersten Behausungen der Menschheit. Wer einen Blick auf die ältesten Vorfahren von heute lebenden Deutschen erhaschen will, macht sich auf nach Bad Grund im Harz. Früher gab es hier „nur“ die Iberger Tropfsteinhöhle mit ihren mystischen Steinformationen. Heute geht es im Höhlenerlebniszentrum durch einen langen Gang in das Innere des Berges und auf eine Reise durch 385 Millionen Jahre Erdgeschichte. Am faszinierendsten ist aber der Teil, der die „älteste Familie der Welt“ zeigt. In der nahegelegenen Liechtensteinhöhle fand man Menschenknochen aus der Bronzezeit. DNA-Analysen zeigten nicht nur, dass sie miteinander verwandt waren – sondern auch direkte Vorfahren einiger heutiger Harzbewohner. Die genaue Lage der Höhle ist ein streng gehütetes Forschergeheimnis, doch immerhin steht hier eine maßstabsgetreue Nachbildung. Das moderne Erlebniszentrum zur Schauhöhle nimmt Besucher mit in die Vergangenheit.
HöhlenErlebnisZentrum, An der Tropfsteinhöhle 1 (B242) in Bad Grund, Erwachsene zahlen 8€, Kinder ab 6 Jahren 6€, Familien 22€, Öffnungszeiten 1.-19. Nov: Di-So 10-17 Uhr, 20.-30. Nov: Sa-So 10-17 Uhr (20.-24.11. und 27.-30.11. geschlossen), ab 1.12. gelten wieder die normalen Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10 – 17 Uhr
10 Multimar Wattforum Tönning: Wale, Küste, Sturmfluten
Mitten hinein ins norddeutsche Watt: Das geht entweder mit ausführlichem Wandern und Wind, Wetter und Gezeiten genießen – oder konzentriert im Multimar Wattforum in Tönning, östlich von St.Peter-Ording. Kids lieben das große Nationalpark-Zentrum, gibt’s doch hier das Meer und mehr zum Anfassen. Brandung können sie hier selber machen – und gleich verstehen, warum es Ebbe und Flut gibt. Und wie man daraus Energie gewinnen kann…Wie fühlt sich eine Sturmflut an? Was ist eigentlich Watt, wofür ist es gut, und warum gehört es zum Unesco-Weltkulturerbe? 36 Aquarien gibt’s zum Gucken, mit hunderten Arten von Fischen, Krebsen und Muscheln. Die Seesterne darf man sogar streicheln. Im größten Aquarium kommt zweimal die Woche einem Taucher zum Füttern; schon auf dem Trockenen liegt ein riesiges Pottwalskelett. Und neben Walgesängen kann man auch Vogelstimmen entziffern lernen. Nicht nur für Kinder spannend.
Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum, Dithmarscher Str. 6a, 25832 Tönnin, www.multimar-wattforum.de. Täglich geöffnet, April bis Oktober von 10 – 18 Uhr, sonst 10 – 17 Uhr. Der Eintritt kostet 9 €, Kinder 4-15 Jahre 6 €, für Familien 25 €.
11 Übersee-Museum Bremen: Einmal rund um die Welt
Und zum Schluss noch ein Klassiker, schon in der eigenen Kindheit ein Muss bei jedem Bremenbesuch. Und damals waren die Exponate, die Bremer Kaufleute von allen Kontinenten mitgebracht hatten, noch nicht multimedial und pädagogisch wertvoll „aufgemotzt“… Das große Haus direkt am Bahnhof führt einmal rund um die Welt, vorbei an bunten Südsee-Booten, afrikanischen Masken, asiatischem Tempelschmuck, Bisons, Iglus und mehr mehr mehr. Was in die Hauptausstellung nicht reinpasste, kann man in den Regalen im Magazin nebenan begucken. Dazu gibt’s gut gemachte Wechselausstellungen und immer Extra-Aktivitäten.
Übersee-Museum Bremen, Bahnhofsplatz 13, 28195 Bremen, www.uebersee-museum.de. Dienstag-Freitag 9-18 Uhr, Wochenende, feiertags und während der Schulferien 10-18 Uhr, Montags geschlossen. Der Eintritt kostet 7,50 €, Kinder 6-17 Jahre 2,50 €, für Familien 15 €.
Eine sehr gute Sammlung! Kann ich so nur unterschreiben. 🙂
Der Winter kann hier in Norddeutschland wirklich grau, dunkel und anstrengend sein und da sind solche Ziele einfach toll.
Viele Grüße, Becky
Das stimmt, liebe Becky, und deine leckeren Rezepte helfen auch dabei, die dunkle Jahreszeit gut zu überstehen 🙂
Danke dir für deine lieben Worte!