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Terschelling: Wie die Cranberry auf die Insel kam (+ Pofkes Rezept)

Cranberry oder Kranichbeere – eigentlich eine Frucht aus den USA. Und trotzdem ist sie schon seit mehr als 100 Jahren das wichtigste Exportprodukt der Westfriesischen Insel Terschelling. Wieso eigentlich? Das ist eine ungewöhnliche Geschichte – und inzwischen auch mit viiielen leckeren Insel-Rezepten verbunden…


Stürme gelten als dunkel, bedrohlich und angsteinflößend. Für viele Bewohner der Westfriesischen Inseln sind sie aber ein wahres Fest – besonders bei Nordwestwind. Dann bringt die Strömung ihnen viele „Geschenke“. Nach dem Sturm machen die „Jutter“ die Küsten unsicher, so nennt man hier die Strandgutsammler. Was da so alles angeschwemmt wird, könnt Ihr übrigens gut im Wrackmuseum auf Terschelling begutachten.

Und einem Jutter hat die Insel Terschelling auch ihr wichtigstes Exportgut zu verdanken: Cranberries. Die Geschichte erzählen sich die Menschen in mehreren Versionen. Ich habe auf Terschelling mit Flang Cupido vom Kochstudio „Flang in de Pan“ gesprochen. Der kocht nicht nur bevorzugt mit Produkten von Insel, von selbst gesammelten Kräutern und Muscheln bis zu Produkten von hiesigen Produzenten. Flang ist auch der Urenkel des „Schuldigen“ an der üppigen Cranberry-Ernte.

Seine Augen funkeln, wenn er von seinem Vorfahren Pieter Sipkes erzählt. Der fand im Jahr 1845 nach einer stürmischen Novembernacht ein schweres Fass. Er hoffte auf einen guten Tropfen, vielleicht Wein oder Whiskey? Aber als er das Fass öffnete, war er bitter enttäuscht: Da lagen nur halb verschrumpelte, scheinbar wertlose rote Früchte. Enttäuscht warf er sie in die Dünen. Damals nahmen amerikanische Seeleute die Cranberries gegen die Vitamin-C-Mangelkrankheit Skorbut mit auf ihre Schiffe.

Und seit jenem Sturm im 19. Jahrhundert haben sich die Pflanzen überall auf der Insel vermehrt. Heute gibt es Cranberry-Schnaps, Cranberry-Saft, sogar Wurst mit Cranberry-Stückchen. Cranberry-Produkte sind zu Terschellings wichtigstem Exportgut geworden.

Pieter Sipkes sei Dank. Und natürlich verrät Flang Cupido auch noch das Rezept für die Inselspezialität:

Rezept Pofkes (Terschellinger Pfannküchlein mit Cranberries)

Zutaten:

 60 Gramm getrocknete Cranberries/Rosinen
 150 Gramm Mehl
 1 Teelöffel Backpulver
 100 Milliliter kalte Vollmilch
 1 Ei
 20 Gramm Zucker
 1 Prise Salz
 Sonnenblumenöl

Zubereitung:

Die getrockneten Cranberries/Rosinen in heißem Wasser aufquellen lassen. Mehl, Milch, Ei, Zucker und eine Prise Salz zu einem glatten Teig vermischen. Die Beeren und Rosinen unterheben. Der Teig sollte langsam aus von einem Schöpflöffel tropfen (nicht zu dick oder zu dünn). Sonnenblumenöl in eine Pfanne mit dickem Boden geben. Mit einem (Eis-) Löffel kleine Häufchen in die Pfanne geben. Pofkes goldbraun braten, dann umdrehen.

Tipp von Flang Cupido: Mit Honig, Sirup, Cranberry-Kompott oder Puderzucker servieren. Pofkes sind auch köstlich als Dessert mit Eis, frischen Cranberries und Schlagsahne.

Nachhaltigkeitstipp Waddengoud:

Zum nachhaltigen Reisen gehört es auch, lokale Produkte zu kaufen. Damit die Menschen vor Ort auch etwas vom Tourismus haben. Damit die Waren keine langen Transportwege zurücklegen.

 

Wer also auf den Westfriesischen Inseln urlaubt und die Einheimischen unterstützen möchte, der sollte auf das Siegel „Waddengoud“, übersetzt Wattengold, achten. Damit werden nicht nur Insel-Produkte gekennzeichnet, sondern auch Dienstleistungen: So hat das Dorf Oosterend auf Terschelling insgesamt das Zertifikat, weil nur Einheimische hier Betten vermieten. Keine Großkonzerne. Ziemlich guter Ansatz, um den Insel-Ausverkauf zu verhindern. Der sorgt ja hierzulande auf den Nordsee-Inseln für ziemliches Ungemach zwischen Investoren und Insulanern…

Mehr Infos über das niederländische Wattenmeer und die Westfriesischen Inseln findet Ihr unter www.wadtodo.nl/de

Diese Recherche wurde unterstützt von Merk Fryslân, der Regionalmarketing-Organisation der Provinz Friesland. Vielen Dank dafür!

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