7 Fragen an, nah dran
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7 Fragen an… Volker Feser

In unserer Rubrik „7 Fragen an…“ stellen wir Euch interessante Reise-Menschen vor. Heute geht es um Volker Feser, sein Ecuador-Reiseführer war mir in meinem lateinamerikanischen Lieblingsland immer wieder ein treuer Begleiter. Und weil er gerade einen neuen Reiseführer verfasst hat, war das eine willkommene Gelegenheit, um auch ihm endlich einmal unsere 7 Fragen zu stellen:

Über Volker Feser

Der Autor lebt schon seit 33 Jahren in Ecuador,  betreibt dort eine eigene Reiseagentur  und hat ebenso lange schon keinen Wohnsitz mehr in Deutschland. Trotzdem hat er immer noch nicht die ecuadorianische Staatsangehörigkeit, denn, so sagt er „dies würde unweigerlich zum Verlust meiner deutschen Staatsbürgerschaft und ergo meines EU-Reisepasses führen. Es ist wie in dem mexikanischen India-María-Film Ni de aquí ni de allá („Weder von hier noch von dort“). In einer Grauzone leben, scheint so oder so mein Schicksal zu sein.“ Gerade hat Volker für die Recherche für seinen neuesten Reiseführer 28 000 Meilen durch den Südwesten der USA zurückgelegt.

Welches war Dein schönstes Erlebnis unterwegs?

Dieser Moment, wo ich anhielt und aus dem Auto stieg, um in die Stille hineinzulauschen. Eine Stille, die man nicht in Worte fassen kann – und mit dem Antlitz zur Sonne hin fielen plötzlich alle Schatten hinter mir.

Welches Erlebnis (auf Reisen) hat Dich nachhaltig beeinflusst?

Klapperschlangen und deutsche Autobahnen, davor habe ich echt Respekt! Doch ernsthaft, in einem Oktober war ich mal zehn Tage lang in San Francisco unter einem stahlblauem Himmel von morgens bis abends, ganz ohne Wind, Regen und Nebelbänke – eine Seltenheit in dieser fantastischen Stadt ohne Sommer.

Gibt es einen Gegenstand, den Du auf Reisen immer dabei hast?

Papier und Stift, Kamera, Wanderstiefel und Notebook, mein rotes Käppi der Arizona Coyotes und die Kreditkarte!

Wenn Du ohne jegliche Alltagspflichten und gesellschaftliche Zwänge leben könntest – womit würdest Du dann den Großteil deiner Zeit verbringen?

Womöglich mit meinem Hund wandern, ziellos mit ihm über Jeep-Pisten holpern und zwischendurch ein edles Fläschchen und viel Zeit zum Nachdenken. Doch ein Leben so ganz ohne Pflichten und Zwänge halte ich für eine Illusion. Das klingt für mich zumindest ein bisschen nach Lebensmüdigkeit. Nichtsdestotrotz wäre es natürlich wunderbar, ein derartiges Vermögen zu besitzen, um einfach nur noch das zu tun, was einem gerade die größte Freude bereitet. Geld ausgeben, ohne dass es weniger wird … oder die Genügsamkeit eines Daseins in der Hängematte zu verinnerlichen, doch damit käme ich nie klar.

Welches war das gewöhnungsbedürftigste Essen, das Du je in einer anderen Kultur probiert hast?

Eine lauwarme Brühe mit darin herumschwimmenden, schlabberig ausgefransten Pommes Frites. Dies ausgerechnet in Peru, dem Land der kreativen Cuisine in Sachen Fisch, Meeresfrüchte und Alpaka-Rouladen. Nicht nur in abgelegenen Anden-Dörfern muss man auf kulinarische Paradoxe gefasst sein.

Gibt es Dinge, die Du dank Deiner Reise(n) an Deutschland bzw. Deiner Heimat besonders schätzen gelernt hast?

Was meine uralte Heimat betrifft, Freedom of Speech, Fleiß und Effizienz – und die Fähigkeit trotz oder gerade wegen dieser strikten Beachtung der Verkehrsregeln, außerordentlich hohe Geschwindigkeiten zu erreichen, um von A nach B zu gelangen. Wer mich deshalb als „Road Rager“ in Verdacht haben sollte, täuscht sich aber. Zuhause besitze ich seit sieben Jahren kein Auto mehr. Mein CO2-Ausstoß hält sich, von Recherchetouren abgesehen, stark in Grenzen.
Was meine Heimat in der Neuen Welt am Äquator betrifft, schätze ich dank all meiner Reisen „freundliche Indianer“. Ich meine stressfreie Leute ohne historisch verwurzelte Ressentiments, die ihre Herkunft weder glorifizieren noch dramatisieren, und auch einem entwurzelten „Gringo“ ohne Wenn und Aber ein Plätzchen in ihrem Kreise gewähren.

Welches Reiseziel ist auf Deiner Liste noch offen?

Das Burning Man Festival in der Black-Rock-Wüste von Nevada. Da würde ich ungeachtet meines fortgeschrittenen Alters verdammt gerne mit dabei sein. Meine alljährlichen Versuche eines der innerhalb einer Stunde ausverkauften Online-Tickets zu erstehen, schlugen bislang leider fehl.
Auch eine Reise mit dem Mietauto auf indischen Autobahnen und Landstraßen von Nord nach Süd durch den Subkontinent würde ich richtig gerne unternehmen. Das stelle ich mir wie eine Art Selbstheilung im angehenden Chaos und Elend vor. Bei der Wiederkehr würde ich gleich nach der Landung in Ecuador vielleicht sogar den Boden küssen und endlich mit vollem Bewusstsein zu schätzen wissen, was ich hier vor der Haustüre alles Schönes habe und auch noch alles Schönes machen kann, solange es halt die verbleibenden Lebensjährchen erlauben.


Volkers Reiseführer zum Südwesten der USA ist gerade im Michael Müller Verlag erschienen. Neben der Arbeit in seiner ecuadorianischen Reiseagentur erwies sich das Projekt bald als Herkulesaufgabe: Für die insgesamt gut achtmonatige Vorortrecherche flog er neun Mal in die USA und presste seine Erlebnisse „on the road“ in Buchform – 28 000 Meilen auf 912 Seiten. 

Kategorie: 7 Fragen an, nah dran

von

Vom heimischen Bauernhof ins Chemielabor und raus in die weite Welt: Heute lebe ich als Journalistin und Autorin - back to the roots - im Weserbergland und darf die Reiselust mit der alten Leidenschaft für Naturthemen verbinden. In unserer binationalen Familie sind wir als Grenzwandler zwischen Deutsch und Spanisch unterwegs.

4 Kommentare

  1. bfriederike sagt

    Welch ein gelungenes Interview. Bravo Iris Schaper und Volker Feser! Volker hat sich in Ecuador bewundernswert um uns gekümmert. Für seine Bücher recherchiert er gründlichst und er schreibt in einem sehr gewinnenden Stil.
    Vom Reisefeder Blog bin ich begeistert.

  2. bfriederike sagt

    Auch ich liebe Ecuador, die Menschen in Lateinamerika haben ein so warmes Wesen. Bin mit Volker öfters in Kontakt. Im Winter war ich in der fränkischen Heimat, habe Volker in Erlangen getroffen. Mittagessen mit Sylvaner.

    • Wie schön! Schließlich habe ich meinen Mann von dort „entführt“. 😉 Der ist nämlich gebürtiger Ecuadorianer…

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