Meinem Reisekind hatte ich versprochen, auf die Zugspitze, Deutschlands höchsten Gipfel zu fahren. Zuerst war ich skeptisch, ob ich den Vierjährigen zum Wandern bringe. Alles Quatsch, das Kind war nicht zu bremsen. Garmisch-Partenkirchen ist aber auch ein Traum für Kinder. Meine Tipps für einen gelungenen Urlaub mit Kindern in Garmisch, auf der Zug- und Alspitze.
Wir checken ein im Bio-Hotel Garmischer Hof. Danach bummeln wir drei (Silke, Freddie und Labrador Tilda) einmal durch Garmisch. Fast alle Fassaden sind bunt bemalt. Lüftlmalerei heißt diese Kunst, bei der die Farben auf den noch feuchten Kalkputz der Häuser aufgetragen werden und dann mit dem Putz verkieseln und so haltbar werden. Zu sehen sind Szenen des alltäglichen Lebens, aber auch Sehnsüchte und Liebesgeschichten.
Wenn die Sonne weg ist, wird es schattig. Etwas gefröstelt, kuscheln wir uns in die flauschigen Hotelbademäntel und besuchen das hübsche Spa. Seit unserem Trip nach Sankt Peter Ording, geht Freddie auch gerne in die Sauna. Wir haben Glück und sind alleine. Toll für das Kind waren die Wechselbäder für die Füße.
Mit noch glühenden Gesichtern machen wir uns zum Abendessen fertig. Ich bekomme einen schönen Tisch, wo Tilda sich unter eine Bank legen kann. Für Hausgäste gibt es ein günstiges (19 €) Dreigangmenü. Der Service ist super nett und aufmerksam, serviert Freddie eine Tasse der Suppe, die zu meinem Menü gehört. „Geht aufs Haus, dann muss der Kleine nicht warten“, erklärt der Kellner. Wie aufmerksam! Auch der Nachtisch wird gleich zum Teilen serviert. Selten, dass Hotels so freundlich zu Kindern und Müttern sind.
Müd und satt und mit Blick in den Sternenhimmel schlummern wir selig ein. Nach einem ausgiebigen Frühstück, laufen wir die paar Meter zum Bahnhof der Zugspitzbahn. Wir fahren bis Eibsee und dann mit der Gondel auf die Zugspitze. Unbedingt mit der Gondel hochfahren, der Blick ist fantastisch. Das erste Mal für Kind und Hund. Oben wieder das alte Dilemma: Mama will das Bergpanorama fotografieren, Kind und Hund im Schnee toben. Überall Felszacken, Schneekronen und scharfkantige Berggesichter. Über 400 Gipfel in Deutschland, Italien, der Schweiz und Österreich posen in der Sonne. Der Großglockner (3.798 m), die Wildspitze (3.768 m), der Ortler (3.905 m) und der Piz Bernina (4.049 m), die höchsten Berge der Ostalpen füllen die Speicherkarte und mich mit einem Gefühl von Freiheit und Demut vor der Natur.
Nach ausgiebigem Gipfelfeeling auf dem mit 2962 Metern höchsten Berg der Republik und Fotoshooting, fahren wir mit der Gletscherbahn zum Zugspitzgletscher. Vorher schaut Freddie neidisch auf die behelmten Menschen am Gipfelkreuz. „Ich will da auch hin!“ „Nicht ohne Helm!“, bestimme ich. Antwort: „Dann holen wir meinen Fahrradhelm!“ Mit dem Versprechen, nächstes Jahr die Tour besser vorzubereiten, versöhne ich meinen Sohn wieder. Versprochen.
Schnell sind wir auf dem Zugspitzgletscher auf 2.600 Metern Höhe. Leider liegt nicht genug Schnee, so dass Sommer-Schnee-Rodeln ausfällt. Trotzdem toben beide wie die Wilden. Premiere für Tilda: ihr erster Schnee im Leben. Mit Mühe locke ich meinen Bergbub wieder ins Tal. Eigentlich wollte er gerne noch über Nacht bleiben. Mama ist stolz auf ihr Abenteuerkind.
Den Abend beginnen wir mit bewährter Wellness: Sauna, kalte Güsse und Ruhen. Nach so einem Tag schmeckt das Abendessen noch einmal so gut. Kochen können die Bayern und wieder sind alle so nett. Am nächsten Tag wollen wir wieder hoch hinauf: die Alpspitze! Als hätten wir nie etwas anderes gemacht, gondeln wir routiniert hinauf. Und das Kind ist nicht mehr zu halten, es hat die bunten Gleitschirme entdeckt. Zwei, drei Schritte Anlauf und die Tandemgespanne fliegen in den Bilderbuchhimmel. Keine Ahnung, ab wann Kinder mitfliegen dürfen, aber bestimmt nicht mit vier und wo sollte Tilda hin? Also kommt Gleitschirmfliegen auch auf unsere Bucket-List. Fast schon gelangweilt marschiert Freddie übe die AlpspiX, den Panoramasteig, der mit Gittern über den Abhang führt. Dann hat er einen Mini-Klettersteig, den Alpinpark, entdeckt und ist in seinem Element. Tildi folgt ihm wie eine Bergziege.
Über den Genuss-Erlebnisweg, der nicht nur Kinder mit verschiedenen Mitmach- und Entdeckerstationen Freude macht, wandern wir zur Hochalm. Die Strecke ist etwa drei Kilometer lang und gut ausgebaut. In kurzen Abständen locken Stationen zum Entdecken und Ausruhen. Immer Berg ab und die Kleinen vergessen, dass sie wandern. Kurze Rast auf der Hochalm und weiter gehts zur Kreuzeck-Hütte. Wir gönnen uns noch Kaspressknödel und Kaiserschmarrn. Freddie entdeckt, dass man auf der Hütte auch übernachten kann und es fällt mir unendlich schwer, ihm seinen Herzenswunsch und den Tränen gefüllten blauen Augen zu widerstehen. „Nächstes Mal“, verspreche ich wieder. Dann auf ein Neues in 2016! Wir freuen uns schon!
11 Geheimtipps für Garmisch-Partenkirchen mit Kind
- Übernachten im Bio-Hotel Garmischer Hof. Das Haus wird gerade renoviert und noch netter gemacht.
- Lüftlmalerei in Garmisch-Partenkirchen gucken. Infos zur Lüftlmalerei in Garmisch-Partenkirchen.
- Unbedingt mit der Gondel auf die Zugspitze fahren, das Panorama ist betörend. Mit der Zahnradbahn kann man dann hinunter fahren. Wer noch auf die Alpsitze will, nimmt das Ticket Garmisch Classic und spart.
- Das 360 Grad Bergpanorama auf dem Gipfel der Zugspitze hat echten Wow-Effekt.
- Mit der Gletscherbahn auf den Gletscher und Rodeln im Naturschnee, so es denn möglich ist.
- Wer mehr über Gletscher und Eis wissen will, wandert auf dem Gletsch Erlebnis Weg mit interaktiven Stationen.
- Super für Kinder ist der Alpinpark, ein Klettersteig mit Aussichtsplattform MinispiX.
- Auf der Alpspitze ist ein Walk auf dem AlpspiX ein Muss. Zwischen Himmel und Höllental rauscht das Adrenalin.
- Der Gipfel-Erlebnisweg lädt zum Klettern und Erkunden ein. . Mitmachstationen vermitteln Allerlei über Flora und Fauna.
- Wie im Flug vergeht die Wanderung auf dem etwa drei Kilometer langen Genuss-Erlebnisweg zur Kreuzeckbahn . Auf 18 Stationen erfahren große und kleine Bergfexe viel über den Riesen und sein Steinreich. Sonnenplätze, Schaukeln und Liegen laden zum Pausemachen ein.
- Sonnenvesper auf der Hochalm. Achtung, die Liegestühle in der Höhensonne haben Suchtpotential.
Die Reise wurde nicht gesponsert. Auch Reisejournalisten machen Urlaub. Doch es war so schön, dass ich darüber schreiben und meine Tipps teilen musste.
Weitere Infos über Garmisch
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Was für ein schöner Reisebericht! Vielen Dank auch für die Tipps, nur mit der Gondel fahren würde ich mich nicht trauen, alles andere SEHR gerne 🙂 Liebe Grüsse, Heike
Danke, liebe Heike.
Die Zugspitze. Da wollte ich schon lange mal hin. Danke für die Tipps! Wie lange hat die Reise gedauert? Vier Tage? LG Simone
Unbedingt hin. Wir waren zwei Nächte in Garmisch, definitiv viel zu kurz 😉 Davor waren wir je zwei Nächte am Tegernsee und Chiemsee. Auch sehr, sehr schön. LG Silke
Glaube ich, dass das zu kurz war. Wie so oft. 🙁 Eine schöne Woche. LG Simone
Vielen Dank für die tollen Tipps!! Wir fahren Freitagnacht los und sind dann eine Woche in Garmisch-Partenkirchen und werden bestimmt das eine oder andere umsetzen!! Zugspitze steht definitiv auf unser Programm. Mal gucken, was unser Sohn (4,5 Jahre alt) dazu sagt. :))
Liebe Kerstin,
wie schön. Dein Kleiner wird es lieben. Warme Sachen auf die Zugspitze mitnehmen. Ich hatte sogar extra noch ein Jäckchen für unseren Hund gekauft;) Grad auch die Alpspitze ist für Kinder toll. Gleich ein Kombiticket kaufen. Schöne Reise! Silke
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Garmisch ist wirklich eine schöne Stadt mit einer beeindruckenden Lanschaft drumherum. Es gibt sehr viele kinderwagenfreundliche Wanderwege die problemlos beschreitbar sind.