In der Rubrik „Sieben Fragen an“ stellen wir uns heute wieder selbst vor, das Reisefeder-Team. Heute bin ich dran, Sandra. Die große Leidenschaft fürs Reisen, die Welt erkunden, fremde Kulturen und vor allem deren Menschen kennen lernen – das wurde mir bereits früh in die Wiege gelegt, da bin ich mir ziemlich sicher.
Meine Eltern lieben das Reisen, sie lebten in den 1960ern viele Jahre in Afghanistan und später im fernen Chile und unternahmen von dort aus eindrucksvolle Trips mit ihrem klapprigen, aber zuverlässigen VW-Bus. Beides leider Länder, die ich noch nicht kennen lernen durfte. So schön meine Jahre als Projektredakteurin bei der Westdeutschen Zeitung waren, es war 2008 einfach ein neuer Lebensabschnitt für mich, als ich mit dem Reisen auch so richtig beruflich gestartet bin. Endlich frei, ich konnte selbst entscheiden, wann es wo hinging. Es war spannend, herausfordernd – eine solche Horizonterweiterung. Und endlich wieder tolle Menschen interviewen, das hatte mir damals gefehlt. Noch immer sind das die schönsten Momente für mich während der Touren: mit interessanten Charakteren sprechen, ihre Geschichten kennen lernen, auf sie eingehen und Zeit mit ihnen verbringen.
1) Welches war Dein schönstes Erlebnis unterwegs?
Viele beeindruckende Erlebnisse. Doch manche stechen heraus, wenn sie auch noch so kurz waren. Als ich 2015 am romantischen Malawisee mit einer kleinen Journalistentruppe unterwegs war, trat ich leider eines Nachmittags in ein Loch und verletzte mir den Knöchel, er schwoll schlagartig an wie ein riesiges Straußenei – der Hoteldirektor „betäubte“ mich mit Gin Tonic… Am nächsten Morgen wollte er partout mit mir zur nächsten Klinik fahren, um den Fuß checken zu lassen. Da er doch sehr schmerzte, stimmte ich zu. Jedoch werde ich nie vergessen, wie peinlich es mir war, die Schwestern mit dieser Lappalie zu behelligen. Als wir dort ankamen, stellte sich heraus: Die Klinik war eine kleine Gesundheitsstation im nächst größeren Ort, und die Nonnen waren mit viel größeren Dingen beschäftigt: Zu dieser Klinik kamen die Hochschwangeren – oft nach stundenlangen Märschen aus den kleinen Dörfern in der Umgebung –, um ihre Kinder zu bekommen. Falls sie es rechtzeitig schafften. Als wir dort ankamen, standen sie in einer Schlange vor den Toren. Ich zögerte, doch der Hoteldirektor bestand darauf, kurz reinzugehen. Die Schwestern nahmen mich liebevoll auf, verbanden meinen Fuß – und zeigten mir die Babystation. Die Tränen standen mir in den Augen….
2) Welches Erlebnis (auf Reisen) hat Dich nachhaltig beeinflusst?
Ganz eindeutig: der Besuch bei der Schamanin Padmalharmu 2015 in Ladakh, einer Himalayaregion mit buddhistischen Klöstern, hohen Gipfeln und reißenden Flüssen im nördlichen Indien. Eigentlich wollte ich ihr nur von einem Rücken-Leiden und zu viel Arbeit am Laptop erzählen. Doch die weise Bäuerin versetzte sich in einen eindrucksvollen Trance-Zustand und schaute tief in meine Seele – nur indem sie meine Hand hielt. Ihre Tochter übersetzte. Padmalharmu riet mir: „Akzeptiere, dass es Leiden und Glücklichsein im Leben gibt. Du wirst wieder glücklich werden und deinen Weg finden, wenn du nur an dich und an das Glück auf Erden ganz fest glaubst.“ Ein paar Monate nach der Reise wurde ich unverhofft doch noch schwanger. Ein Geschenk Gottes! Ich bin mir ganz sicher, dass die Schamanin meine Seele positiv beeinflusst hat.
3) Gibt es einen Gegenstand, den Du auf Reisen immer dabei hast?
Neben meiner EOS 7 D trage ich ein kleines getrocknetes Glücksklee immer bei mir in der Fototasche. Was auch nicht fehlen darf sind meine Flipflops, man weiß nie, was schon alles auf den Teppichböden der Hotels so stattfand…
4) Wenn Du ohne jegliche Alltagspflichten und gesellschaftliche Zwänge leben könntest – womit würdest Du dann den Großteil deiner Zeit verbringen?
Eindeutig mit Reisen, zusammen mit meinem Mann und meinem Sohn Lennard. Viel Zeit auf Long Island verbringen. Vielleicht doch noch einmal einige Zeit in einem Hilfsprojekt irgendwo auf dem afrikanischen Kontinent arbeiten.
5) Welches war das gewöhnungsbedürftigste Essen, das Du je in einer anderen Kultur probiert hast?
Ich glaube, das waren die marinierten Hühnerfüße inklusive Krallen in China, nicht nur in Hongkong eine große Delikatesse. Schmeckt ähnlich wie unser Brathühnchen, sieht nur lange nicht so appetitlich aus!
6) Gibt es Dinge, die Du dank einer Reise an Deutschland bzw. Deiner Heimat besonders schätzen gelernt hast?
Die meistens doch sehr gute Gesundheitsversorgung hierzulande. Auf den Reisen in Afrika, zum Beispiel in den Süden Äthiopiens oder nach Malawi, merke ich immer wieder, wie gut wir doch dran sind und wie einfach es für uns ist, medizinische Versorgung in nächster Nähe zu bekommen.
7) Welches Reiseziel ist auf Deiner Liste noch offen?
Doch so einige. Vorne an Argentinien und Patagonien in Chile, Punta Arenas, wo meine Eltern gelebt haben. Neuseeland, Australien.
Wer noch mehr zu meiner Indien-Reise lesen möchte, hier gibt’s eine Geschichte zu den Mönchen in Ladakh.