Ich recherchiere gerade im „Waldgebiet des Jahres“. Und entdecke plötzlich Neues im Altbekannten, zum Beispiel vergangene Woche in Fürstenberg: Das ehemalige Jagdschloss am Solling beherbergt nicht nur Norddeutschlands einziges Porzellanmuseum. Gleich nebenan produziert eine der ältesten Manufakturen Europas „weißes Gold„. Besonders fasziniert hat mich eine Kreation des dortigen Brennmeisters – Porzellan mit Kristallüberzug.
Das Jagdschloss thront am Westhang des Solling. Von hier oben hat man einen tollen Blick über das Weserbergland.
Noch bis in die 50er Jahre hinein arbeiteten die Porzelliner, Maler und Polierer im Jagdschloss selbst. Heute entstehen die Kunstwerke aus Porzellan in den Werkshallen nebenan. In den Besucherwerkstätten arbeitet gerade Chris Kahle an einem filigranen Porzellanschälchen:
Langsam verstehe ich auch, warum so etwas nicht zum Billigpreis zu haben ist: Jedes quadratische Loch in der Schälchenwand schneiden die Porzelliner per Hand aus. Auf dem Foto oben sieht man, wie Kahle gerade die scharfen Kanten nachbearbeitet, später folgen noch weitere Arbeitsschritte, das Auftragen der Glasur, das Brennen. Und wenn dann noch Porzellanmalerei im Spiel ist, muss so ein Kunstwerk eben auch seinen Preis haben. (Übrigens, hier kann man auch „Freundinnen-Kurse“ und Workshops in Porzellanmalerei belegen und bekommt die fertigen Produkte nach dem Brennen nach Haus geschickt, tolle Idee für ein Geschenk…)
In Norddeutschlands einzigem Porzellanmuseum stehen Werke aus allen Stilepochen. Auch das Porzellan ist in der Moderne angekommen: Gerade wuchten Arbeiter schwere Vasen ins Obergeschoss für eine Ausstellung, die dort ab 15. Mai stattfindet – „Kristallwunder“. Der Brennmeister in Fürstenberg hat gemeinsam mit den Kristalllaboren der Manufaktur und der Kunsthochschule Kassel eine Herstellungstechnik entwickelt und verfeinert: Kristallglasuren für Porzellan. Jedes Stück ein Unikat, ein bisschen wie Eisblumen am Fenster: