In der „Astrid Lindgrens Welt“ in Småland werden Pippi, Karlsson vom Dach, die Brüder Löwenherz oder Michel lebendig. Mitmachen, fragen und anfassen sind ausdrücklich erwünscht. Pizza und Pommes gibt es nicht, dafür wunderbare Picknickplätze und typisch schwedische Gerichte aus den Bücher. Lecker! Ein paar Tipps.
Es gibt wohl kaum jemand, der seine Kindheit nicht mit den wunderbaren Wesen von Astrid Lindgren verbracht hat. In Småland, genauer in Vimmerby, dem Heimatsort der Autorin, gibt es einen wunderbaren Park, in dem ihre Geschichten lebendig werden.
Bei meinen Tipps für Småland hatte ich die Astrid Lindgrens Welt nicht erwähnt, weil sie eine eigene Geschichte wert ist. Sie ist allerdings so bekannt, dass im Sommer nicht nur wir in die „Astrid Lindgren Welt“ wollen, sondern Scharen von Besuchern. So rollen wir dann Stoßstange an Stoßstange in quälender Schrittgeschwindigkeit Richtung Parkplatz. Doch mein Genervtheitsgen kommt nicht durch, alles geht schneller als gedacht und der Parkplatz ist auf den Ansturm eingestellt.
Mit großen Augen beobachte ich Schweden und Kenner, die Kannen, Kisten und Körbe aus ihren Autos schleppen. Mengen für einen mittleren Umzug und ich habe extra die große Kamera zuhause gelassen, um nicht zu schwer zu schleppen. Was ich nicht wusste: Gleich am Parkeingang gibt es Bollerwagen, in die Kisten, Kind und Kegel verstaut werden. Fürs nächste Mal weiß ich dann Bescheid.
Alle bekannten Kinderromane kann man in der „Astrid Lindgrens Welt“ erleben. Mein Dreijähriger kennt gerade einmal Pippi Langstrumpf und Michel aus Lönneberga, weshalb wir uns auf den Weg zur Villa Kunterbunt machen. Kreischende Kinder jubeln mit Pippi, Papa Ephraim und den Polizisten.
Wir kommen gerade zum Ende einer Show und besichtigen zuerst einmal die Villa Kunterbunt. Das Bett von Herrn Nielsson, die Küche und der Schrank mit dem Goldkoffer. In den Schubladen liegen die Puppenkleider des kleinen Affen und Pippis verschiedenfarbige Strümpfe. Alles zum Anfassen und alles bleibt da.
Pippis geflecktes Pferd (aus Holz) Kleiner Onkel lädt zum Reiten ein und den Limonadenbaum gibt es natürlich auch. Nirgends stehen Schilder „Betreten verboten“. Wenige Schritte weiter liegt die Hoppetosse vor Anker, die von kleinen Piraten und Seereäubern geentert wird. Obwohl es recht voll ist, verläuft sich die Menge und es dauert nicht lange, bis mein Kleiner zum Kapitän wird und den schwarz gestrichenen Kahn steuert.
Eine Glocke beendet die wilden Seeräuberspiele, die nächste Show beginnt. Obwohl alles Schauspieler schwedisch sprechen, sind alle Zuschauer mit dabei. Die Handlung ist ja bekannt und dank des stundenlangen CD-Hörens können wir die Dialoge mitsprechen. Lautstark feuern die Kinder Pippi an, als diese die Polizisten mit Wasser begießt.
Pippi, Tommi, Annika und die Piraten sind zum Anfassen, mischen sich unters Volk, binden die Kinder mit ein und beantworten Fragen – während des Spiels! Sie improvisieren einfach und nehmen die Zuschauer mit. Gebannt verfolgen wir das Geschehen und sind mittendrin statt nur dabei.
In einer Pause kann ich Freddie überreden, die Villa Kunterbunt zu verlassen. Über eine Riesenrutsche flitzt er zum Bollerwagen und kräht nach Pommes. Vergebens, die gibt es nämlich nicht. Weder Pommes noch Burger oder anderes Fast Food kann man auf dem Gelände kaufen. Stattdessen hübsche Picknickplätze, die uns aber nichts nützen und Restaurants, die Speisen aus den Büchern anbieten: Fleischsuppe, Blaubeerpfannkuchen oder Fleischklösschen. Wir gönnen uns Fleischklösschen und sind begeistert. Keine knorpelige Industrieware, sondern wirklich lecker. Dazu eine himmlische Sauce und selbst gestampften Kartoffelbrei. Lecker!!! Und zu bezahlbaren Preisen.
Gut gestärkt suchen wir den Katthulthof und treffen Michel, Ida, Lina und den ganzen Clan. Schweine, Kühe und Pferde stehen auf den Wiesen. Hühner laufen gackernd herum, aber das Tollste ist der Tischlerschuppen. Michels Holzmännchen stehen als gesammelte Werke auf einem Regal. Die sind so entzückend und wecken Begehrlichkeiten. Gut, dass sie fest geschraubt sind. Michel käme gar nicht mehr mit dem Schnitzen nach.
Im Haus hat es der Herd meinem Jungen angetan. Die herausnehmbaren Herdplatten, die einst die Bauchschmerzen von Michels Vater lindern sollten, Schürhaken und Kupferkessel. Wahrscheinlich würden wir heute noch da stehen, wenn ein Gong nicht den Beginn der Show angekündigt hätte. Natürlich wieder auf Schwedisch, da wir die Geschichten auswendig kennen, kein Problem. Total nett gemacht.
Wir sind müde und der Tag ist fast vorbei. Es gäbe noch soviel zu entdecken. Ein Wasserspielplatz lässt noch einmal richtig Freude aufkommen. Auch die Miniaturstadt, in der Pippi Langstrumpf ihre Streiche trieb erkunden wir. Dann ist aber endgültig Schluss und wir streben zum Ausgang.
Erst hier, am Ende des Parks gibt es Geschäfte, die Merchandising-Produkte verkaufen: Michels Mütze und Büchse, Pippi-Perücken und noch vieles mehr. Ich bin positiv überrascht, dass nicht an jeder Ecke Stände stehen, die das Zeug verkaufen und die Kinder verführen. Zugegeben, auch ich habe mich verführen lassen und ein Michel-Gewehr und eine Hoppetosse aus Holz gekauft. Ich habe es nicht bereut, das Spielzeugschiff gehört inzwischen zu den Lieblingen und war außerdem in Schweden noch günstiger als in Deutschland.
Mittlerweile sind wir auch weiter in die Erzählschätzen von Astrid Lindgren vorgedrungen. Jetzt gehört auch Karlsson vom Dach zum Repertoire und Freddie will unbedingt wissen, was es mit dem Propeller auf sich hat. „Wann fahren wir endlich wieder nach Schweden?“
Tipps für einen Besuch der „Astrid Lindgren Welt“:
- Picknick mitnehmen, gleich am Eingang gibt es Bollerwagen und die zahlreichen Picknickplätze sind wirklich sehr schön
- „Pippi-Mitbringsel“ sind teilweise günstiger als Zuhause
- Geschichten vorher noch einmal lesen oder hören, die Aufführungen sind alle auf Schwedisch
- Wechselwäsche mitnehmen, der Wasserspielplatz ist verlockend
Noch ein Herbsthighlight:
Gerade laufen die Vorbereitungen für die kurze aber intensive Spielzeit im Herbst. Vom 25. Oktober bis 2. November 2014 verwandelt sich ein Teil des Theaterparks in einen traditionellen Herbstmarkt: ein rustikaler småländischer Markt wie zu Michels Zeiten. Außerdem werden zusätzlich zum regulären Theaterbetrieb an vier Abenden Aufführungen in der herbstlichen Dämmerung geboten: Im Schein von Fackeln und Feuer erleben die Besucher die Abenteuer von Ronja Räubertochter. Eintrittskarten für den Herbstmarkt und das Abendtheater können online gebucht werden aufwww.alv.se/de.
ASTRID LINDGRENS WELT:
Fabriksgatan
589 40 Vimmerby
Schweden
+46 492 798 00
Im Internet: Astrid Lindgren Welt
Die Reise wurde unterstützt von Visit Småland. Danke, es war so toll!
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Ohhh, wie schön. Da war ich auch. Ein Kindheitstraum wurde wahr. Bullerbü und Co. haben meine Kindheit geprägt.
LG
Sabine
Liebe Sabine,
es war auch zu schön! Richtig schön und nicht nur für Kinder!
Liebe Grüße mit vielen sonnigen Erinnerungen
Silke