Lübeck ist zweifellos eine der schönsten Städte nicht nur im Norden, sondern in ganz Deutschland. Nicht ohne Grund ist die gesamte Altstadt auf der Insel zwischen Trave, Teichen und Kanal Teil des Unesco-Welterbes. Besonders angenehm finde ich ja, dass die Straßen mit den alten Bürgerhäusern gepflegt, aber eben nicht wie eine Puppenstube überrestauriert sind. Hier lebt man und stellt sich nicht aus. Gerade war ich wieder ein paar Tage da. Hier einige Tipps für Lübeck und seinen maritimen Stadtteil Travemünde an der Ostsee.
Aussichtsturm St. Petri
Es ist ein bisschen ein Spleen von mir: Ein Turm? Muss ich drauf. So auch in Lübeck auf den Kirchturm St. Petri. Nicht, dass ich nicht schon mehrfach oben war. Aber der Blick über die Altstadt, aufs Holstentor und bei gutem Wetter bis an die Ostsee ist einfach zu schön.
Hüxstraße
Bummeln ist ja immer ein netter Nebenefekt, wenn man in einer Stadt unterwegs ist. In Lübeck geht das besonders hübsch in der Hüxstraße und parallel dazu in der Fleischhauerstraße. Die eine runter, die andere raufschlendern und sich an schönen Dingen wie skandinavischem Wohnschnickschnack, kleinen Boutiquen mit Klamotten à la Noa Noa oder alten Büchern erfreuen – perfekt. Diesmal hatten am Ende zwei skandinavische Kissen den Besitzer gewechselt…
Marzipan Speicher
Auf der Suche nach dem besten Marzipan habe ich Niederegger links liegen lassen und bin im Marzipan Speicher direkt am Hostenhafen fündig geworden: Am besten schmeckt mir hier das in Würfel geschnittene, leicht angebräunte Marzipan Königsberger Art – nicht so süß und mit richtig hohem Mandelanteil. Die unscheinbaren Boxen mit den Marzipanwürfeln drin stehen übrigens im hinteren Teil des Ladens, vorne sind die teureren Sachen…
Soulmade Eis
Wo wir grad beim Schhlemmen sind, nochmal fix gedanklich zurück in die Schlendermeile Hüx-/Fleischhauerstraße: In letzterer gibt es nämlich weltklasse leckeres hausgemachtes Eis. Hätte ich nicht gewusst, dass man in dem kleinen Geschäft Sorten wie Zitrone-Basilikum, Passsionsfrucht mit Minze (beide mit frischen, kleingehackten Kräutern im Sorbet) oder sündiges Salz-Karamell bekommt, ich wäre dran vorbei gelaufen. Von außen hat Soulmade nichts von einem Eisladen, nur ein paar Biertisch-Bänke stehen davor rum. Doch der Erfolg gibt dem spartanischen Konzept offenbar Recht: Schon nachmittags sollen einige der begehrten Sorten manchmal ausverkauft sein, wie der Lübecker Sammkunde in der Schlange vor mir wusste. Da heißt es, morgen wiederkommen und mal eine andere Sorte versuchen… lecker sahen sie alle aus. Aber Zitrone-Basilikum ist unschlagbar.
Europäisches Hansemuseum
Erst im Mai hat es eröffnet, das Europäische Hansemuseum. Die Familienkarte ist mit gut 30 Euro nicht ohne, aber dafür hat die ganze Familie das moderne Konzept mit seinem Wechsel von computergestützten Info-Tafeln und klassischen Ausstellungsvitrinen überzeugt. Ich habe jedenfalls viel gelernt, nicht nur über die Hansestadt Lübeck, sondern auch über die Entstehung der Hanse und ihren Niedergang und über den Hansetag. Fazit: lohnt sich. Und das Museumsrestaurant im Eingangsbereich ist auch so einen Besuch wert, allein schon wegen der leckeren Mandelkringel und der Brownies, denn alles stammt aus hauseigener Konditorei.
Travemünde: Passat
Eine Legende der Seefahrt ist die Viermastbark Passat. 1911 erstmals in See gestochen, 1957 dann in einem Sturm stark beschädigt, sollte das große Segelschiff 1959 abgewrackt werden. Die Stadt Lübeck verhinderte das und die Bark konnte dank eines Vereins bis heute erhalten und renoviert werden und steht nun sogar unter Denkmalschutz. Sie liegt nun in Travemünde fest vertäut und kann besichtigt werden. Beeindruckend tief unten der Laderaum, wo Salpeter in schweren Säcken von 100 Kilo lagerte… Und für eine Landratte wie mich kaum vorstellbar, mit wie viel Krängung (Schlagseite) das Segelschiff fahren konnte. An dem fiktiven Steuerplatz fühlen sich gut 15 Grad jedenfalls schon scheußlich schief an…
Priwall-Strand
Travemünde, das alte Seebad, in dem schon Familie Mann die Sommerfrische genoss, ist noch heute im Sommer sehr beliebt und hat seinen ganz eigenen Charme. Besonders an den Wochenenden herrscht an der Uferpromenade der Trave (die hier in die Ostsee mündet) Volksfeststimmung (zumindest dem Besucheraufkommen nach). Der mit Strandkörben vollgestellte Strand ist dann, ja, eben voll. Etwas entspannter geht es am Priwall-Strand zu. Der liegt auf der anderen Seite der Trave, man kommt nur mit einer Fähre rüber (im Sommer gibt es eine kleine Personenfähre zwischen Leuchtturm und Yachthafen/Liegeplatz der Passat, sonst verkehrt die Autofähre beim Fischereihafen). Nach dem Hundestrand folgt der breite allgemeine Strand, dem sich der FKK-Strand anschließt. Wer gern am Wasser entlang läuft, hat ab hier (man befindet sich dann schon in Mecklenburg-Vorpommern und nicht mehr in Schleswig-Holstein) viele und auch relativ einsame Kilometer vor sich.
Brodtener Steilufer
Stichwort am Strand entlanglaufen: für mich das Schönste an der Ostsee. Langsam am Strand oder Spülsaum entlangschlendern, die Augen immer nach unten gerichtet auf der Suche nach schönen rundgeschliffenen Steinen, Muscheln, Donnerkeilen, Treibholz oder gar Bernstein. Das geht prima nördlich von Travemünde am Brodtener Steilufer, wenn man gleich zu Beginn (also am Ende der Promenade in Travemünde) unten am Wasser bleibt. Später ragt das Steilufer hinter einem auf, an Hinauf- oder Hinabklettern ist dann nicht mehr zu denken. Oben wächst richtig viel leuchtend orangefarbener Sanddorn und an der Hermannshöhe lädt ein Selbstbedienungsrestaurant zur Pause ein (wenn man denn wieder raufkommt vom Strand… der Uferweg oben an der Kante ist auch sehr schön).
Ostsee nach meinem Geschmack: Steilküste im Rücken, Steine zum Sammeln unter den Füßen
Noch ein Tipp für alle, die nach Lübeck fahren wollen: Wirklich empfehlenswert und voller guter Hinweise ist der Reiseführer MM Lübeck von Matthias Kröner. Eine kostenlose App gibts obendrein.
Hach ja, Lübeck… Da möchte ich auch so gerne mal wieder hin!
Liebe Anke, mir haben es Lübeck und Travemünde auch angetan. An dem „relativ“ einsamen Strand im Anschluss an den Priwall waren wir übrigens gerade. Es war die Zeit der höchsten Feriendichte und wir hatten den Strand ganz für uns allein. Die nächsten Badegäste konnte wir so gerade noch in der Ferne als Schemen ausmachen. Solche Stellen gibt es ja kaum noch in Deutschland. Liebe Grüße, Stefanie
Hallo Stefanie, das klingt ziemlich gut… Was ich außerdem super fand: Man darf dort Drachen steigen lassen! 🙂
Das Brodtener Ufer ist auch toll, da gibt es gleich in der Nähe den Hundestrand…