Berge haben magische Anziehungskräfte. Schon seit jeher wollen die Menschen den Fels bezwingen und auf den Gipfel gelangen. Auch Ungeübte haben die Möglichkeit, Glücksgefühle zu erleben: Auf Klettersteigen verspüren alle Nervenkitzel an Seil und Haken.
Eine Gruppe Schweizer Bergziegen wuselt um mich herum, zieht Klettergurte und Helme stramm, trinkt noch einen Schluck Wasser. Natürlich sind es keine Tiere, sondern Menschen und Bergziege ist keineswegs abwertend, sondern respektvoll gemeint. Ohne zu rutschen meistert sie Schotterwege, schnauft und schwitzt nicht und ist unglaublich schnell. Schweizer bewegen sich in den Bergen sichtbar anders als ich norddeutsches Flachlandgewächs.
Schon lange hatte ich mich auf meinen ersten Klettersteig gefreut. Im Schweizer Engelberg soll die Premiere stattfinden. „Zuerst gehen wir über das Brunnistöckli, dann zum Rigidalstock“, erklärt Bergführer Freddi das Tagesprogramm. „Da oben “, sagt der 38-Jährige und deutet auf einen Gipfel, der ziemlich weit weg und ziemlich steil aussieht. Mein Herz klopft und meine Hände sind schweißnass. Bevor wir in den Berg einsteigen, zeigt der Bergführer an einem Weidezaun , wie wir uns sichern. Erste Regel: Niemals beide Karabiner gleichzeitig lösen.
Nach einem kurzen Fußmarsch ist der Einstieg zum Klettersteig Brunnistöckli erreicht.Zum Angsthaben ist keine Zeit. Meine Mitkletterer, Familie Keller, die mit drei Generationen das Klettersteig-Abenteuer wagt, hat mich in ihre Mitte genommen. Die Karabiner am Sicherungsseil eingehakt und von oben ertönt ein aufmunterndes „Komm, linker Fuß ins Felssprüngli“. Ich liebe den Schweizer Dialekt.
Noch einmal tief Luft holen und Halt für die Finger im Felsen suchen. Einige Furchen, Vorsprünge und Nasen bieten sich an. Die Wand ist erstaunlich griffig. Einzig das Umstecken der Karabiner an den Pfosten, die das Sicherungsseil halten, kostet Nerven. Schweißnasse und zittrige Finger machen die Sache nicht leichter. Geübte tragen Handschuhe. An der Hängebrücke gibt es eine Pause, nur zwei Personen dürfen gleichzeitig das Stahlseil überqueren. Die Aussicht von etwa 2030 Meter Höhe über dem Meer ist sensationell. Schneebedeckte Gipfel, das gezackte Silhouetten, glitzernde Seen und unten, winzig klein liegt Engelberg. Zum Träumen ist weder Zeit noch Muße. Adrenalin jagt durch den Körper, das Herz schlägt schnell und die Brücke ist frei. Seitwärts hangele ich mich über den Abgrund. Zum Glück kommt keine Höhenangst, die Sache fängt langsam an, Spaß zu machen.
Noch eine Leiter, eine Brücke und eine Wand, dann ist es geschafft. Die Anspannung lässt nach, das Herz rast immer noch. Diesmal vor Freude. Zur Belohnung verteilt Mutter Keller Baseler Leckerli, eine Art Energieriegel. Gerne hätte ich noch länger gesessen, mir auf die Schulter geklopft und die Aussicht genossen, aber meine Schweizer Bergziegen haben keine Ruhe. Der nächste Klettersteig, der Rigidalstock, ruft.
Informationen über Engelberg gibt es auf hier. Nützliche Tipps für einen Schweiz Urlaub stehen auf der Seite von Schweiz Tourismus.
Anfänger sollten den Klettersteig mit einem Guide gehen. Infos bei den Engelberger Bergführern.
Die Reise wurde unterstützt von der Engelberg-Titlis Tourismus AG und Schweiz Tourismus. Danke!
Klettersteige sind einfach super. Ich bin auch niemand der gerne frei am Fels klettert aber Klettersteige bieten eine gewisse „Sicherheit“
LG Mel
Ein toller Klettersteig. Hat uns gut gefallen und Lust auf mehr gemacht 😂
Klasse, das freut uns!