Ich hatte es ja schon bei meinem Schuster in Südtirol geschrieben: Manchmal begegnen einem unterwegs Menschen, die einen beeindrucken. Weil sie für eine Passion brennen, ihre Träume verwirklichen. Solchen Menschen bin ich nun wieder in Wangelnstedt im Weserbergland begegnet – der Familie Bremer.
Du musst mal irgendwas mit deinen tollen Tortenkreationen machen“, diesen Satz hat Gisela Bremer oft gehört. Das Backen war ihr liebstes Hobby, eine echte Leidenschaft. Und immer gab es im Hinterkopf den Traum, eines Tages auf dem eigenen Hof ein Café zu eröffnen. Aber als es dann soweit war, kam stattdessen oft die Frage: „Seid ihr eigentlich verrückt?“
Wangelnstedt liegt zwar am Radweg R1 im idyllischen Lennetal im Weserbergland. Aber das Dorf gilt nicht gerade als Nabel der Welt. „Tatsächlich würden andere für diese Summe, die wir in die Renovierung investiert haben, ein ganzes Haus bauen“, erzählt Ehemann Ulrich Bremer. Er ist Frührentner und hat Landwirtschaft und Hofcafé an seine Frau verpachtet. Der alte Kuh- und Schweinestall, in dem sich heute das Café befindet, stand schon lange leer. „Wir hatten früher Milchkühe und haben dann auf Ammenkuhhaltung umgestellt“, erzählt er. Als es dann die Möglichkeit gab, über das Dorferneuerungsprogramm Zuschüsse zu bekommen, reifte die Idee, endlich das Hofcafé in die Tat umzusetzen.
Gut vorbereitet in den Start
Leicht haben sich die Bremers die Entscheidung nicht gemacht. „Wir haben uns sehr viele Hofcafés angeschaut, mit der jeweiligen Chefin gesprochen und die wichtigste Frage gestellt“, erzählt Gisela Bremer: „Würden Sie es noch einmal machen?“ Alle haben ja gesagt. Das machte den Bremers Mut, also fiel die Entscheidung: kein Abriss der maroden Stallgebäude, stattdessen Rundumerneuerung. Der Charakter des alten Backsteinbaus sollte dabei unbedingt erhalten bleiben. „Zum Glück haben wir damals viel Geld gespart, indem wir für die Innen- und Kücheneinrichtung Auktionen in der gesamten Region besucht haben“, sagt Ulrich Bremer. Auf insgesamt 28 Versteigerungen war er, ein Gasherd aus Bremen, ein Konvektomat aus dem Geburtsort der Frau, Stühle und Tische aus einer Restaurantaufgabe in der Kreisstadt Holzminden – fast alles hier stammt aus Auktionen. Im Frühjahr 2013 kam dann schließlich die Eröffnung. Und seitdem erledigt Mundpropaganda den Rest.
Das Angebot wächst und wächst
Längst gibt es nicht mehr nur Kaffee und selbstgebackenen Kuchen mit frischen Früchten der Saison. Inzwischen bietet Gisela Bremer auch hausgemachtes Eis von der befreundeten Wiebke Heinemeyer. Auch diese stammt selbst aus einem landwirtschaftlichen Betrieb und betreibt am Leineradweg in Drüber ein Milchhaus. Im Winter veranstalten die Bremers regelmäßig Galloway-Abende – mit Fleisch aus ihrem eigenen, zertifizierten Bio-Betrieb. Drei Herden grasen auf den Weiden rund um Wangelnstedt. Auf Anfrage bietet das Hofcafé ab zehn Personen auch Frühstücksbuffets an. Sogar Familienfeiern finden inzwischen in den großzügigen Räumlichkeiten statt, die sich durch einen Vorhang verkleinern oder vergrößern lassen. „Es ist zwar sehr viel Arbeit, besonders sonntags, da müssen alle ran“, sagt Gisela Bremer. „Aber die Leute bedanken sich tausendfach und das motiviert uns sehr.“ Inzwischen verzeichnet das in diesem Jahr neu eröffnete Heuhotel ebenfalls die ersten Buchungen – und das einzige, was Bremers Hofcafé davon abhält, noch schneller zu wachsen, ist das Arbeitspensum. An Ideen und Gästen mangelt es nicht.
P.S.: Auch wenn es manchmal sehr schwärmerisch klingt: Dieser Text ist keine Werbung, es ist keinerlei Geld von Bremers Hofcafé in meine Richtung geflossen. ;))
Bremers Hofcafé Bauerstr. 1 37627 Wangelnstedt Tel. 05532/5737 www.bremers-hofcafe.de Öffnungszeiten Sonn- und feiertags von 14:00 - 18:00 Uhr Frühstücksbuffets, Galloway-Abende und Familienfeiern auf Anfrage.