Kilometerlange feinsandige Strände, grüne Küstenwälder und viel Kunst – Mecklenburg-Vorpommerns größtes Ostseebad Kühlungsborn ist erstaunlich vielseitig. Und jetzt im Frühling ganz besonders hübsch.
Kühlungsborn ist Mecklenburg-Vorpommerns größter Ostseeküsten-Badeort. Und der besteht eigentlich aus drei früheren Dörfern: Kühlungsborn West war einst das Fischerdorf Arendsee, Kühlungsborn Ost hieß Brunshaupten und Gut Fulgen. Dazwischen lag ein größeres Stück Wald, das heute der Kühlungsborner Stadtwald ist. Die Ostseeallee mit zum Teil sehr schönen Häusern in Bäderarchitektur verbindet die Stadtteile Ost und West.
Um 1900 entstanden in den drei Orten, die damals noch bescheiden von Fischfang und Landwirtschaft lebten, die ersten Hotels – der Seebadtourismus war unaufhaltsam auf dem Vormarsch. 1938 schloss man die Orte zu einer neuen Stadt zusammen. Deren Name Kühlungsborn ist dem nahen Höhenzug Kühlung im Hinterland entlehnt. Bis heute symbolisieren die drei Möwen im Stadtwappen den Ursprung Kühlungsborns in drei Orten. In der DDR florierte der staatliche Feriendienst, der hier einige Ferienheime unterhielt. An einigen Stellen im Ort lässt sich die DDR-Vergangenheit noch gut erkennen, nicht zuletzt natürlich am früheren Grenzturm nahe der Seebrücke.
1. Go West… zum Naturstrand
Der kilometerlange, kurtaxenpflichtige Strand von Kühlungsborn ist in zahlreiche Abschnitte eingeteilt, mit Strandkorbverleih, Hundestränden und WCs. Mir gefällt der nicht bewirtschaftete Teil, der sich im Westen anschließt, noch besser: viel Sand, Steine zum Sammeln und man kann einfach immer weiterlaufen… bis zum Riedensee, der direkt hinter dem Strand liegt und mit seinem Schilfgürtel und den Sandwiesen ein idyllisches Naturschutzgebiet ist. Und wegen seiner Vogelwelt besonders beliebt bei Ornithologen. Warum nicht – inspiriert durch die künstlerische Umgebung, siehe die folgenden Tipps – Papier, Pinsel oder Bleistift mitnehmen und direkt am Wasser selbst ein paar Skizzen anfertigen? Oder sich mal richtig Zeit zum Fotografieren nehmen und zum Beispiel all die Blautöne einfangen, in die sich Meer und Himmel im Überfluss kleiden?
2. Hotels & Co.: Bäderarchitektur gucken
Vor allem an der drei Kilometer langen Ostseeallee parallel zum Strand, aber auch im Ort verstreut finden sich repräsentative Häuser im Bäderstil, etwa das Hotel Westfalia, das Hotel Vier Jahreszeiten, die Villa Hubertusburg, das Hansa-Haus oder die Villa Lessing.
3. Drei Generationen Kunst: Atelierhaus Rösler-Kröhnke
Etwas außerhalb von Kühlungsborn zeigt Künstlerin Anka Kröhnke die Werke ihrer Familie im Atelierhaus Rösler-Kröhnke in einer aufwändig restaurierten, ehemaligen Gaststätte in wechselnden Ausstellungen. Immer im Mai und im August wechselt das Thema, manchmal ergänzen zeitgenössische Künstler mit ihren Werken die Bilder von Oda Hardt-Rösler, Waldemar Rösler, Walter Kröhnke, Louise Rösler und Anka Kröhnke. Immer am Wochenende geöffnet, an der Landstraße von Kühlungsborn nach Kröpelin gelegen, direkt bevor der Wald beginnt. Lohnt sich!
4. Mittelgebirgsfeeling: Kühlung
So eine Landschaft hätte ich hier nicht erwartet: Fast wie ein mini Mittelgebirge erhebt sich die Kühlung. Der bewaldete Höhenzug ist bis zu 130 Meter hoch und erstreckt sich wie ein grüner Riegel nur wenige Kilometer hinter Kühlungsborn quer zur Küste in die Landschaft. In den überraschend steilen Höhen und Tälern der Kühlung lässt es sich herrlich wandern und spazieren, im Sommer herrscht hier bestimmt ein ganz besonderes Kleinklima. Jetzt im Frühling überziehen Teppiche aus Buschwindröschen und anderen Frühblühern den Boden.
5. Jugendstil: Kunsthalle
Vorbei an der immer weiter verfallenden Villa Baltic aus dem Jahr 1912 (sie hat seit einigen Jahren einen neuen Besitzer, ihre Renovierung scheitert bislang offenbar aber an immer neuen Hürden), der maroden früheren meerwasserschwimmhalle und und den modernen, aber ebenfalls etwas merkwürdigen Kolonnaden, taucht bald linkerhand ein flaches, graues Gebäude auf: Die im Jugendstil errichtete ehemalige Lesehalle beherbergt heute die Kunsthalle und bietet vor allem regionalen Künstlern Raum, ihre Werke zu zeigen.
6. Lecker Fischbrötchen: Fisch Hus
Direkt neben der Kunsthalle bietet das Fisch Hus frische maritime Gerichte an – den Fang hat Fischer Bruno Nähring am Morgen eingebracht. Wer abends einen Platz bekommen möchte, sollte reservieren. Schneller und nicht minder lecker geht´s mit einem Fischbötchen auf die Hand, die mit Matjes, Bratfisch oder Hering frisch belegt werden.
7. Mahnmal Geschichte: DDR-Grenzturm
Nach dem Mauerbau 1961 errichtete die DDR-Regierung in Kühlungsborn zwei Wachtürme, nach 22 Uhr durfte der Strand nicht mehr betreten werden. Einer der Grenztürme steht noch und erinnert an die Zeit der totalen Überwachung durch den Staat. Dienstags und freitags öffnet die kleine Ausstellung nebenan und der Turm kann über Metallleitern erklommen werden. Bedrückend: Oben steht sogar noch ein Gewehr, mit denen die Grenzer auf flüchtende Menschen schossen.
8. Hoch hinaus: Bastofer Leuchtturm
Ein Leuchtturm zwei Kilometer von der Küste entfernt? Gibt’s nur hier. Und dann auch noch gleich Deutschlands höchstgelegenen: Der Bastorfer Leuchtturm sendet sein Signal von der natürlichen Anhöhe „Buk“ weit über die Ostsee. Den frisch restaurierten Backsteinturm kann man über eine Wendeltreppe aus Granit erklimmen. Von oben sind der Riedensee und Kühlungsborn mit seinem Stadtwald gut zu erkennen. Rechterhand erstreckt sich die Kühlung.
9. Yummie: Sanddorneis mit Fernblick im Valentins
Neben dem Bastorfer Leuchtturm bietet das Café und Restaurant Valentins warme Gerichte, leckeren Kuchen und Eis an. Probiertipp: der Sanddorn-Eisbecher.
10. Für Bahn-Nostalgiker: Molli
Im Jahr 1910 verlängerte die Bahn ihre Strecke von Bad Doberan gen Westen bis nach Arendsee. Dies brachte den aufstrebenden Seebädern den entscheidenden Schub. Heute schnauft „der Molli“ etwa stündlich von Kühlungsborn über Heiligendamm nach Bad Doberan, zu erkennen am typischen Pfeifen und der dicken, schwarzen Rußwolke. Muss man mögen – und das tun viele, vor allem Familien und meist männliche Eisenbahnfans…
11. Balanceakt: Kletterwald
Der Hochseilgarten im Stadtwald bietet Abwechslung vom Strand: Auf insgesamt sieben Parcours mit unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen klettern, schwingen und fahren Klein (ab 145 cm Körpergröße) und Groß von Baum zu Baum, mal schwingend am Seil, mal balancierend auf dem Skateboard, mal kletternd im Netz.
Info Kühlungsborn: www.kuehlungsborn.de Tourist Info in der Villa Laetitia, Ostseeallee 19. Hier starten Mo, Mi und Sa Stadtführungen
Die gesamte Reise war selbst organisiert und bezahlt. Danke an Wilde & Partner für die Organisation des Termins mit Anka Kröhnke.
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Als Quasi-Einheimische machen wir um den Touristenort meistens einen großen Bogen, aber dein Bericht hat mir richtig Lust gemacht, Kühlungsborn doch mal wieder eine Chance zu geben. Danke dafür! 🙂
Liebe Lena, danke dir! Tolle Tipps in deinem Beitrag – das nächste Mal, mit mehr Zeit… Liebe Grüße!
Toller Bericht – Ich liebe Kühlungsborn!
Ein Tipp von mir: vom Hafen am Strand entlang nach Heiligendamm laufen. Am besten am vormittags. Zurück geht es dann mit dem Molli.
Liebe Astrid, vielen Dank! Für die Tour war dann leider plötzlich das Wetter zu nasskalt… kommt auf die Liste für nächstesmal 🙂