Dänemarks Ostsee-Sonneninsel Bornholm ist mit ihrem milden Klima das perfekte Sommerreiseziel im Norden. Auch wenn die Anreise ein wenig lang ist und mit Weitsicht geplant sein will: Es lohnt sich.
Als ich der Frau am Servicetelefon der Fährgesellschaft erzähle, wann ich mit der Fähre nach Bornholm übersetzen will, lacht sie sich erstmal kaputt: „In diesem Jahr? Na, das nenne ich Humor!“ Angerufen habe ich sowieso eigentlich nur, weil das Buchungsformular in Internet jede einzelne Abfahrt in unserem Reisezeitraum als belegt angezeigt hat. Da musste doch was kaputt sein, also besser mal nachfragen. Aber weit gefehlt – die Abfahrten von Rügen sind tatsächlich schon ewig lange ausgebucht, lasse ich mich belehren. Man könne ja den kleinen Umweg über Schweden fahren, da gebe es noch ein paar freie Termine. Soviel zum Thema Humor. Doch Moment, ihr fällt ein, gerade heute früh habe es eine Stornierung für die Strecke gegeben. Sie schaut nach, und tatsächlich: Am gewünschten Tag gibt es Platz für genau ein Auto auf der Fähre. „Da haben Sie aber mehr Glück als Verstand“, lässt sie sich abschließend nicht nehmen zu bemerken. Norddeutsche Herzlichkeit.
Nichts für Kurzentschlossene
Lektion 1 ist gelernt: Wer nach Bornholm will, sollte das nicht kurzentschlossen wollen. Lieber schon im Vorjahr buchen. Okay, nächstes Mal. Wir sind ja drauf auf der Fähre. Gerade läuft in den Hafen der Inselhauptstadt Rønne ein, nach einer gar nicht mal so ruhigen Überfahrt über die Ostsee. Zum Glück haben wir es nicht weit bis ins Ferienhaus (wobei „weit“ auf Bornholm sowieso nirgends zutrifft, die Insel ist in alle Richtungen in rund einer Stunde mit dem Auto durchquert), und von da ist es nur ein fünfminütiger Spaziergang durch ein Wäldchen und mit Grad bewachsene Dünen zum Naturstrand: Ein Paradies für Steinesammler. Also für uns. Weißer, feiner Sand und Flächen mit rundgeschliffenen Steinen wechseln sich ab. Aber jetzt erstmal rein in die Fluten!
Kunsthandwerker und Leckereien in Svaneke
Am nächsten Tag besuchen wir Svaneke im Osten Bornholms. Svaneke ist bekannt als Stadt der Kunsthandwerker, und allein schon die hübschen kleinen Häuschen hier machen Lust aufs Bummeln. Bei der Glaskünstlerin Pernille Bülow schauen wir zu, wie im Atelier die schönen Vasen und Gläser aus farbigem Glas geblasen werden, kaufen dann aber nur blaue und grüne Glasperlen.
Nebenan fabriziert Johan Bülow seine abenteuerlichen, aber fast immer äußerst köstlichen Lakritzkreationen. Aktuelle Lieblingssorte: Die Kugeln mit Lakritzkern, von Blaubeerschokolade umhüllt. Macht echt süchtig. Die Kinder bevorzugen allerdings Profaneres: In der Bonbonmanufaktur Svaneke Bolcher kann man zuschauen, wie der Süßkram entsteht. Und die Bolcher natürlich nebenan gleich kaufen. Als zuckrige Krönung gibt’s dann auch noch für alle ein Eis beim Eisladen nebenan. Zuckerschock in Svaneke! Aber seeehr glücklich Kinder.
Dünen bis zum Horizont
Nach einem gemütlichen Tag mit Steinesammeln, Baden , lesen und seligem Nichtstun fahren wir an die Südspitze der Insel nach Dueodde. Hier liegen die sagenhaften Dünen Bornholms. Ein Gewitter kündigt sich mit düsteren Wolkenbergen an, was die Stimmung aufgeladen und irgendwie sehr magisch macht. Erst klettern wir auf den Leuchtturm, danach wandern wir durch das Meer der Dünen ans Wasser. Kurz mal reinspringen muss sein, auch wenn es in der Ferne schon grollt. Als die ersten dicken Tropfen herabpladdern, rennen wir über die Holzstege zurück zum Parkplatz und sitzen das Gewitter im Auto aus.
Zurück ins Mittelalter: Festung Hammershus
Wer auf Bornholm ist, darf natürlich die mächtige Festung Hammershus im Norden nicht verpassen. Mit tollem Fernblick thront die mächtige Steinburg aus dem Mittelalter hoch über der Ostsee. Das Gemäuer gilt als Wahrzeichen Bornholms. So manch blutiger Kampf fand hier statt, später fristeten Gefangene in den finsteren Mauern ein erbärmliches Dasein. Heute schieben sich bei schönem Wetter regelrechte Menschenmassen (für Bornholmer Verhältnisse) durch die Anlage. Man sollte besser vomittags oder am späteren Nachmittag kommen. Dann ist es nicht so voll und das Licht weicher zum Fotografieren.
Steine klopfen im Steinbruch
An unserem letzten Tag müssen wir uns entscheiden, welche von Bornholms weiteren Highlights wir uns anschauen wollen: Rundkirche oder Kunstmuseum? Ein Ausflug zu den Erbseninseln oder ein Spaziergang in den Paradiesbakkerne, den wald- und heidebewachsenen Hügeln im Inneren der Insel? Das eiszeitlich geprägte Ekkodalen mit dem besonderen Echo oder ein Steinbruch, in dem man selbst Hand anlegen kann? Die Kinder entscheiden: Steinbruch. Wir handeln zusätzlich einen Kurzbesuch im Kunstmuseum aus, liegt ja nicht weit auseinander. Und für den Rest müssen wir dann wohl nochmal wiederkommen. Vielleicht sollte ich schonmal die Fähre buchen…
Infos zur Insel: https://bornholm.info
Reiseführer-Tipp: Andreas Haller: Bornholm, Michael Müller Verlag, 2. Aufl. 2016, ISBN 978-3956541933, 15,90 €
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Mehr vom Insel-ABC , das sich Stück für Stück füllen wird (ohne Anspruch auf Vollständigkeit…):
A(Aruba) – B(Bonaire) (Bornholm)– C – D – E – F – G(Guernsey) – H – I – J – K – L – M – N – O – P – Q – R – S – T – U – V – W
Das ist ja ein Ding mit der Fähre! Besten Dank für den Tipp. Ist es denn auf der Insel auch dementsprechend voll oder geht´s? Liebe Grüße, Stefanie
Hallo Stefanie, nee, die Insel selbst war trotz Sommers und Hochsaison nicht überlaufen. Okay, an den „Hot Spots“ wie Svaneke oder Hammershus waren natürlich durchaus Leute. Aber selbst das fand ich noch erträglich. Und ich bin da echt empfindlich, ich mag viele Menschen auf wenig Raum gar nicht…
Liebe Grüße
Anke
Interessant. Klingt nach einem tollen Reiseziel. Vielen Dank für die Info!
An welchem Strand hast Du denn die ganzen Steine zum Sammeln gefunden? 🙂 Die meisten sind ja Sandstrände oder haben eine Felsenküste.
Die wunderbaren Steine sind vom Strand zwischen Rönne und dem Flughafen. Dort gibt es eine langgestreckte Steilküste mit einer Mischung aus Sand und Steinen.
Liebe Grüße!