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Das Grüne Gold der Steiermark – und lecker! (+Rezept)

Wenn im Herbst auf Bildern und Werbeprospekten immer mehr große orange Kürbisse mit Halloweenfratzen auftauchen, dann lächeln die Kenner und die Steirer. Denn im Südosten Österreichs reifen dann die Ölkürbisse und liefern ihre Delikatesse: nicht das Fruchtfleisch, sondern die Kerne! Flach, dunkelgrün und groß wie ein Fingernagel – und lecker in allen möglichen Varianten.

Ausbatzeln

Mit der ganzen Hand greift Christian Gartner beherzt ins Herz des grün-gelben Kürbisses, den er gerade von seinem Feld gegriffen und in der Mitte durchgehauen hat. Hockt auf dem Feld mitten in der Herbstsonne und grinst vergnügt. Viele Fruchtfäden wirren sich um die grünen Kerne, doch der Kürbisbauer in Weinberg/Raab hat das „Ausbatzeln“ noch von seiner Großmutter gelernt: „Wenn man die Finger wie einen Kamm hindurchzieht, kommen nur die Kerne raus“. Kinder lieben das Ausbatzeln sowieso, erzählt seine Frau Barbara, aber auch viele Erwachsene wollen mal Hand anlegen. Und na klar muss ich das auch mal probieren. Fühlt sich an wie ein feuchter Schwamm, der sich beim Greifen in Fäden auflöst. Und am Ende hält man nur flache grüne Ovale in der Hand.

„Das sind die einzigen Kürbiskerne ohne Schale, sind durch eine natürliche Mutation entstanden“, erzählt Christian. Die Kerne des Steirischen Ölkürbis‘ gelten als größter Schatz der sonnenverwöhnten Region. Wenn sich die Früchte, die im Herbst wie dicke Melonen zwischen dem langsam welkenden Blattwerk auf den Feldern liegen, von grün zu gelb verfärbt haben, geht es los. Die meisten Kerne werden allerdings maschinell geerntet: Ein Trecker fährt die Kürbisreihen entlang, pickt die Früchte auf, saugt die Kerne ein und feuert den Rest wieder aufs Feld – als Dünger fürs nächste Jahr.

Das Fruchtfleisch ist im Herbst auch schon überreif und taugt nicht mehr zum Verspeisen. Stattdessen gibt es aber unzählige andere Kürbisarten, die auch auf einigen Feldern wachsen und zu Suppe, zu Chutney oder Halloween-Laterne werden. Jeder größere Ort der Südsteiermark hat sein Kürbisfest. Und weil zugleich auch der Wein, die Äpfel, der Holunder und die Steirische Käferbohne reif werden – hier trifft mineralreicher vulkanischer Lehmboden auf ein mildes, sonnenreiches Klima -, kann das Genießen und Feiern lange andauern. Und wer die Feste verpasst, findet sicher eine der vielen nur nach der Weinernte offenen Buschenschanken.

Vom Kern zum Öl

Die grünen Kürbiskerne wandern derweil in die Mühlen der Umgebung – nicht umsonst heißt der Kürbis Ölkürbis… Oft sind es moderne, stahlblitzende Ölmühlen, die den „Saft“ aus den Kernen quetscht. Eine historische Variante aber, genauso funktionsfähig, steht in der Berghofer-Mühle in Fehring. Hier betreiben drei Schwestern die urig alten, mit Lederriemen angetriebenen Maschinen, die seit Jahrhunderten und noch immer bestes Öl produzieren.

„Die grünen Kerne werden direkt getrocknet, sie müssen ja nicht geschält werden“, erklärt Liane Berghofer. „Und dann werden sie bei uns zum Brei zerkleinert, mit Salz geröstet und warm ausgepresst. Erst das Rösten sorgt für den nussigen Geschmack“. Und nur Öl der richtigen Kernsorte, in streng definierter Region angebaut und auch gepresst, dürfen die begehrte Banderole „Steirisches Kürbiskernöl g.g.A“ tragen.

Rezept-Tipp

Und wirklich, es duftet intensiv nussig, das schwarzgrüne Öl. Daneben gibt’s für Leckerschmecker eine ganze Palette aus Kürbis- und Kern-Kreationen: Chutney, Marmelade, Kürbislikör, Kürbiskern-Pesto und natürlich geröstete Kerne: gesalzen, mit Chili oder in Schokolade getaucht. Aber das Highlight ist das Öl auf Eis!!

Ein sehr einfaches Rezept, aber wirklich gut:
Einfach eine dicke Kugel Vanille-Eis mit einem sanften Schwall Kürbiskern-Öl übergießen. „Das ist fast ein Geheimtipp, einfach mal probieren“, hatte Barbara Gartner ermutigt. Kürbiskern-Öl hatte ich mir eher für Salate und Suppen vorgestellt. Aber dann rinnt das „grüne Gold der Steiermark“ über das samtige Eis und sammelt sich am Tellerboden Schale zum See. Und auf der Zunge? Wie Vanille-Nuss mit einem besonders leckeren Touch, den ich so gar nicht richtig benennen kann. Wie gesagt: Einfach mal probieren!!!

WISSENSWERT:

Gesund sind in der Steiermark nicht nur Kürbis & Co, sondern auch die Landschaft: Zahlreiche Rad- und Wanderwege führen durch die Felder und Obstwiesen sowie die allein sieben Naturparke der Region, dazu liefert der vulkanische Untergrund heißes Heilwasser für viele Heilthermen. In Bad Blumau hat Friedensreich Hundertwasser das Thermengebäude auch zu einem Genuss fürs Auge gemacht.

  • Touristeninfos und Unterkünfte gibt’s beim Tourismus Steiermark: www.steiermark.com
  • Die kostenlose „GenussCard Steiermark“ bietet Gratis-Eintritt bei rund 120 Ausflugszielen, erhältlich von teilnehmenden Unterkünften. www.genusscard.at
  • Die Berghofer-Mühle in Fehring wurde im 12. Jahrhundert erstmals erwähnt, Mühlengeist, Erlebnisführungen und Mühlenladen gehören dazu, der Pressraum ist rund hundert Jahre alt: www.berghofer-muehle.at
  • Der Kürbishof Gartner in Weinberg/Raab bietet – wie auch manch andere Höfe der Region – neben dem Ausbatzeln und Hofcafé und -laden auch Ferienzimmer und -häuschen; www.kuerbishof.at

Dass die Steiermark auch leckere Schokolade zu bieten hat, hat Iris hier schon mal berichtet.

P.S.: Die Reise wurde von Steiermark Tourismus unterstützt, doch die Ansichten und die Begeisterung über Orte und das Öl sind ganz allein meine!

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