Im nordwestlichen Teil der Rhön liegt eine Art Kegelclub: das Hessischen Kegelspiel. Auf sechs Extratouren Premiumwegen kann man diese einzigartige osthessische Landschaft erwandern.
Sie kommen überraschend: Fährt man mit dem Auto von Hünfeld nach Rasdorf, erheben sich plötzlich hinter ausgedehnten Wiesen und Feldern eine Reihe von Hügeln, wie an einer Schnur aufgereiht. Neun bewaldete, kegelförmige Vulkanberge.
Sie hatten viel Spaß, die Riesen. Der Sage nach spielten die Herren leidenschaftlich gern, sie betrieben mit den neun dicht beieinander stehenden gleichen Hügeln eine Kegelbahn. Dabei diente der etwas abseits liegende Stoppelsberg als Kugel. Die Rhön ist ein großes Wandergebiet, verteilt auf drei Bundesländer. Am bekanntesten ist der Fernwanderweg Hochrhöner, der über hundert Kilometer weit durch das Land der Offenen Fernen führt. Das Hessische Kegelspiel ist weniger bekannt, aber auf jeden Fall eine Reise wert.
Extratour Kegelspiel
Auf der Extratour Kegelspiel hat man die Gesellschaft am besten im Blick. Ein guter Startpunkt für die rund achtzehn Kilometer lange Wanderroute ist der Gehilfersberg bei Rasdorf, auch solch ein Waldtupfer in der Landschaft. Die Extratour dreht eine Runde um den Gehilfersberg, bevor sie sich dem Stallberg zuwendet. Es führt das Schild mit einem rotem K, die Weg-Beschilderung ist überhaupt perfekt. Ein Wiesenpfad verläuft Richtung Stallberg, dazu herrlichster Sonnenschein an einem Spätsommertag. Der Morgentau perlt von den Schuhen, vor dem Kegelspiel-Panorama: Lückenlos bewaldete Bergkuppen erheben sich, davor sanft abfallende, auslaufende Wiesen und Felder.
Die Extratour windet sich um fünf Kegelberge, sie heißen Stallberg, Morsberg, Appelsberg, Rückersberg und Lichtberg. Es geht ein bisschen auf und ab, durch dichte Wälder, die Bäume tragen ein sattes Grün, hier und da zeigt sich schon ein leichter Gelbton.
Auf den Stallberg
Von den Kegel-Brüdern wird nur der Stallberg ordentlich erklommen, die Spitze liegt auf 553 Metern Höhe. Es ist die Kernzone des Biosphärenreservats Rhön, mächtige alte Buchen flankieren den Pfad, ein leichter Wind kommt auf und lässt die Sonnenflecken auf dem Waldboden tanzen. Ein Abstecher führt auf die Basaltkuppe, viele bemooste Steinhaufen zeugen vom Rest einer keltischen Ringwallanlage. Es ist ganz still, bis ein Specht anfängt zu hämmern.
Rhön-Panorama inklusive
Das Kegelspiel ist die längste der fünf Extratouren, sie sind zwischen 7,1 km und 18,3 km weit. Und den passenden Slogan verkündet unterwegs ein Schild: „Wandern wo die Berge wie Kegel stehen“. Manche sagen, die Ulmenstein-Tour wäre die schönste. Keine Kegel werden hier bestiegen oder umrundet, die Extratour liegt am Übergang des Hessischen Kegelspiels zur Kuppenrhön.
Nur acht Kilometer ist sie lang, aber bestechend sind die zahlreichen Fernblicke in alle Himmelsrichtungen. Oberhalb des kleinen Ortes Hofaschenbach geht’s schon los mit dem Rhön-Panorama: Kühe auf Streuobstwiesen haben hier Ausblick auf den Berg Milseburg sowie auf die Wasserkuppe, auch wenn den Tieren der Apfel am Baum verlockender erscheint.
Nach dem Anstieg zu den Streuobstwiesen folgt eine Ansammlung von Kiefern, dann taucht der Weg ab in einen Mischwald, darin versteckt liegt ein verwunschener, dunkler See. Die Bäume überragte an dieser Stelle einst ein Basaltfelsen, der Ulmenstein, doch der Basaltabbau im 20. Jahrhunderts ließ ihn verschwinden, und es bildete sich der kleine See.
Zivilisation auf Distanz
Wenige Kilometer später, wieder auf der Höhe, pflegt eine Ziegenherde genüsslich den Magerrasen, dann kommt die St. Laurentius-Kapelle von 1844 in Sicht. Ziemlich große steinerne Figuren, eine sogenannte Kreuzigungsgruppe, blicken dort hinab auf den Ort Mittelaschenbach. Es ist einer von zwei kleinen Orten in der Nähe der Ulmensteintour, doch meist bleibt die Zivilisation auf Distanz. Wandern ist hier einfach Naturgenuss pur!
############ GUT ZU WISSEN ############
Flyer zu den sechs Extratouren-Wanderwegen finden sich online unter www.hessischeskegelspiel.de. Tourenbeschreibungen gibts auch unter www.rhoen.info/extratouren.
Copyright für alle Fotos: Karin Kura
Bei der Wanderrecherche unterstützte mich die Touristische Arbeitsgemeinschaft Hessisches Kegelspiel in Hünfeld.
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