„Die Kartoffeln bekommen wir vom Florian aus’m Dorf, die Eier von Familie Plangger aus Fiss, der Käse von den Almen um die Ecke. Das Rindfleisch stammt vom Tiroler Grauvieh.“ Philipp Kaschutnig lächelt, er könnte noch ewig weitere regionale Produkte aus seiner Küche aufzählen. Er leitet die Zirbenhütte oben auf 2100 Metern im Skigebiet Serfaus-Fiss-Ladis – und ist sichtlich stolz, in der gemütliche Hütte auf der Nordseite in Fiss zu arbeiten. Bei meiner Pressereise nach Tirol habe ich ihn mittags besucht und sein 5-Gänge-Menü „Genuss 2100“ probieren können.
Kleine Wanderung hoch zur Zirbenhütte
Schon vorweg genommen: Ich bin nach dem vorzüglichen Menü richtig dankbar, noch einen schönen Spaziergang zurück ins Dorf Fiss machen zu können. Ein Verdauungsspaziergang ist genau das Richtige! Auf dem gleichen Weg quasi wie schon am Vormittag hinauf. Gestartet bin ich um 10 Uhr mit der Schönjochbahn, einer Gondel, über die Mittelstation Steinegg bis hoch zur Endstation auf 2436 Metern. Erwartet hat mich ein traumhaftes Panorama über das ziemlich große Skigebiet Serfaus-Fiss-Ladis! Die drei Bergdörfer liegen auf einem sonnenreichen Hochplateau über dem oberen Tiroler Inntal. Sie bieten Skispaß zwischen 1200 und 2828 Meter Höhe – und damit im Winter ziemliche Schneesicherheit. Und 100 Kilometer gebahnte Wanderwege in der kalten Jahreszeit.
Auf zum Gipfelkreuz Schönjöchl
Ich bin also weiter gestiefelt Richtung Gipfel zum Gipfelkreuz auf dem Schönjöchl über einen Ski-Ziehweg: kaum Skifahrer, fester, schöner Schnee – gut zum Wandern. Am Wegesrand stehen moderne Kunstwerke im Schnee und Eis von lokalen Künstlern wie auch anderen Landsleuten. Sie wurden während des Events „Kunst am Berg“ (findet jährlich statt) erschaffen. Oben angekommen erwartet mich das Holzkreuz – yeah, was ein Weitblick, bis zur Zugspitze!
Leckerbissen aus der Tiroler Küche
Dann geht’s weiter mit der Schöngampbahn, per Sessellift, runter zur Zirbenhütte. Auf 2100 Metern werden hier mitten im Skigebiet heimische Leckerbissen aus der Tiroler Küche kredenzt. Einfach köstlich – und wie schon erwähnt – sehr regional. „Selbst die Süßwassergarnelen kommen bei uns aus Tirol“, erklärt Hausherr Philipp, Salzwasserfische gäbe es bei ihm nicht mehr auf der Karte. Er ist gelernter Koch und seit 25 Jahren in der Gastronomie. „Die Küche ist die Seele und das Heim des Hauses“, stellt er die große Bedeutung der Kochkunst für ihn klar. Mittlerweile arbeiten er und sein Team sehr eng mit den Bauern aus der Region zusammen. Für Philipp ist es die 14. Saison in der Zirbenhütte. „Wir mussten die lokalen Bauern erst näher kennen lernen, manche lebten doch sehr für sich“, erzählt er. Doch jetzt sei es eine enge Kooperation, man helfe sich auch oft aus. In den drei Dörfern leben übrigens noch 80 aktive Bauern, die ihre Produkte u.a. an die umliegenden Hütten und Restaurants verkaufen.
Viel Regionales auf dem Teller
In der urigen Stube mit Feuerstellen und traditionellen Wandmalereien vom Fisser Blochziehen im Inneren der Zirbenhütte serviert Philipp das Menü „Genuss 2100“. Für die Skifahrer, die es sich mal richtig gut gehen lassen wollen – und mehr Zeit mitbringen als nur für den schmackhaften Kaiserschmarrn auf der Speisekarte. Ein Gang leckerer als der andere. Köstlich einfach die cremige Kürbisingwersuppe, aber auch die knusprige Landentenbrust und später das Dry Aged Beef vom Tiroler Grauvieh! Die Rinder leben ganz in der Nähe auf der Schöngampalm und betreiben laut Philipp dort „natürliche Landschaftspflege“. Die berühmte Imperial Gerste aus Fiss findet sich nicht nur im Eintopf wieder, sondern auch in der Suppe, dem Risotto, Brot, dem Bier und natürlich dem neuen Tiroler Whisky „Fissky“…. Die Skifahrer sitzen natürlich meist draußen auf der großen Sonnenterrasse auf gemütlichen Fellen bei einem leckeren Glas Aperol Spritz oder Bierchen!
Bis zu 25 Menschen lebten auf dem Hof
Nach dem netten Mittagessen geht’s wieder runter ins Dorf. Mich erwartet noch Ulrike Wachter. Die Fisserin zeigt mir ein interessantes, kleines Heimatmuseum. Eins der letzten Zeugnisse bäuerlicher Baukultur im Tiroler Oberland. Der Ortskern von Fiss verfügt noch über historische Bauernhäuser aus dem 15. Jahrhundert. Im „S’Paules und s’Seppls-Haus“ gab es archäologische Funde aus dem 5.-7. Jahrhundert. Die Grundmauern des Hofes stammen aus dem Jahre 1411. Hier lebten zwei Familien unter einem Dach, mit bis zu 25 Personen. In dem „kleinen Dorf unter einem Dach“, einem so genannten Mittelflurhaus, waren die Familie Pale und die Bregenzers zuhause. Ein gemeinsames Wohnen ohne große Privatsphäre. Spannend und etwas gruselig sind die Texte und Tonbandmitschnitte von Isidor Pale. „Der komische Kauz lebte als Nachtwächter und Totengräber von 1886-1967 in dem Haus“, erklärt mir Museums-Obfrau Ulrike. Die Einfachheit der Einrichtung, die simplen Ställe, Werkzeuge und Holzkarren geben mir das Gefühl, die Bäuerin wäre nur kurz im Garten – und würde jeden Moment zurückkommen…
Bei der Recherchereise in Fiss wurde ich unterstützt vom Tourismusverband Serfaus-Fiss-Ladis. Wer noch mehr zu Tirol und Österreich bei uns lesen möchte, hier eine Story zu Lech am Vorarlberg und dem Tiroler Lechtal.
Ein Tipp für Hütten: Andere schöne Hütten im Skigebiet sind die Schöngampalm, die Möseralm. Für Après Ski in Fiss: die Hexenalm mit DJ an der Talstation, die Marentalm (leckere Burger), die urige Café-Bar Marende und die Weinkellerei im Dorf.
Übernachten mit Kindern
Wer einmal Urlaub auf einem Tiroler Bauernhof verbringen möchte, der sollte bei Familie Wachter vorbeischauen. Sie haben fünf Appartments, einen Stall, Kühe, Kaninchen und Ponys. Die Familie macht ihre eigene Butter, Marmeladen, Kräutertees – schön nachhaltig also. Viel Spaß!