Es surrt und surrt um mich herum, die Sonne knallt herab, zigtausende von maltesischen Honigbienen fühlen sich hier merklich wohl inmitten der grünen Olivenbäume nahe der St. Paul’s Bucht im Norden Maltas. „Ich war schon immer mit Honigbienen zusammen. Das ist meine Leidenschaft, seitdem ich mit meinem Großvater das erste Mal Honig gemacht habe“, erzählt Thomas Galea und lächelt sanft. Der Maltese mit dem dunklen Vollbart findet hier „seinen Frieden“. „Hier vergesse ich die Probleme aus dem Büro“, sagt er. Der Alltag sei stressig genug, mit über 5000 Kunden aus der Landwirtschaft, die er derzeit betreue. „Da kann ich inmitten meiner Bienen einfach abschalten.“ Und wahrhaftig, denke ich mir, während ich in meiner Art Raumfahrtanzug so durch die Bitnea-Olivenbäume stapfe – bei 27 Grad… Das Surren der Bienen hat wirklich etwas Meditatives – so mitten im Grünen der Olivenhaine, in der Ferne flackert das azurblaue Mittelmeer. Ein ruhiger Start meiner Pressereise durch die mediterranen Aromen und kulinarischen Highlights von Malta.
Einheimische Bienen sorgen für Frieden
Schon die Griechen nannten Malta die Insel Melite, was „honigsüß“ bedeutet. Schon immer wurde auf den drei maltesischen Inseln Malta, Gozo und Comino hochwertiger Honig produziert. Auch Thomas‘ Honig schmeckt extrem süß und traumhaft lecker, auch wenn seine Bienen-Kolonien (rund 30 000 Bienen) nur kleine Mengen produzieren. Von rund 300 Imkern auf Malta betreiben es, so Thomas, nur noch 30 wirklich ernsthaft. Er kümmere sich auch um die Zucht und Erhaltung der maltesischen Honigbiene, die ursprünglich aus Afrika kam. Viermal im Jahr gibt’s eine Ernte. Die Bienen bedienen sich an den Wildblumen, dem Thymian, Eukalyptus etc., diese wilden Kräuter schmecke ich dem Bio-Honig auch an. Wie prägnant würzig in der Süße, klasse! Genial zum Beispiel mit Yoghurt oder Erdbeeren! Wer Lust hat, einmal eine Honigprobe inklusive kleiner Wanderung früh morgens durch das blühende Tal mit stolzen Palmen und Zitronenbäumen mit dem sympathischen Imker Thomas Galea zu unternehmen, meldet euch bei ihm (Instagram: Apis Melitensis oder Tel. +35699872878).
Pikante Gemüsesuppe auf dem Bauernhof
Mittags geht es weiter zur Ta‘ Gingel Farm, einem Agriturismo in der St.Paul’s Bay, nicht so richtig auf dem Land, eher 50 Meter von einer Hauptverkehrsader entfernt. Hinter einem Wohngebiet des Ortes San Pawl il-Banar. Doch ein paar Schafen meckern schon, als wir den Hof betreten. Eine Katze schleicht vorbei. Auf dem kleinen Bauernhof kocht Mama Joyce Borg eine super leckere Gemüsesuppe, so richtig deftig-pikante Hausmannskost – genial mit Karotten, Blumenkohl, Brokkoli, Kartoffeln und viel Koriander und Parmesan! Später gibt’s Lammbraten mit viel Blumenkohl und wieder Kartoffeln! Ganz nach meinem Geschmack: IMG_8305
Frischer Schafskäse direkt vom Hof
Chef Mark Micallef hat hier 2016 ein kleines Agriturismo mit vier Gästezimmern über dem Gasthof aufgebaut. In fünfter Generation bewirtschaftet Mark den Hof, produziert „gbejniet“, den maltesischen im Wind getrockneten Frischkäse, mit seinen 68 Schafen, schlachtet aber auch. „Früher haben wir in den Dörfern hier noch mit der Hand gemolken“, erzählt mir der fröhliche Malteser, doch heute zeigt er uns stolz seine Melkmaschine. Der aus Schafskäse, Salz und Lab hergestellte Käse trocknet hier mehrere Tage lang im maltesischen Wind. Das heiße Klima mit starken Winden tut ihm gut. Regelmäßig kommen Mark Schulklassen und Kindergruppen besuchen. Er zeigt ihnen, wie der kleine Schafskäse noch recht traditionell hergestellt wird.
Maltesisches Brot gebacken im 250 Jahre alten Ofen
Abends besuchen wir dann die Hauptstadt Maltas, Valletta, mit ihren hübschen verwinkelten Gassen, Barockkirchen und grandiosen Palästen. Die ummauerte Metropole, Europas kleinste Hauptstadt übrigens, wurde im 16. Jahrhundert von dem römisch-katholischen Johanniterorden gegründet. Seit 1980 Unesco-Weltkulturerbe. Traumhaft schön die bunten Holzbalkone an den Barockfassaden. In der St Dominic Street besuchen wir „Nenu – The Artisan Baker“. Das gemütliche Lokal (inklusive kleinem Museum) des Bäckers Nenu backt im Kellergewölbe – eine ehemalige Bäckerei – in seinem über 250 Jahre alten, holzbefeuerten Steinofen das traditionelle, maltesische Ftajjar-Brot. Zum Reinlegen, so toll schmeckt’s! Ich hab‘ übrigens das „Ta‘ Nenu“ probiert: mit sonnengetrockneten Tomaten, würzig eingelegten Oliven, maltesischer Wurst (zalzett Malti) und gepfeffertem Käse, Kapern und Thymian. Hmmm!!
Fenkata – die Malteser lieben Kaninchen
Auch sehr interessant: „Fenkata“ – Kaninchen. Das Lieblingsgericht der Malteser, Kaninchen, wird gebacken mit viel Knoblauch oder in einem Eintopf gekocht bei großen Familienessen serviert. Alternativ mögen Malteser auch Ravioli oder Spaghetti mit Kaninchen-Ragout.
Ein guter Tipp: Wer Nenus‘ Brot oder maltesischen Honig oder das aromatische Olivenöl mit nach Hause nehmen möchte, sollte direkt in der Nähe von „Nenu“ den Food Market von Suq tal-Bet, der Markthalle von Valletta, aufsuchen! Viele Essensstände (auch organische Produkte), drei Restaurants. Dort gibt’s eine Menge regionaler Leckereien des Inselstaates!
Kaninchen gart stundenlang im Ofen
Das Geheimnis fürs Kaninchen: Das Fleisch muss stundenlang im Ofen garen, so wird es besonders schön zart. Mariniert wird es mit Wein, Knoblauch und wilden Kräutern. Gern kommt es mit Bratkartoffeln oder halt dem maltesischen Brot auf den Tisch. Zum Abschluss probieren wir noch den maltesischen Kaffee, angereichert mit Sternanis, Zimt und Nelke, dem arabischen Mokka ähnlich. „Stundenlang köchelt er in einer alten Gusskanne vor sich hin. „Türkische Sklaven mussten ihn damals im Grand Harbour von Valletta zubereiten“, erzählt uns die Malteserin Isabel Sant. Tipp: Mit einem kleinen Ouzo zusammen trinken.
Rund um die Uhr gehen Pastizzi über die Theke
Auch im bereits 1945 eröffneten Crystal Palace bekommen die Kunden den leckeren Kaffee an der Theke ausgeschenkt. Doch das Hauptgeschäft sind hier absolut die Pastizzi (hier ein Rezept für die Pasteten)! Es gibt nichts Typischeres für Malta. Unser Guide, Audrey Marie Bartolo, ist sich sogar ganz sicher: „Pastizzi sind alles für uns Malteser, sie bedeuten das Leben für uns!“ Geht immer! Hier mein Selbsttest der Pastizzi: IMG_8769
Riesige Schlangen im Crystal Palace
In dem winzigen Imbiss in Rabat gehen die herzhaft gefüllten Blätterteigpasteten (meist mit Ricotta oder Erbsenpüree) – sage und schreibe – 24 Stunden lang am Tag über die Theke. Frisch aus dem Ofen. Gerade auch die Discobesucher suchen das Lokal mitten in der Nacht nach dem Tanzen noch auf. Genial, find ich!
Ftira ist Unesco würdig
Natürlich gibt es hier auch Ftira – das knusprige Brot (mittlerweile übrigens bei der Unesco als immaterielles Kulturerbe eingetragen) bestreicht der Kenner mit der Tomatenpaste Kunserva, der Bohnenvariante Bigilla, Thunfisch aus der Dose, Bohnen und Oliven. Auch gut gegen den Hunger mittags zum Lunch! Natürlich mit der Bitterorangen-Limonade Kinnie, ebenfalls Nationalgetränk!
Bei der kulinarischen Pressetour durch Malta haben mich netterweise VisitMalta und MMGY Lieb unterstützt. Wer noch mehr bei uns zu Mittelmeerinseln oder Italien lesen möchte, hier ist eine Story zur Emilia Romagna, Sizilien und Sardinien.
Zum Übernachten
Ein romantisches Boutique-Hotel mit Außenpool auf der Terrasse ist das gemütliche Palazzo Castagna in Ghaxaq, sieben Kilometer von Valletta entfernt. Viel touristischer, aber günstig ist das all- inclusive db San Antonio Hotel & Spa in Qawra, St. Paul’s Bay. Morgens gibt’s ein reichhaltiges, vorwiegend englisches Frühstück.
Hinkommen
Eurowings und Lufthansa fliegen beispielsweise nonstop von Deutschland nach Malta.