Sie tragen die schweren Käselaiber auf den „Beeren“ (Holztrage) und rennen zu zweit quer über den Waagplein-Platz, der Schweiß läuft ihnen das Gesicht herunter und trotzdem sehen sie richtig elegant aus in ihren weißen Anzügen und den bunten Strohhüten der alten Gilde. Eine historische Tradition, der älteste und größte Käsemarkt der Niederlande in Alkmaar. Überall liegen aufgestapelt riesige orangefarbene, runde Laiber. Viele Gäste schauen an diesem Freitag den Käseträgern der vier Zünfte zu, viel Getümmel… Trotzdem ein wunderschönes Erlebnis für mich. Die Sonne scheint noch richtig intensiv, die stolzen Männer laufen im Wiegeschritt über den Platz. Ich bin in der Region Ontdek Hart van Noord-Holland unterwegs. Hier meine elf besten Tipps für einen Kurztrip in die lebendige Handelsstadt nördlich von Amsterdam. Kaum zweieinhalb Stunden von Düsseldorf entfernt.
Tipp 1: Der Käsemarkt
Punkt 10 Uhr geht es los mit der Käseglocke, dann werden Gouda und Edamer auf ihre Qualität hin geprüft und mit dem Käsebohrer Stichproben genommen und getestet. Die Laiber kommen zu acht auf die Berrie, über 130 Kilo Käse schleppen die Käseträger dann quer über den Waagplein hin zu dem historischen „Waaggebouw“. Insgesamt liegen an die 2400 Laibe (rund 30 000 Kilo!!!) auf dem Marktplatz. In der „Waaggebouw“ wird der Käse vom „Tasman“ (er hat das eingenommene Geld in seiner Tasche um die Taille gebunden) gewogen. Wenn eine Partie gewogen und verkauft wurde, transportieren die Träger der verschiedenen Zünfte den Käse quer über den Markt zu den Lastwagen der Käufer.
Käseträgergilde im 16. Jahrhundert gegründet
Die Alkmaarer Käseträgergilde wurde bereits im Juni 1593 gegründet. „Noch immer ist es eine große Ehre für junge wie ältere Männer beim Markt mitzumachen“, erklärt mir der 81jährige Kees Koopman. Es sei eine wahre Kunst, die Käseberrie beim Gehen ruhig zu halten. „Die Träger müssen in einem bestimmten Wiegeschritt gehen – dem ‚kaasdragersdribbel'“, weiß der rüstige Kees, der seit 40 Jahren in der Gilde ist. Auf diese Weise hängt die Berrie still zwischen den zwei Männern. Übrigens: Der Markt ist jeden Freitag, von Anfang März bis Ende September, von 10-13 Uhr, geöffnet. Während des Sommers (Juli und August) können Gäste ihn auch Dienstag abends, 19-21 Uhr, besuchen, kleine Gäste dann morgens um 10.30-11 Uhr.
Tipp 2 und 3: Wo ihr guten Käse bekommt – oder alles über ihn erfahrt
Wer nach dem Käsemarkt keinen Käse probieren will, ist selbst Schuld. Eine riesige Auswahl hat Kaan’s Kaashandel (1913 eröffnet) in der Koorstraat 11. Und bei jedem ausgewählten Stück dürft ihr natürlich erst probieren. Ich hab‘ eine alte Kümmelvariante und einen uralten Beemster mitgenommen. Superlecker mit einem Glas Rotwein! Und wer noch mehr über diese löchrige Delikatesse erfahren möchte, sollte im Käsemuseum im Waaggebäude aus dem 16. Jahrhundert am Waagplein vorbeigehen. Da ist allerhand Historie zur Herstellung.
Tipp 4: Süßes nach all dem Käse
Nach dem Käsemarkt könnt ihr gut noch etwas durch die nahe Altstadt von Alkmaar und seine Grachten schlendern, klein und gemütlich und spannend. So sind in den Gassen wie der Hekelstraat kuschelige Antique- und Vintageläden zu finden. Süß im wahrsten Sinne des Wortes ist dort das Café „Sweetsantiques“.
Winzig mit Vintagemöbeln, alten Holztischen und plüschigen Sesseln eingerichtet könnt ihr hier auch High Tea mit Tee und Küchlein zu euch nehmen. Hier gibt es selbstgemachte Honigwaffeln, Poffertjes und Apfelkuchen, Brownies, Nougat und Pralinen. Sehr sehr lecker – und super Hüftgold!
Tipp 5 und 6: Schlendern durch Antiquitäten- und Vintageläden
Wer mal wieder einen Silberleuchter, alte Platten, Teekannen, Eierbecher oder Lampen aus den 1960er sucht, sollte unbedingt in Ecken wie Magdalenenstraat oder Ring Loop Boulevard gucken. Hier wird bestimmt jeder fündig. Tipp 7: Ein wirklich origineller Laden ist auch „Joh. Boom“ in der Huigbrouwerstraat 3. Sie haben eine riesige Auswahl an Bürsten, Socken, Oma’s Haushaltmitteln, aber vor allem – wer gerne ein paar original Klotschen ergattern möchte, ist hier goldrichtig. Der Laden wurde sage und schreibe bereits im Jahre 1835 gegründet.
Tipp 8: Schlemmen bei Neder
Ganz regional und holländisch geht es bei Neder zu: Das gemütliche Gourmet-Restaurant von Brian bekam 2024 seinen grünen Stern von Michelin. Der Gast sitzt direkt vor der offenen Küche und bekommt kleine, feine Gerichte. Meist sechs Gänge plus. Viel Vegetarisches, aber nicht nur. Der exquisite Kohlrabi schmeckt fast wie Fleisch. Gewürze kommen aus dem eigenen Garten, aber auch die nichtalkoholischen Getränke sind selbst angesetzt. Eine wahre Kunst. Der Schafskäse kommt aus Texel, Fleisch oft aus Überpopulationen. Brian arbeitet mit Gärtnern, Bauern und Jägern aus der Region direkt zusammen. Ein perfekt durchdachtes regionales Konzept, unbedingt hingehen! Ihr schmeckt die Leidenschaft der Chefs!
Tipp 9: Alternativ – die Suppenküche
Wer lieber ganz urig im Flohmarktladen sitzen möchte bei einer Schale vegetarischer Suppe, der kann wieder in die Altstadt zurückgehen. Bei Soepp in der Hekelstraat 31 gibt’s richtig gute Käsesuppe, aber auch leckeres Gemüse-Curry mit Reis.
Ganz nebenbei könnt ihr in dem Suppenladen auch die Einrichtung erwerben. Etwa Bilder, alte Dosen, Kerzenleuchter, Secondhand-Kleidung … Macht Spaß, da etwas Passendes zu finden. Ich bin mit einer Silberdose für kleine Löffelchen nach Hause gegangen! Übrigens: Das Lokal hat auch vier Gästezimmer – natürlich im Vintage-Stil eingerichtet. Übernachten in vergangenen Zeiten!

Tipp 10 und 11: Grachten und Innenhöfe erkunden mit Tineke
Immer wieder interessant für nette Anekdoten ist ein Rundgang mit einer Stadtführerin. So auch mit der Schweizerin Tineke Korver, über Alkmaar buchbar. Tineke liebt ihr Alkmaar über alles und zeigt uns allerhand. Auch die ruhigen Innenhöfe in einem historischen Grachtenhaus an der Ritsevoort. „Die Wohnungen waren schon damals frei verfügbar für weniger betuchte, ältere Damen“, weiß Tineke zu erzählen. Gemütlich! Tipp 11: Ein kleines Boot mieten und selbst durch die Grachten fahren. In Alkmaar möglich, Picknick (inklusive Käse) nicht vergessen!
Bei der Pressereise in die Städte Alkmaar, Bergen, Egmond aan Zee und Castricum haben mich netterweise die Region Ontdek Hart van Noord-Holland und forvision unterstützt. Wer noch mehr bei uns zu Holland lesen möchte, schaut in die Story zu Friesland, die Geschichte vom Fliederzüchter in Aalsmeer oder Burgen und Gärten in der Nähe Amsterdams.

Übernachtung:
Ganz in der Nähe von Alkmaar liegt schon die Nordseeküste und das kleine Seestädtchen Egmond aan Zee, dort ist das große Hotel Zuiderduin mit geräumigen Zimmern direkt am Strand gelegen. Räder könnt ihr direkt im Hotel mieten, in Holland gibt es an die 24 Millionen Zweiräder, also immer schön aufpassen auf den Straßen!

