Sloweniens Hauptstadt Ljubljana mit Burg, Jugendstil-Altstadt, Drachen und ganz viel Kunst ist schwer angesagt. Ich war überrascht, wie viele Besucher aus Asien, den USA und aus Skandinavien selbst im September noch in der kleinen Metropole unterwegs waren.
September und Slowenien – da ist es bestimmt schon total ruhig, dachte ich. Hoffentlich hat überhaupt noch alles geöffnet, dachte ich. Und dann das. Obwohl keine Hochsaison mehr war, war die Hauptstadt Ljubljana voll mit Touristen aus der ganzen Welt. Damit hatte ich echt nicht gerechnet. Also entdeckte ich die Stadt zusammen mit vielen anderen… gefallen hat es mir trotzdem sehr gut.
Stadtgestaltung als UNESCO-Welterbe
Ljubljana ist eine überschaubare Hauptstadt. Nur knapp 300.000 Menschen leben hier und man kann die Innenstadt wirklich gut zu Fuß erobern. Der etwas schwer aussprechbare Name Ljubljana (warum sagen eigentlich alle Deutschen Ju-Bil-Ja-Na?) geht wohl entweder auf das slowenische Wort ljubljena für „geliebte Stadt“ zurück oder auf den lateinischen Flussnamen Aluviana, heute Ljubljanica. Als Slowenien zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum Kaisertum Österreich gehörte, trug die Stadt ihren deutschen Namen Laibach.
Er ist jedenfalls einfach überall: Der jugoslawische Architekt Jože Plečnik (1872-1957) prägte den Stil Ljubljanas, damals noch Laibachs, mit Klassizismus, prächtigem Jugenstil und ungewöhnlichen Brücken. Ein Großteil seiner Stadtgestaltung wurde bereits im Jahr 2009 als nationales Kulturerbe Sloweniens unter Schutz gestellt, seit 2021 ist es als „Die Werke von Jože Plečnik in Ljubljana – am Menschen orientierte Stadtgestaltung“ Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Vermutlich hat diese Listung massiv dazu beigetragen, die vielen Besucherinnen und Besucher anzuziehen. Außerdem fallen mit die vielen Galerien in der Innenstadt auf. Überall Kunst und Kreativität!
Hinauf zur Burg
Mein Streifzug beginnt auf der Burg, die hoch oben über der Altstadt Ljubljanas thront. Man kann mit einem Standaufzug in einer Minute hinauf fahren oder in Serpentinen den Berg hinaufgehen. Ich nehme den Weg. Oben am Kassenhäuschen vor dem Eingang bin ich unsicher, ob ich ein Ticket brauche, um in die Burg zu gelangen, versuche es dann aber erstmal so. Gute Entscheidung. Für die 17 Euro Eintritt kann man zwar noch mehrere Museen besuchen, etwa eines für Marionetten. Den Burghof, die Mauer und einiges mehr darf man aber umsonst sehen. Und das reicht mir.
Nach einem Blick über die Stadt stolpere ich in einem Gewölbe über zeitgenössische Kunst. Interessant. Erst auf dem Rückweg fällt sehe ich an der Wand des Burgtors den Drachen aus Metall, der mit einer Kette an die Wand gefesselt ist. Drachen werden mir in Ljubljana später noch viele mehr begegnen.
In die Altstadt
Hinab geht es durch kleine, kopfsteingepflasterte Gässchen bis in die Altstadt, dem langgestreckten Mesni Platz, einer Fußgängerzone. Hier gibt es kleine Lädchen, ziemlich viele von ihnen bieten allerdings Touri-Nepp an. Es ist zwar noch nicht so schlimm wie zum Beispiel in Stockholms Gamla Stan, aber ich glaube nicht, dass hier noch viele Einheimische einkaufen gehen. Architektonisch nett ist die Fußgängerzone trotzdem, und bei Nougatkugeln in einer hübschen Drachen-Holzschachtel (Touri-Nepp!) werde ich dann doch fast schwach. Dann siegt angesichts des Preises aber die Vernunft.
Dafür entdecke ich wenige Häuser weiter die City Galerie. Ohne Eintritt bezahlen zu müssen zeigt sie auf drei Etagen zeitgenössische Kunst-Installationen. Sie gehören zur 36. Biennale of Graphic Arts, die noch bis zum 12. Oktober läuft. Ich werde heute noch öfter darüber stolpern. Mir gefällt die Modernität der Ausstellung in dem historischen Ambiente. Eine schöne, trotz aller Gegensätze harmonische Mischung.
Ljubljana, die Stadt der Drachen
Drachen begegnen einem in Ljubljana wirklich ständig. Sie sind ihr Wahrzeichen, die Stadt heißt auch Stadt der Drachen – nicht zuletzt sicher wegen der Drachenbrücke (Zmajski most) vor dem Burgberg über die Ljubljanica. Vier geflügelte bewachen die Enden dieser Brücke, an Jugendstil-Laternen auf den beiden Seiten der Brücke sitzen weitere kleine Drachen. Schön.
Die Bogenbrücke, 1901 fertiggestellt, gilt als Meisterwerk des Jugenstils. Ein Drache findet sich auch im Wappen von Ljubljana. Doch woher kommt die Drachen-Besessenheit der Stadt? Ich höre, als ich kurz einer Stadtführung lausche, als eine mögliche Erklärung, dass man die aus in der Nähe gelegenen Karst-Höhlen hergespülten Grottenolme für Drachenbrut, also kleine Nachwuchs-Drachen hielt.
Restaurants und Cafés
Auf der anderen Seite der Drachenbrücke steht Ljubljanas Markthalle, entworfen von Jože Plečnik (wem sonst). Sie sieht allerdings eher wie ein Tempel aus und erstreckt sich weit entlang des Flusses. Ein kleines Geschäft reiht sich an das nächste, darunter einiges mit Fleisch und viele Restaurants. Zwischen Markthalle und Burgberg erstreckt sich der Marktplatz. Ich bin beeindruckt von den Tomaten und den riesigen Paprikaschoten. Auf der anderen Flusseite gibt es noch mehr Gastronomie. Hungrig muss man hier wahrlich nicht bleiben. Weil das klassische slowenische Essen Fleisch enthält, entscheide ich mich für eine Pizza – und die ist trotz der vielen Touristen hier richtig gut.
Drei Brücken
Dann stehe ich etwas weiter westlich am Fluss Ljubljanica vor gleich drei Brücken nebeneinander. Sie gehören neben der Drachenbrücke und der Burg zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Ich schmuggele mich wieder kurz in eine Gruppe, die gerade eine Stadtführung macht und lerne, dass die mittlere von den steinernen Drei Brücken (Tromostovje) im Jahr 1842 an der Stelle einer früheren, mittelalterlichen Holzbrücke erbaut wurde. Sie verband nun, symbolträchtig massiv aus Stein, die Länder Nordwesteuropas mit dem Balkan. In den Jahren 1929-32 fügte Jože Plečnik links und rechts je eine Fußgängerbrücke hinzu.
Jugenstil am Prešeren-Platz
Auf dem vor den Drei Brücken gelegenen Prešeren-Platz ist es nass. Es regnet. Aber nur hier – eine Kunstinstallation. Benannt ist dieser wirklich schöne Platz nach France Prešeren (1800-1849), einem Dichter, der seine Sonette und den Großteil seiner anderen Werke in slowenischer Sprache schrieb. Schöne und auffällig farbige Jugendstil-Bauten säumen den Platz. Sie wurden nach einem schweren Erdbeben im Jahr 1895 neu an den Platz errichtet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat man dann noch das Urbanc-Haus, Ljubljanas erstes Kaufhaus und eines der schönsten Sezessionsgebäude der Stadt, erbaut.
Mir sind allerdings echt zu viele Touristengruppen auf dem zugegeben wirklich schönen Platz, deshalb ziehe ich bald weiter. Aber nicht sehr weit. An der Ecke des Platzes fällt mein Blick auf einen unscheinbaren Hofeingang, hinter dem jede Menge Grün wächst. Ich wage einen Blick um die Ecke – da ist ein Café. Obwohl es direkt an Ljubljanas Touristen-Hotspot liegt, trinken auch ein paar Studentinnen Cola im ruhigen Innenhof. Hier bleibe ich und bestelle mir einen Espresso macciato. Was ich an der slowenischen Kaffee-Kultur mag: Man bekommt immer ein Glas kaltes Wasser dazu. Und auch der hausgebackene Zitronenkuchen ist sehr lecker.
Biennale im Museum für Moderne Kunst
Gestärkt gibt es jetzt noch einmal zeitgenössische Kunst: Im Slowenischen Museum für Moderne Kunst (Moderna Galerija) am Rande der Innenstadt treffe ich wieder auf die Biennale. Die Moderna Galerija ist das Werk des Architekten Edvard Ravnikar, das den klassizistischen Prinzipien seines Lehrers – man rate… – Jože Plečnik folgt.
Hinter dem Museum für Moderne Kunst liegt der Tivoli-Park. Man muss durch eine Unterführung gehen (oben sind eine vierstpurige Straße und eine Bahnstrecke), dann steht man direkt an der Hauptachse der Grünanlage, die leicht ansteigt. Oben erhebt sich hinter einem Rondell das Tivoli Schloss. Dort ist ebenfalls ein Kunstmuseum untergebracht, und noch bis zum 12. Oktober 2025 sind hier Werke der diesjährigen Biennale ausgestellt, darunter viele Installationen mit Licht.
Also schnell sein! Die Tickets für die Biennale kosten 13 Euro und erlauben es, sämtliche über die Stadt verteilte Ausstellungsorte zu besuchen. Doch auch nach dem Ende der Kunstausstellung ist Ljubljana auf jeden Fall einen Besuch wert. Und bestimmt nimmt auch die Zahl der Touristen im Herbst ab.
Alle Fotos: (C) Anke Benstem
Gut zu wissen
Slowenien erstreckt sich von den Alpen in Nordwesten bis zur Adria im Südwesten. Im Osten wird Wein angebaut. Slownien ist für seine leuchtend türkisgfarbenen Flüsse in den Kalkalpen und für seine Tropfsteinhöhlen bekannt. Seit 1991 ein das kleine Land (hier kein Saarlandvergleich!) ein unabhängiger Staat. Zuvor eine sozialistische Teilrepublik Jugoslawiens unter der Führung Titos, war der Staat, der an Österreich, Italien, Ungarn und Kroatien grenzt nach einem zehntägigen Krieg eine demokratische Republik. Seit 2004 ist es Mitglied der EU und der NATO, seit 2007 kann man hier mit dem Euro bezahlen.
Infos zu Ljubljana gibts bei Visit Ljubljana
Anreise: Ich war mit dem Zug in Slowenien und bin über Österreich (Villach) gereist. Die Ticketpreise sind in Slowenien moderat, die Infos an den Bahnhöfen allerdings oft rar gesät. Am besten installiert ihr euch die App der slowenischen Bahn. Noch spannender wird es, wenn man die öffentlichen Busse nutzen will. Infos, Fahrpläne? Eher nicht so. Also durchfragen…
Tipps für Ausflüge: Besucht den malerischen See von Bled und die Vintgar Schlucht. Beides touristische Hot Spots, aber zu Recht. Das Türkisgrün des Wassers ist magisch. In Bled heißt es natürlich auch, die Cremeschnitte probieren. Wenn nicht, verpasst ihr aber auch nichts.
Lust auf mehr osteuropäische Städte? Wie wäre es mit Bukarest oder Stettin?