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Unsere Buchtipps zu Weihnachten 2025

Gerade weil wir alle immer mehr digital konsumieren – echte Bücher zum Blättern sind einfach toll. Und überhaupt, was wäre Weihnachten ohne sie? Hier kommen unsere diesjährigen Tipps für Buchgeschenke. Immer wieder gern: eher außergewöhnliche Reiseführer oder gute Romane mit Lokalkolorit.

52 kleine & große Eskapaden in und um Hannover

Mit Hannover werden viele ja nicht so richtig warm. Dabei gibt es in der Stadt und drumrum wirklich schöne Ecken und Flecken. Um die zu entdecken, mag ich die Eskapaden-Reihe sehr. Und unter den 52 Ausflugstipps in und um Hannover waren einige, die ich als Fast-Hannoveranerin noch nicht kannte.

© MAIRDUMONT

Die kommen für 2026 auf die Entdecker-Liste! Zum Beispiel der japanische Teegarten im Stadtpark und ein Spaziergang entlang der Alten Leine. Wenn ich Lust dazu habe, gehe ich vielleicht auch mal auf Foto-Tour ins Ihme-Zentrum, diese Beton gewordene gigantische Wohnphantasie (oder -dystopie). Unter den 52 Abstechern und Ausflügen ist mit Sicherheit auch für Einheimische noch was Unbekanntes dabei. Praktischerweise gibts die Touren auch als Download. Also los und entdecken, es muss nämlich gar nicht immer die Ferne sein!

Marin Hahnfeldt: 52 kleine & große Eskapaden in und um Hannover, 3. Aufl. 2024, 232 S., Mair DuMont, ISBN 978-3-616-02816-3, 18,95 €

Soul Places Mallorca

© Reise Know-How Verlag

Es gibt ja diese Reiseführer, bei denen einen ziemlich schnell das Gefühl beschleicht, dass man nur das 08/15-Programm bekommt, man hat alles irgendwie x-mal schon woanders gelesen. Beim Mallorca-Band von Sandra Wickert ist das Gegenteil der Fall. Bei jedem der 80 Orte auf der Insel merkt man, dass sie wirklich dort war. Manche Tipps machen kleine Ausflüge zu etwas Besonderem – etwa der Streifzug durch Llucmajor oder die Erinnerung daran, die Kathedrale von Palma dann zu besuchen, wenn die Sonne bunte Lichtkunst auf den Boden malt. Andere dürfte hingegen noch unter Geheimtipps laufen, vor allem die vielen kulinarischen Spots. Eis! Tapas! Kuchen! Wochenmärkte! Wein! Auch toll: Die Spuren berühmter Frauen auf der Insel. Und natürlich die Wanderungen im Tramuntana-Gebirge, durch Orangenhaine, durch verzauberte Gärten, zum Meer. Beim Blättern in den Soul Places Mallorca setzt sofort leichtes Fernweh nach der Insel ein. Nee, stimmt nicht. Starkes.

Sandra Wickert: Soul Places Mallorca, 2025, 192 S., Reise Know-How Verlag, ISBN 978-3-8317-3999-8, 20 €

Hello New York

@ Kunth Verlag

New York – meine absolute Lieblingsstadt! Egal welche Uhrzeit, egal welche Jahreszeit. Die Stadt lebt einfach – mit all ihren verrückten Einwohnern, den Künstlern, Studenten, aber natürlich auch den Touristen, die jedes Jahr mehr werden! Fast jedes Jahr besuche ich New York und entdecke trotzdem immer wieder etwas Neues.  Jetzt ist gerade wieder ein spannender Reiseführer zum Big Apple erschienen: Hello New York, echte Herzensorte zwischen Bagel und Broadway. Es sind die kleinen Orte, die die Millionenmetropole so einzigartig machen. Der Buchladen in Chelsea, in dem ihr stundenlang stöbern könnt. Die kleinen Lokale in Greenwich oder Soho, wo sich Künstler und Nachbarn treffen, als säße man in einem großen Wohnzimmer. Diese sehr schön bebilderte Lektüre stellt die einzelnen Viertel vor, gibt Tipps, wo es eher etwas ruhiger ist. Aber erzählt auch von den Herzensdingen, wo etwa besonders coole Food Trucks und Straßenstrände die Gaumen mit scharfen Tacos oder dampfenden Dumplings auf Weltreise schicken. Oder von den berühmten Cast Iron Buildings: Bis heute stehen in der Metropole die meisten ganz oder teilweise aus Gusseisen bestehenden Fassaden der Welt, besonders spannend in Soho anzuschauen. Eine Stadt, die Sehnsüchte weckt und immer größer ist als man selbst. Wer sich in New York verliebt, wird immer wieder kommen wollen!

Robert Fischer: Hello New York, 2025, 224 Seiten, Kunth Verlag, ISBN 978-3-96965-253-4 , 29,95 €

Jetzt. Hier. Perfekt. Die besten Orte zur besten Zeit

@ Kunth Verlag

Dieser Moment! Wo der Mond direkt auf den Felsnadeln „sitzt“. Der Lichtstrahl in den Canyon oder durch Manhattans Häuserschluchten fällt. Wo der Gletscher jetzt wirklich kalbt oder sich die seltene Blüte in freier Wildbahn öffnet. Wo das erste Gnu der Herde über die Uferkante klettert. Wo Vögel schwärmen. Wo Menschen ihren Göttern ganz nahe sind, ihren Ahnen oder ihren Traditionen…
Wer in diesem Moment dort ist, wird ihn nicht mehr vergessen.  Und das mag ich so am Reisen, dafür ist es ja entstanden: zum Schauen und Sehen, zum Erfahren und Erleben. Zum selbst vor Ort Sein. Und vielleicht ein eigenes tolles Foto machen…
Dieser Coffee Table-Band liest sich teils philosophisch und teils praktisch mit handfesten Tipps zum Wann und Wo. Für Alle, die sich auf den Weg machen wollen. Nach Kapiteln gliedert der Autor die Phänomene, die 2-3 Monate im Jahr zu erreisen sind oder nur für wenige Wochen, Tage, Stunden. Oder nur für ein paar Minuten – bis etwa die Sonne weg ist… 🙂

Martin H. Petrich: Jetzt. Hier. Perfekt. Die besten Orte zur besten Zeit; 256 S., Kunth Verlag, ISBN‎ 978-3-969-65239-8, 39,95 €

Ava liebt noch

Mutter werden und Frau bleiben – Über den Spruch kann die Protagonistin Ava nur noch lachen. Ihr Leben wird schon seit einer langen Zeit von der Familie bestimmt. Mittlerweile ist sie 43 Jahre alt, das erste ihrer drei Kinder kommt in die Pubertät. Ihr Mann hat nur noch den Job im Kopf. Sie hat das Gefühl, nur zu funktionieren. Doch plötzlich kommt ein neuer Mann in ihr Leben und sie stürzt sich in eine wilde Affäre, fernab von jeder Vernunft. Wie geht es weiter? Eine spannende und humorvolle Geschichte, spielt in Norddeutschland, in Gegenden, in denen wir auch öfters hier im Blog unterwegs sind. Gut geschrieben von der Journalistin Vera Zischke. Ava liebt noch ist ihr Debütroman. Nach vielen Jahren als Zeitungsredakteurin im Ruhrgebiet dachte sie, sie kennt die Welt und das Leben bestens. Doch dann bekam sie drei Kinder – und der wahre Spaß begann erst. Ein Buch nicht nur für Mütter, aber wahrscheinlich doch besser von diesen zu verstehen. Mit meinen beiden Jungs habe ich auch schon so manchen Spaß mitgemacht… Auf Instagram schreibt Vera übrigens als @verazischke unter anderem gegen das überzogene Mutterideal an.

Vera Zischke: Ava liebt noch, 2024, Ullstein Buchverlage, ISBN 978-3-471-36078-1, 21,99 €

TraumZeitReise. Eine Geschichte des Tourismus

Wie hat das eigentlich mal angefangen mit dem (Ver-)Reisen? Warum zog und zieht es manche Menschen ins ferne Unbekannte, während sie doch eigentlich ihre „heimische Höhle“ genießen könnten? Was ist übrigens der Unterschied zwischen Reisen und Tourismus? Wie konnte man mitten im Weltkrieg entspannt an der Ostsee Badeurlaub machen? Und was ist „Massentourismus“?

@ Bebra Verlag

Jedenfalls sind es weltweit nur ganz Wenige, schreibt der Historiker und Soziologe Spode, die zum Vergnügen oder Entspannen reisen (können) – in den meisten Ländern nur die Reichen, den reicheren Ländern aber fast Alle. Manche sogar mehrmals im Jahr. Und warum?
Da spannt der Autor den ganz großen Bogen. Von der Steinzeit bis heute, voller Fakten, aber dennoch – oder gerade deshalb – ganz (ent-)spannend zu lesen. Reisen konnte es überhaupt erst geben, als der Ackerbau die Menschen seßhaft machte: als Gegensatz zum Da-Bleiben. Und so richtig ging es erst los, als die heute „westliche Gesellschaft“ das anstrengede Mittelalter überwunden hatte und die gehobeneren Schichten anfingen, das „Paradies“ zu suchen. Was Touristen ja irgendwie noch heute tun, oder…?
Neben den vielen Quellen und immer wieder überraschenden Wissenshäppchen hat der Leiter des Historischen Archivs zum Tourismus in Berlin auch viele originale Bilder und Illustrationen ins Buch gepackt. Ich mag sowas ja, in der Vergangenheit blättern. Verstehen, wie Dinge angefangen haben. Und so…
Dies ist also kein Werk zum schnellen Verschlingen. Man muss auch nicht jedes Detailkapitel lesen. Aber man kann. Und immer wieder mal reinblättern: zum „Homo touristicus“, zu Pilgerzügen und Pilgerreisen, zum „Deutschen Wald“, zum Reisen in der DDR. Und zum Finale: Warum wir alle Touristen sind.

Hasso Spode: TraumZeitReise. Eine Geschichte des Tourismus, 320 S., BeBra Verlag, ISBN 978-3-898-09264-7,  30€

Halbinsel

Die Geschichte von Annett, die an der Nordsee nahe Husum lebt und ihre Tochter Linn wieder bei sich aufnimmt, hat mich von der ersten Seite an in den Bann gezogen. Dabei ist eine leise, unspektakuläre Geschichte. Linn ist Mitte 20, lebt in Berlin und arbeitet für ein Umweltprojekt, als sie plötzlich während eines Vortrags zusammenbricht. Aus ein paar gemeinsamen Tagen wird der ganze Sommer, die beiden Frauen sind erst ratlos, graben dann in der Vergangenheit und versuchen jede für sich einen Plan für die Gegenwart und die Zukunft zu entwickeln. Die unspektakuläre Landschaft an der Nordsee und ihre Menschen drängen sich genau wie die Sprache von Kristine Bilkau nie auf, sind aber trotzdem als Rahmen immer da. Wenn ihr euch mit einem Buch und einer Kanne Tee einen Wintertag lang auf dem Sofa verlieren oder jemanden mit einem Tag Lese-Auszeit beschenken wollt – dieses Buch könnte das passende dafür sein. Es wurde mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2025 ausgezeichnet.

Kristine Bilkau: Halbinsel, Luchterhand Literaturverlag, 224 S.,ISBN 978-3-630-87730-3, 24 €

Das Schwarz an den Händen meines Vaters

Eigentlich hatte Motte sogar zwei Väter: den einen, der schnell rennen kann und beim Spielen alle Spiele kennt. Und den anderen, der von der Werkshalle in den Bürodienst versetzt wird, damit er sich nicht betrunken die Hände absägt.

Auch Motte trinkt längst viel mehr, als ihr gut tut. Dieses zweite Buch der jungen Autorin – und Krankenschwester in der Psychiatrie – Lena Schätte ist sehr bewegend, ich konnte es kaum mehr weg legen. Es geht um das Großwerden in einer Familie, die in sehr einfachen Verhältnissen lebt und die, trotz aller Schwierigkeiten, irgendwie zusammenhält. Als bei ihrem alkoholabhängigen Vater Krebs im Endstadium festgestellt wird, sucht Motte nach einem sinnvollen Weg, sich zu verabschieden. Nicht nur von dem Vater, sondern auch von ihrer eigenen Alkoholsucht. Lena Schätte bekam 2024 für einen Ausschnitt aus dem tiefgreifenden Roman den W.-G.-Sebald-Literaturpreis. Eine harte Lektüre über die Liebe zu einem schwierigen Vater und die Suche nach der eigenen Identitätsfindung. Eine grandiose, gefühlsbetonte Sprache, ging mir ziemlich unter die Haut – solltet ihr unbedingt lesen! Auch gerade, wenn ihr auf Reisen seid, und euch so richtig in ein Buch vergraben möchtet.

Lena Schätte: Das Schwarz an den Händen meines Vaters, 2025, S. Fischer Verlag, ISBN 978-3-10-397657-1, 24 €

… und noch eine Bitte zum Schluss: Bevorzugt, wann immer es geht, eure lokale Buchhandlung beim Kauf von Büchern. Bei vielen könnt ihr auch easy online bestellen und das Buch gleich am nächsten Tag abholen.

Die vorgestellten Bücher stammen aus unseren Beständen oder wurden uns von den Verlagen als  Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt.

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