„Turm aus Karamell“ nannte ihn einst Pablo Picasso. Der Torre de Hercules ist der einzige Leuchtturm aus der Römerzeit, der bis heute seinen Dienst tut. Gerade jetzt im Winter branden wilde Stürme an die spanische Küste vor der Stadt A Coruña. Umso unglaublicher finde ich es, dass der Turm über fast zwei Jahrtausende der Kraft der Naturgewalten getrotzt hat.
Kein Wunder also, dass der 55 Meter Herkulesturm als das beliebteste Wahrzeichen von A Coruña gilt – und außerdem zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Einen Fahrstuhl gibt es hier natürlich nicht. Auch den rund 57 Meter hohen Fels, auf dem der Leuchtturm steht, erreichen Besucher wie ich nur zu Fuß. Die alte Legende sagt, dass unter dieser Anhöhe die Überreste des Riesen Geryon liegen, den einst Herkules hier enthauptet und begraben haben soll. Daher auch der Name, Herkulesturm.
Wir machen uns auf zum Eingangsbereich des Turms. Wenn ihr von dort das Innere betretet, durchquert ihr erst einmal eine archäologische Ausgrabungstätte aus den 1990er Jahren. Rund um die alten Fundamente liegen immer noch noch viele Fundstücke aus der Römerzeit im Boden. Das liegt daran daran, dass für weitere Ausgrabungen irgendwann kein Geld mehr da war. Trotzdem sind die dicken Blöcke, die einst von römischen Sklaven aus den Steinbrüchen herausgeklopft und hier aufeinandergeschichtet wurden, beeindruckend anzuschauen. Ein riesiger Steintiegel steht dort, in dem einst das Leuchtfeuer brannte. Und wir erfahren, dass die Römer früher über eine Art Rampe außen am Turm hinaufstiegen.
Heute geht es über die – inzwischen auch schon jahrhundertealte – Wendeltreppe mit ihren 234 Stufen hinauf auf die Aussichtsplatform, über der nachts noch immer ein Leuchtfeuer den Schiffen in diesen rauen Gewässern den Weg weist.
Oben angekommen bleibt mir nicht nur der Atem wegen des anstrengenden Aufstiegs weg, sondern auch wegen der Aussicht: Da schaut man von oben auf die Stadt, auf die wilden Klippen, auf die Windrose vor dem Turm und draußen auf dem Meer ziehen Kreuzfahrtschiffe vorbei, die inzwischen gern hier anlegen.
Auch A Coruña ist eine Reise wert
Längst hat sich herumgesprochen, dass sich A Coruña nicht nur wegen des Welterbe-Leuchtturms lohnt, sondern auch wegen seines bunten Kultur- und Nachtlebens. Manche sehen in der Küstenstadt schon ein kleines Barcelona der Westküste Spaniens heranwachsen. Was mich besonders fasziniert hat, waren die so genannten Galerías, das sind verglaste Balkone, die hier die berühmte Uferpromenade „Avenida de la Marina“ säumen und die die Abendsonne mit ihrem goldenen Licht glänzen lässt. In einem dieser Häuser residiert auch Zara-Gründer Amancio Ortega, der reichste Mann Europas. Wer nach Leuchtturm und Stadtbummel noch weitere Sehenswürdigkeiten in A Coruña erkunden möchte, kann sich hier informieren. Und noch ein Tipp: Ganz in der Nähe der Stadt findet ihr eine traditionelle Gaita-Werkstatt, in der eine musikversessene Familie sich ganz der galicischen Dudelsack-Musik verschrieben hat.
Diese Recherche wurde unterstützt vom Spanischen Fremdenverkehrsamt Frankfurt und Turismo de Galicia.
ist schon unglaublich was die damaligen bauleute konnten insbesondere wenn man bedenkt, dass heutige hochäuser manchmal schon nach dreißig jahren dem zusammenbruch nahe sind…
Stimmt, das finde ich auch beeindruckend!