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Aalsmeer und die Fliederzüchter

„Es ist der einzige Ort in Holland, wo du Flieder auf Inseln wachsen lässt und in Gewächshäusern dann zum Blühen bringst“, erklärt mir Henk van Leuwen. Mit stolzem Blick schaut der Bootskapitän über Hunderte von Inseln voller Flieder-Plantagen hinweg und manövriert sein Holzboot durch die engen Kanäle. Der extrem Nährstoff haltige Torfboden und das Süßwasser des Westeinderplassen, ein Überbleibsel des Haarlemermeers in Noord-Holland, sind einfach super für den Flieder. Die hohe Kunst der Flieder-Zucht. Ich besuche Aalsmeer, gleich um die Ecke von Amsterdam. Ein netter, kleiner Ort – und Zentrum des niederländischen Blumen- und Ziergehölzeanbaus. Auch bekannt als „die flower capital“ der Niederlande: In Aalsmeer findet in den Hallen der Royal Flora Holland die größte Blumenversteigung der Welt statt – mit täglich zwölf Millionen verkauften Blumen. 

Eine Million Flieder-Sträucher auf kleinen Inseln

Wir schippern in gemütlichem Tempo über den riesigen Westeinder See des Naturreservats, vorbei an verwunschenen Gärten, Lauben – und eben Hunderten von Flieder-Plantagen. Früher war das Reservat mal ein riesiger Sumpf, weiß Henk.

 

Seit über 150 Jahren pflanzen hier Züchter das farbintensive Ziergehölz auf kleinen Inseln an. Eine Million Flieder-Sträucher!! Ein Großteil der weltweiten Produktion von Flieder (als Schnittblumen) kommt aus Aalsmeer. „In den 1980er Jahren gab es noch an die 125 Züchter“, erzählt Henk. Auch sein Vater baute Flieder an, mittlerweile gibt es nur noch an die 15. Der Grund? Vielleicht die harte Arbeit und wenig Erfolg für die Züchter. Wer die schöne Pflanze anbaut, muss viel Geduld haben und eine Menge wissen über den Anbau, die Anpassungsfähigkeit der Zierpflanze. Für vier Wochen kommen die Fliederstöcke jedes zweite Jahr ins Gewächshaus. Transportmittel: die Boote.

Eine Bootsfahrt voller Ruhe durch die Flieder-Plantagen

Der Flieder ist Jans Leben

Wer ebenso viel Ahnung über einen der ältesten europäischen Gartensträucher hat, ist ein netter, älterer Holländer in den Historischen Gärten von Aalsmeer: Jan Maarsen Os. Der 79-Jährige hat fast sein ganzes Leben lang Flieder angebaut, von der Pike auf die Kunst von seinem Großvater gelernt. In seiner Familie könne er die Züchter dieser edlen Pflanze bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen, erzählt er mir stolz und lächelt.

Vor 20 Jahren – und zwei Hüft-Operationen – habe er aufgehört, sie selbst anzubauen. „Es war einfach zu viel Schufterei. Die Sträucher mit Wurzeln und Geäst wiegen an die 40 Kilo, und wir mussten sie von den Booten zu den Inseln schleppen und zurück in die Gewächshäuser“, erklärt er. Jetzt führt der Aalsmeerer Blumen begeisterte Besucher durch die Gärten und Gewächshäuser des Historische Tuin Museums. Noch immer versprüht er viel Liebe zum Flieder (170 Sorten allein im Museum), zu Rosen und anderen traumhaft riechenden Pflanzen. Fast zärtlich fasst er die Äste des Flieders an.  „Zuhause habe ich immer noch einen Gemüsegarten und pflege ihn mit viel Hingabe.“ Er liebe es einfach mit den Händen zu arbeiten, Lesen wäre nicht so sein Ding. „Dann besser bis zuletzt im Garten sitzen und in der Erde buddeln“, sagt er und lacht übers ganze Gesicht.

2023 – das Jahr des Flieders

Die Historischen Gärten haben 2023 als „das Jahr des Flieders“ erklärt und widmen den farbintensiven Sträuchern eine eigene Ausstellung zum Beruf des Fliederzüchters und der Geschichte des Anbaus auf den Inseln des Westeinder Sees. Sehr interessant, hingehen!

Wer den Flieder ebenso in seine Ausstellung aufgenommen hat, ist das Flower Art Museum ganz in der Nähe der Historischen Gärten: mit hochwertigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Züchtern, aber auch Ausstellungsplakaten und Kunst-Skulpturen rund um das attraktive Gewächs. Echt sehenswert!

Wer nach all den Blumen gern eine kurze Pause am Wasser machen möchte, kann gut ins Restaurant On the Rock in Aalsmeer einkehren. Leckere Sandwiches, Suppen, Käseplatten, aber auch Austern bietet das Lokal am Westeinder See an.

Unterstützt hat mich bei der Pressereise nach Aalsmeer netterweise amsterdam&partners.

Anreise:

Mit der Deutschen Bahn geht es eigentlich recht schnell von NRW, beispielsweise Düsseldorf, nach Amsterdam. Dort angekommen könnt ihr das Amsterdam & Region Travel Ticket kaufen, um mit Bus/Tram/Metro und Zug nach Aalsmeer weiterzufahren. Fahrtdauer: zirka 30 Minuten mit dem Taxi oder 1 Stunde mit Zug und Bus. Im Ort selbst kommt ihr am besten zu Fuß oder mit dem (Miet-)Fahrrad von A nach B.

Wer von euch einmal Lust hat, dort mit Henk raus zu den Flieder-Inseln auf den Westeinderplassen zu fahren, der kann ihn über Westeinder Rondvaart buchen.

Noch mehr zu Holland könnt ihr bei uns hier lesen: eine nette Story zu Zeeland (die Hummersaison läuft übrigens bis Juli) oder zu Noordwijk. Schön Blumiges gibt es ebenso noch einmal: in Beemster.

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