Ein wahres Blumenmeer aus Tulpen, wunderschöne Pink- und Lilatöne, wo das Auge nur hinblickt. Inmitten des alten Beemster Polder – keine halbe Stunde nördlich von Amsterdam gelegen. Dieser wurde bereits im 17. Jahrhundert erbaut, um aus dem bedrohlichen Binnengewässer De Beemster fruchtbares Ackerland zu machen. Im Jahre 1612 war der Beemster trocken gelegt mit Hilfe von 43 Windmühlen, die den See leer pumpten. Eine geniale Landschaftsplanung nahm ihren Lauf. Ich habe mir die blumenreiche holländische Gegend auf einer Pressereise vor ein paar Tagen näher angesehen.
Für den Polder wurden Wege und Straßen angelegt, Wegrands- und Grundstücks-Wassergräben ausgehoben und Bauernhöfe gebaut. Das Besonderes: alles nach einem streng geometrischen Muster. Die Landschaft liegt 3,5 Meter unter dem Meeresspiegel und ist in ein geometrisches Muster von Rechtecken und Quadraten eingeteilt. Der Beemster Polder in Noord-Holland ist heutzutage weltberühmt – und somit seit 1999 Teil des Unesco-Weltkulturerbes.
Mit dem grünen Twizzy durch die Polder
Heutzutage könnt ihr die Polder-Gegend am besten mit dem Rad erkunden, eine gute Alternative sind dennoch die kleinen, knallgrünen Twizzys. Mit den Elektro-Zweisitzern könnt ihr bequem die kleinen Wege und Feldwege zwischen den Poldern befahren, um euch die Tulpenfelder anzuschauen – oder einfach um von A nach B zu gelangen. Ausleihen könnt ihr sie beim Fort Resort Beemster in Middenbeemster. Besser einen sonnigen Tag dafür auswählen, es zieht doch etwas durch die Türschlitze – und Twizzy verfügt nicht über eine Heizung. Und er ist schneller als man denkt: Gute 60 Stundenkilometer legt er an den Tag.
Fort Resort umgewandelt in ein Spa
Das Fort Resort ist eine extra Übernachtung wert, falls ihr mal ein Wochenendstrip oder länger in Amsterdam plant. Das Wellness-Spa hat 2012 eröffnet und eine lange Geschichte: Im 18. Jahrhundert wurden rund 42 Festungen, Dämme, Kanäle rund um die holländische Hauptstadt gebaut, um sie zu beschützen. Die 135 Kilometer lange Verteidigungslinie, Teil der holländischen Wasserlinie, wurde am Ende nie benutzt. Heute ist sie ebenfalls Unesco-Weltkulturerbe. Im Fort Resort Beemster könnt ihr heutzutage in neun Saunen entspannen, übernachtet wird in ehemaligen Soldatenunterkünften. Das Bali-Zimmer liegt auf einer separaten Mini-Insel mit Jacuzzi …. Eine schöne Alternative zum Großstadt-Trubel von Amsterdam.
Betsie und ihre Zwiebeln
Vom Fort geht’s los mit dem Twizzy durch die traumhafte Tulpenlandschaft in Beemster, vorbei an Bauernhöfen, Blumenfeldern, grasenden Kühen und Schafen und urigen, kleinen Cafés. Rund 25 Bauern leben hier noch von der Landwirtschaft. Wir besuchen eine Milchbäuerin, die schon seit den 1950ern einige ihrer Felder für den Tulpenanbau reserviert hat. Doch Betsie Konijn und ihr Team von der Farm Nicolaashoeve verkauft nicht die traumhaft pinkfarbenen Blumen an sich, sondern die Tulpenzwiebeln sind ihr Produkt. „Jedes Jahr verkaufen wir an die zwei Millionen Zwiebeln“, erklärt sie mir.
Die Tulpenzwiebeln und das Köpfen der Blüten
„Anfang November, sechs Wochen vor dem Frost, pflanzen wir die Tulpenzwiebeln. Im Dezember wachsen die Wurzeln gut unter der Erde, um dann im Februar rauszukommen“, erzählt Betsie. Sobald die Tulpe über den Boden kommt, beginnen sie mit der Auswahl der Blumen. „Das bedeutet, dass wir Virusvarianten und andere unerwünschte Pflanzen entfernen, um gesunde und starke Stämme zu erhalten.“ Maschinen schneiden später die Blumen, köpfen sie quasi – leider, leider. Ich kann es kaum glauben. Aber: „Wir verkaufen die Blumen nicht, wir sind halt Tulpenzwiebel-Züchter“, sagt Betsie. Die Zwiebeln müssen Samenfrei bleiben, um energievoll groß zu werden. „Nach dem Köpfen geht all die Energie der Pflanze nicht mehr zur Blume, sondern zur Zwiebel, damit sie richtig gut wachsen kann.“
Gegen Ende Juni werden sie dann von Betsie’s Mannschaft geerntet und verkauft. An die Händler, die in den Gewächshäusern der Niederlande die Tulpen dann züchten. Trotzdem wunderschön die farbenfrohen Felder von Betsie, besonders sehenswert sind sie von Mitte April bis zur zweiten Maiwoche!
Und wer Blumenzwiebeln, Milch, Kartoffeln oder dergleichen direkt frisch vom Hof mitnehmen möchte: Betsie hat einen kleinen Laden auf Nicolaashoeve. Nebenan im Stahl muhen und stampfen ihre 105 Kühe. Voller Stolz erzählt sie, wie die Maschinen ihre Kühe melken und Bescheid geben, wenn ein Tier nicht so recht Milch geben will.
Weiter geht’s mit dem Tweezy zu einem kurzen Snack in der Brasserie De Kerckhaen in Westbeemster. Das gemütliche Lokal bietet allerlei leckere holländische Kleinigkeiten wie Käse-Kroketten, belegte Sandwiches, Bitterballen oder Appeltaart. Gut für eine kleine Pause zwischendurch.
Der echte Kaas vom Bauern
Dann kommt etwas für alle, deren Herz bei pikantem Käse schneller schlägt. Wir besuchen die Käsefarm Kaasboerderij De Groot am Middenweg 192 in Middenbeemster. Hier gibt es die leckere Beemster Variante, produziert mit der Milch der eigenen Kühe vom Hof, ohne Farbstoffe – echter Bauernkäse („boerenkaas“) halt. Besonders beliebt ist der Beemster mit den italienischen Kräutern oder der mehrere Monate gereifte. Sehr lecker als Mitbringsel oder zum Selbst verköstigen mit einer guten Flasche Rotwein aus dem Nachbarland Frankreich, fanden ich und mein Mann. Hinter ihrem Laden wieder Fußballfelder große Tulpenlandschaften, beeindruckend selbst bei Regen!
Wer im Tulpenland noch etwas anderes entdecken möchte, dem sei die Windmühle De Nachtegaal in Middenbeemster empfohlen. Ursprünglich erbaut im Jahre 1669, dann 2012 versetzt an eine neue Stelle, nur unweit von dem ersten Standort. Dort wurde die Getreidemühle restauriert und dient heutzutage als Verkaufsraum und kleines Museum. Der Laden verkauft sein eigenes gemahlenes Getreide. Wenn die Mühle geöffnet ist (Öffnungszeiten: Mittwochs und Samstags 10-16 Uhr), erzählt euch Müller Theo Pauw bei einer Führung gerne ihre Geschichte.
Anreise:
Mit der Deutschen Bahn geht es eigentlich recht schnell von NRW, beispielsweise Düsseldorf, nach Amsterdam. Dort angekommen könnt ihr das Amsterdam & Region Travel Ticket kaufen, um mit dem Bus nach Middenbeemster weiterzufahren. Fahrtdauer: nur 35 Minuten.
Wer gern noch mehr zu Holland bei uns lesen möchte, wir haben ein paar Geschichten zur Küste beispielsweise Zandvoort, nahe bei Amsterdam. Oder eine Story zu einer Safari mit vielen Tipps auf Texel.
Unterstützt hat mich netterweise bei dieser Pressereise in den Blumenort Beemster amsterdam&partners. Weitere Infos gibt es zudem bei laagholland.com.