Reisen
Schreibe einen Kommentar

Knack, knack, Finger ab – die Basken und ihr Hardcore-Ballsport Pelota

GebrochenerFinger_PelotaGerade war ich auf Hemingways Spuren in Nordspanien unterwegs. Dass er auf Macho-Sportarten wie Stierkampf, Jagen und Angeln stand… weiß man ja. Aber nur wenigen ist bekannt, dass er auch ein Faible für Pelota hatte, den baskischen Nationalsport. Ein Ball, zwei Männer, die ihn in einer Halle per Rückschlag gegen die Wand hauen. Soweit, so gut… klingt nach Squash, ist aber viel schmerzhafter.Pelota_LederballDer kleine Lederball ist nämlich verdammt hart und wird mit der Hand geschlagen. Wir hatten in Hemingways Lieblingsstadt Pamplona die Gelegenheit, einem der vielen baskischen Pelota-Clubs beim Spielen zuzuschauen. (Den Ball rechts hält übrigens extra eine Journalistenkollegin in die Kamera. Echte Spieler-Finger sehen ganz anders aus.) Das Video habe ich beim Training gemacht, aber einen guten ersten Eindruck bekommt man trotzdem:

Wenn man sich überlegt, mit welcher Wucht die Spieler auf den Ball schlagen müssen, damit er so ein lautes Knallen erzeugt…. Mein Respekt für die Jungs ist nach einem Selbstversuch enorm gestiegen. Zum einen ist es superschwer, den Ball überhaupt richtig mit der kleinen Hand zu treffen, kein Vergleich zu Squash oder Tennis. Und wenn man dann getroffen hat, merkt man es schmerzhaft am Handballen, autsch…

Fernando Goñi Pelotari Pamplona HemingwayDie Spieler heißen Pelotari, ein sehr erfolgreicher ist Fernando Goñi, der sich hier in Pamplona extra Zeit nimmt, um uns seinen Sport zu erklären. Sein Körperbau erinnert mich an Profi-Tennisspieler – groß, breitschultrig, federnder Gang, aber wer genau hinsieht, erkennt den Pelotari spätestens beim Blick auf die Finger: „90 Prozent der Verletzungen sind Handverletzungen“, sagt Fernando und zeigt uns seine Linke (siehe oben). Ganz schön malträtiert, der einst gebrochene kleine Finger steht heute noch in einem unnatürlichen Winkel ab. Pelotari müssen im Gegensatz zu Tennis- oder Squashspielern mit beiden Händen gut aufschlagen können.

Pelota Tape Schutz HandschuhUnd noch etwas unterscheidet die Profis von denen in anderen Rückschlagsportarten. „Man kann Pelota nicht jeden Tag trainieren, die Hände müssen sich erholen“, sagt Fernando. Die meisten Spieler schützen ihre Finger mit Tape. Wenn Sie den Verband aufschneiden, gleicht er einem groben Handschuh:

Die Sportart gilt als ur-baskisch und nationalistisch. 90 Prozent der Spieler kommen aus kleinen Dörfern im Umland. Bei den Spielen am Wochenende treffen sich die Menschen, traditionell werden hohe Wetten abgeschlossen. „Sportwetten gehören bei uns zur Kultur“, sagt Fernando. Gott sei dank könne man seit dem Rauchverbot in den Hallen besser atmen. „Früher waren hier überall dicke Schwaden mit Zigarrenrauch.“ Noch immer gibt es etwa 50 Profispieler, aber, wirft Fernando einschränkend ein, „nur etwa fünf können tatsächlich davon leben.“ Komischerweise habe ich früher das Vorurteil gehabt, der baskische Nationalstolz sei borniert. Tatsächlich aber bin ich selten auf so viele weltoffene, gastfreundliche und kontaktfreudige Menschen gestoßen. Deshalb mag ich Europa so – weil man hier seine eigene Kultur pflegen und bewahren und trotzdem Weltbürger bleiben kann. Die Basken sind für mich eines der schönsten Beispiele – aber dazu und zu Hemingways Lieblingsorten im Baskenland gibt es später mehr…

Diese Recherche wurde unterstützt vom Spanischen Fremdenverkehrsamt Frankfurt und dem „Königreich Navarra“.

Kategorie: Reisen

von

Vom heimischen Bauernhof ins Chemielabor und raus in die weite Welt: Heute lebe ich als Journalistin und Autorin - back to the roots - im Weserbergland und darf die Reiselust mit der alten Leidenschaft für Naturthemen verbinden. In unserer binationalen Familie sind wir als Grenzwandler zwischen Deutsch und Spanisch unterwegs.

Kommentar verfassen