Zwei Wandertouren, wie sie kontrastreicher nicht sein könnten: Wild-West-Feeling in der Wüste von Tabernas und die kühle Frische von Kiefern- und Pinienwäldern der Alpujarras am Fuße der Sierra Nevada. Beides liegt in der Provinz Almería im Südosten Andalusiens.
Der Wind treibt Staub und stachelige Büschel durch die Schlucht. Die Sonne brennt, der Schweiß läuft. Und hinter der nächsten Biegung könnten plötzlich Pferdekutschen in wilder Verfolgungsjagd um die Ecke kommen, fast hört man sie schon, die Pistolenschüsse, wiehernde Pferde, die Rufe der Banditen. Es ist wie im Wilden Westen der USA – und doch in Europa, genauer gesagt: in Andalusien.

Die Wüste von Tabernas
Drehort für Spaghetti-Western
Genau das haben Filmemacher seit den 60er Jahren als Vorteil erkannt. Die Wüste von Tabernas wurde zum beliebten Drehort für die Spaghetti-Western, auch Italo-Western genannt, darunter „Für eine Handvoll Dollar“ oder auch „Spiel mir das Lied vom Tod“ von Sergio Leone.

Lebensfeindlich: Schlucht in der Wüste von Tabernas
Hier ist es einfach nur heiß und trocken: Das 280 Quadratkilometer große Gebiet liegt im Südosten Andalusiens, nur rund dreißig Kilometer von der Mittelmeerküste entfernt. Mit minimalstem Niederschlag (weniger als 250 ml pro Jahr) und Temperaturen von über vierzig Grad im Sommer. Eine trockenere, sonnigere Gegend gibt es nicht in Europa.
Überlebenskünstler: Siempre Viva
Mit stark zerklüfteten Berghängen, einst gestaucht und gefaltet von den tektonischen Erdplatten der Kontinente Afrika und Europa. Wir spazieren durch Schluchten mit tief eingeschnittenen Furchen, laufen in ausgetrockneten Flussbetten auf soft grauem, lehmigem Untergrund, vorbei an grau-gelblichen Felsen. Alles ist Stein, Staub und Sand. Und doch gibt es hier Überlebenskünstler wie etwa die Pflanze „Siempre Viva“, die immer lebt, sich nicht von den Bedingungen unterkriegen lässt.

Siempre Viva trotzt der Hitze und der Trockenheit in der Wüste
Laurence von Arabien und Der Schuh des Manitu
Christina Serena, Chefin der Firma Malcamino’s zeigt uns die erstaunliche Pflanze. Und noch mehr: Über viele Jahre hat sie als Scout für Filmproduktionen gearbeitet, hat die besten Drehorte in der Wüste ausfindig gemacht. Heute organisiert Christina Serena Wander- und Jeeptouren, sie zeigt Schauplätze etwa für Monumentalfilme wie Laurence von Arabien, Cleopatra oder auch Der Schuh des Manitu. Heutzutage dreht man hier mehr Videoclips und TV-Spots, erzählt sie. Manch Kulisse steht noch herum, wartet auf den nächsten Film, oder wird einfach zu Staub zerfallen.
Anadalusien ganz anders: Im Pinienwald bei Bayárcal
Film-Schnitt. Es dauert nur eine Stunde Fahrt nach Norden, und schon bietet sich ein völlig anderes Bild in Andalusien: Bäume wachsen in den Himmel, schneeweiß leuchtet im Hintergrund der Mulhacén, mit 3478 Metern höchster Gipfel der Sierra Nevada. Ebenso ganz in Weiß liegt Laujar de Andarax, eines der typisch andalusischen Dörfer, eingerahmt von den Berghügeln der Alpujarras. Im Norden der Provinz Almerìa ist der Frühling im April angekommen, die Kastanien treiben erste Blüten, der Ginster steht schon in voller Blüte.
Der höchste Ort dieser Berglandschaft heißt Bayárcal (rund 1.200 m) am Rande des Nationalparks Sierra Nevada gelegen. Es war einer der letzten Zufluchtsorte der Mauren vor ihrer endgültigen Vertreibung durch die Christen. Um Bayárcal führt ein Wanderweg, ein Schieferpfad. Das Gestein glitzert silbern in der Sonne, vermischt mit dem Rot des Eisengehalts. Immer weiter hoch führt der Pfad, vorbei an Steineichen und Kastanien, mal duftet es nach wildem Lavendel. Den schneebedeckten Mulhacén behalten wir stets im Blick.

Im Pinienwald
Nach etwa zweihundert Höhenmetern tauchen wir ein in einen Pinienwald, bevor es steil und geröllig wieder bergab geht, hinein in ein enges Tal. Ein laut plätschernder Bach begleitet uns. Was für ein Kontrastprogramm zur Wüste von Tabernas…

Was für ein Kontrast zur Wüste!
GUT ZU WISSEN
Durch die Western-Städte „Mini Hollywood“ (Eintritt 28 Euro/18 Euro) und „Fort Bravo“ kann man schlendern, alte Filmkulissen anschauen und Wild-West-Shows mit viel Knallerei erleben. Drumherum gibt es Wanderwege (mehr oder weniger markiert), so etwa eine Rundtour um Mini Hollywood, acht bis elf Kilometer weit.
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Die Reise wurde organisiert und unterstützt vom Spanischen Fremdenverkehrsbüro und der Region Andalucía.
Copyright für alle Fotos: Karin Kura
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