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Cabo de Gata-Níjar: Geheimtipp im Südosten Andalusiens

Spektakulär ist diese dreißig Kilometer lange Steilküste: Wild, felsig, und mit versteckten Badebuchten. Traumstrände! Sandig und naturbelassen.

Schon erstaunlich, nicht? Ist doch die spanische Mittelmeerküste ziemlich zugebaut. Aber ein kleines Stück Natur in der Provinz Almería hält die Stellung. Eingeklemmt zwischen Hotelanlagen und Apartmentsiedlungen der Costas zwischen Málaga und Alicante.

Strand-Hopping

Mit Strand-Hopping beginnt mein Tag, Start an der Playa de Los Genoveses. Einen weiten Bogen beschreibt die Bucht, wie gemalt. Die Sonne glitzert auf dem blauen und türkisfarbenen Meer, eine sanfte Brise streichelt meine Haut. Ah! Welch Wohltat, wenn man hungrig nach Licht und Wärme angereist kommt. Und Cabo de Gata lässt sich kaum toppen: Dieser südöstlichste Winkel Spaniens rangiert ganz oben auf der Liste der sonnigsten und regenärmsten Flecken in Europa. Na also!

Los geht’s, über dunkle, vom Salzwasser zerfressene Felszungen, die ins Meer hineinreichen. Ich balanciere auf dem feuchten Vulkan-Gestein, immer kurz bevor die nächste Welle anrollt. So erreiche ich eine ganze Reihe von Mini-Buchten, alle zusammen heißen sie Calas del Barronal. Turmhohe Basaltklippen stehen dort, dann einzelne zackige Gebilde, wie frisch vom Vulkan ausgespuckt.

Mit dem Strand-Hopping habe ich Glück, das gibt’s nicht jeden Tag. Denn oft verschwinden die hübschen Strände einfach, werden vom Meer weggespült. Sie formen sich dann immer wieder neu, über das unverbaute Hinterland holt sich Mutter Natur ihren Sand-Nachschub.

Playa del Mónsul

Davon gibt es reichlich an der Playa del Mónsul. Es ist der bekannteste Strand im Naturpark. Am Rande der Bucht thront eine hohe Düne, am Fuße liegt ein Steinkoloss. Ich setze mich auf einen von Sonne und Salz gebleichten Holzstamm, schaue aufs Meer.

Der Mónsul hat Stimmung. Und ich bin fast alleine am Strand. Cabo de Gata kennt eigentlich nur eine Saison: den Sommer. Dann brummt der Tourismus, an den Stränden Playa del Mónsul oder Los Genoveses herrscht Gedränge. Ein Trubel, den ich mir gerade überhaupt nicht vorstellen kann.

Im Hinterland von Cabo de Gata

Nicht nur die Steilküste im Naturpark Cabo de Gata-Níjar ist sehens- und erlebenswert, dahinter öffnet sich eine karge, wüstenähnliche Landschaft aus Stein, Staub und Sand. Dort leben Annika Jung und Martin Stegmann. Vor über zwanzig Jahren zogen die beiden von Deutschland nach Andalusien. Dabei war Martin die treibende Kraft. Ihn zog die Landschaft magisch an. Seine Leidenschaft für karge Gegenden war zuvor in der Sahara entflammt. Als er den Job hatte, Autos von Tunesien in den Tschad zu überführen. Schnell fand er heraus: „Die Wüste, das ist einfach meins!“

Das Paar wohnt in einem Cortijo, ein altes Landgut, wenige Kilometer vom kleinen Ort Los Albaricoques. Nur eine holprige, staubige Piste führt dorthin. Zur Familie gehören vier Söhne, zwei Esel, zwei Hunde, eine Hühnerschar sowie eine Katze. Ich habe mich in einem ihrer Gästezimmer einquartiert (www.elcampillo.info). Um die zwei weißen Häuser des Cortijos stehen einzelne Olivenbäume, ein kleiner Kakteen-Garten und etliche hochgewachsene Agaven.

Am Morgen wecken mich die Vögel. Ein vorsichtiges Gepiepse und Gesinge begrüßt mich. Ich lausche ein bisschen. Es hört sich viel sanfter an als zu Hause. Klar, hier müssen keine Autos übertönt werden. Bloß die Stille. Die gefiederten Tiere sind so klein, dass ich sie nur undeutlich durchs geöffnete Fenster erkenne. Wie sie quietschfidel von Busch zu Busch sausen. Letztere fast alle kugelrund, prima Verstecke. Für Wüstengimpel und Dupontlerchen, hinzu kommen noch zahlreiche Wintergäste aus dem Norden. Cabo de Gata ist ein Paradies für kleine Tiere.

Schönheit in der Kargheit

Und ein Ziel für Natur liebende Menschen, die sich am Geschmack von Staub auf der Zunge nicht stören. Beim Spaziergang rund um das Cortijo entdecke ich kunstvoll geschwungene, üppige Gräser auf rot-brauner Erde. Und leise rascheln Palmitos, die Zwerg-Palmen, im Wind. Der Reiz dieser Landschaft erschließt sich nicht unbedingt sofort. So jedenfalls erlebte es Annika, die zunächst wegen ihrer Liebe zu Martin mit nach Andalusien ging. Anfangs war sie wenig begeistert: „Ich war entsetzt von der Kargheit dieser Gegend, von der Sommerhitze im August, den überfüllten Stränden“, erzählt die ausgebildete Lehrerin für Deutsch und Kunst. Doch irgendwann hat es gefunkt. „Es hat mich beinahe umgehauen, die Schönheit in der Kargheit zu entdecken. Eine diskrete, ja minimalistische Vielfalt. Cabo de Gata, das war Liebe auf den zweiten Blick“, gesteht sie.

Paradiesisch, ja, so empfinde ich es hier. Aber heile Welt? Nee, natürlich nicht. Auch das gehört zur Realität und kommt dem Naturpark bedrohlich nah: „El mar de plástico“, das Plastikmeer, so nennen Einheimische diese endlos wirkende Aneinanderreihung von Plastikplanen. Die Region lebt von Treibhäusern, in denen Tomaten, Paprika und Gurken reifen. Für uns im Norden, damit wir auch im Winter Gemüse essen können.

Diese Reise wurde durch eine Kooperation möglich: Herzlichen Dank an das spanische Tourismusbüro, die Region Andalusien sowie die Provínz Almeria. Wer Lust auf eine organisierte Wanderreise im Naturpark Cabo de Gata-Nîjar hat, der wird bei Hauser Exkursionen fündig. Mehr Infos über den Naturpark Cabo de Gata-Níjar gibt’s hier.

Über Gastautorin Karin Kura:

 

Draußen ist es am schönsten. Egal, ob als Reisejournalistin oder privat, unterwegs in der Natur bin ich am liebsten. Aber bloß nicht frieren! So klingt es vielleicht komisch, dass ich von Haus aus Skandinavistin bin, in Norwegen habe ich gelebt. Und dann die Himmelsrichtung gewechselt. Jetzt würde ich gerne Spanisch lernen. Wenn mal Zeit dafür bleibt. Vielleicht ja auf meiner Lieblingsinsel: La Gomera.

 

2 Kommentare

  1. HannoverblickOst sagt

    Schade, dass hier die Kommentare fehlen, vergessen oder übersehen? LG Simone 🙂

  2. Karin Kura sagt

    Hi Simone, wie meinst du das? Ich habe gar keine Kommentare dazu gesehen… LG Karin

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