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Elbphilharmonie – einfach wunderbar!

Die Elbphilharmonie ist jetzt schon eines der schönsten Wahrzeichens Hamburgs.

Die Elbphilharmonie ist jetzt schon eines der schönsten Wahrzeichens Hamburgs.

„Milliardengrab“, „Dauerbaustelle“, „Pannenprojekt“, „Luftschloss“ und noch viele weitere, weniger nette Beinamen trägt die Hamburger Elbphilharmonie. Eigentlich sollte der pompöse Bau aus der Feder der Schweizer Star-Architekten Herzog & de Meuron schon längst fertig, nämlich 2010, sein und deutlich günstiger. Nach Jahren des Stänkerns, Streitens und dem Stopp aller Bautätigkeit, soll die gigantische Konzerthalle jetzt im Frühjahr 2017 eröffnet werden und ein Vielfaches vom ursprünglich Veranschlagten kosten. Wie das halt so ist mit Großprojekten.Wie dem auch sei – das Ding ist einfach genial. Aussehen, Atmosphäre und Aussicht zumindest, die Akustik konnte ich noch nicht testen und bin dafür auch kein Profi.An einem kalten, grauen Wintertag habe ich die Baustelle besichtigt. „Unbedingt warme Socken mitnehmen“, hieß es in einer Infomail. Alle, diesen den Rat ignorierten, haben es bitter bereut. Sie bekamen noch lange vor den anderen eiskalte Füße. Bevor wir auf die Baustelle durften, mussten wir uns sicherheits-tauglich anziehen: dicke, derbe, gelbe Gummistiefel und eine Helm, unter dem bei Schmalköppen sogar noch die Mütze drunter passte. Die Glücklichen! So ausgestattet trotzten wir dem Sturm, der uns mit winzigen, pfeilgespitzten Eistropfen quälte. „Erwartet nicht zu viel vom Eingang“, warnte uns der Baustellenführer Thomas Kaiser. In der Tat von der immer wieder hochgelobten Rolltreppe mit seinem besonderen Putz (übrigens auch ein Baumangel) war nicht viel zu sehen. Stattdessen nackter Beton, rohe Holzbretter, Gerüste, offene Leitungen und Rohre. Dunkel statt lichtdurchfluteter Leichtigkeit des Raums.

Ohne die geht gar nichts: Gelbe Gummistiefel sind ein Muss für alle Baustellenbesucher.

Ohne die geht gar nichts: Gelbe Gummistiefel sind ein Muss für alle Baustellenbesucher.

Allein die Ausmaße sind beeindruckend: Die Gesamtfläche des ehrgeizigen Komplexes umfasst rund 120 000 Quadratmeter, so viel wie 17 Fußballfelder oder zwei Drittel der Hamburger Binnenalster.

Mit einem kleinen Lift sausten wir in die 26. Etage. Wow – mehr braucht es nicht, um den Blick zu beschreiben. Elbe, Hafen und Hamburg liegen zu Füßen durch die sphärisch gebogenen, bodentiefen Fenster. Eine Spezialbeschichtung aus winzigen Metallkügelchen lässt sie aussehen wie ein Werk von Roy Liechtenstein, wirkt zugleich isolierend und soll Menschen mit Höhenangst Sicherheit geben. Hamburg zeigt sich nicht von seiner Sonnenseite und ist trotzdem wunderschön. Die grünen Kupferdächer der Speicherstadt, die sich gern modern gebende Hafencity und natürlich der Strom, die Lebensader der Hansestadt. Wie Legospielzeug sehen die Hafenfähren aus, größer die Containerschiffe, deren Kapitänen man fast in die Augen gucken kann.

Die technisch ausgefeilten Metallpunkte erinnern an Roy Liechtenstein.

Die technisch ausgefeilten Metallpunkte erinnern an Roy Liechtenstein.

Nein, leisten werde ich mir eine der 46 Luxuswohnungen leider nie, aber vielleicht eine Nacht im 5-Sterne-Hotel nach einem legendären Konzert?

Noch ist der Konzertsaal allerdings ein Loch, ein riesiger Schlund, in dem sich Gerüste gegenseitig stützen. Bald soll es hier wieder wie in einem Ameisenhaufen zugehen und Arbeiter emsig Sprossen hoch und runter kraxeln, um an der weltweit einmaligen Konstruktion zu basteln. Ein Konzertsaal für mehr als 2000 Leute, dessen Akustik weder das Horn einer Queen Mary noch das Quietschen des gegenüberliegenden Containerhafens stören darf. Deshalb schützen eine innere und eine äußere Schale den Klangraum des weltweit gefragten Akustikers Yakuhisa Toyota. „Wie eine Nuss in zwei Schalen“, erklärt Kaiser.

Wir sausen wieder hinunter. Auf immerhin noch 37 Meter Höhe liegt das Dach des alten Kaispeichers, der Sockel der Elbphilharmonie,  der sich Plaza nennt und kostenlos für alle zugänglich wird. Obwohl dem Himmel nicht mehr so nah, ist der Blick immer noch grandios.

Treppen, die noch nirgendwohin führen, außer zu Traumaussichten. Aber doch irgendwie ästhetisch.

Treppen, die noch nirgendwohin führen, außer zu Traumaussichten. Aber doch irgendwie ästhetisch.

„Allein der Weg hier hoch wird zum Erlebnis“, erklärt der Baustellenexperte. Besucher schweben auf keiner schnöden Rolltreppe, sondern auf der 82 Meter langen „Tube“ nach oben. Der Witz: die Tube ist so gebogen, dass ihr oberes Ende nicht zu sehen ist. Ein großes Panoramafenster mit Blick auf Elbe und Hafen empfängt die Besucher. Wie die staunenden Menschen zum Weitergehen bewegt werden sollen, ist noch nicht ganz klar. Vielleicht mit einem Freibier oder kostenlosem Prosecco? Auch dafür wird sich eine Lösung finden. Bis dahin bleibt einfach die Freude über ein wahnsinniges Projekt. Ich freu mich drauf!

Mehr Infos auf Hamburg Tourismus:

http://www.hamburg-tourism.de/sehenswertes/best-of-hamburg/elbphilharmonie

Hafen_P1010504

Bei diesem Blick braucht man keinen Fernseher. Schiffe aller Größen kommen und gehen und machen Fernweh nach der großen, weiten Welt.

Michel_Baumwall_P1010500

Hamburg liegt einem zu Füßen – Baumwall, Gruner & Jahr und der Michel.

Zugegeben, so ein Traumwetter hatte ich nicht. Aber das Schöne an der Elbphilharmonie ist, dass auch zwei Jahre alte Fotos immer noch aktuell sind.

Zugegeben, so ein Traumwetter hatte ich nicht. Aber das Schöne an der Elbphilharmonie ist, dass auch zwei Jahre alte Fotos immer noch aktuell sind.

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