Es sieht aus wie ein Lappen gelber Zunge, der auf etwas glitschig Gelbem und einem Stück rohem, marmoriertem Steak ruht. Das Ganze ist dekorativ auf grünem Seegras und Shiso-Blättern drapiert. „Und das soll ich essen?“ fahre ich meinen Mann an. Er verdreht die Augen, faltet das „Niku-Uni“ in ein kleines Paket, tunkt es lässig in die Soja-Sosse und verschlingt es. „Super, einfach toll“, schwärmt er noch beim Kauen. Des Rätsels Lösung: Die gelbe Zunge ist ein roher Seeigel. Er wird serviert mit hausgemachter Wasabi-Sosse auf hauchdünn geschnittenem Rinderkamm. Wir sitzen gerade auf schwarzen Bänken vor einem kleinen Grill, mitten auf der Hudson Street im West Village – einem immer noch angesagten Ausgeh-Viertel des Big Apple.
Zugegeben: Das Takashi ist wahrscheinlich nichts für jedermann, aber wer New York wirklich kennen lernen will, der sollte einen Abend für eins der genialsten japanischen Restaurants der Millionenmetropole frei halten. In der Stadt, die niemals schläft, schießen die asiatischen Läden wie Pilze aus dem Boden. Das 2010 eröffnete Takashi ist mit gerade mal sieben Tischen winzig klein, aber urgemütlich. Es hat sich spezialisiert auf rohe Innereien und koreanisch-japanisches Barbecue. Also Wagemutige her: Hier gibt’s Leber, Kuhmägen, Achillessehne… Gewöhnungsbedürftig klar, aber ganz hohe Kochkunst. Gerade erst schaute der New Yorker Reise-Koch Anthony Bourdain (http://www.anthonybourdain.net) für seine TV-Show „The Layover“ vorbei und schwärmte – ein bekennender Beef-Lover.
Simpel erläutert Besitzer Takashi Inoue das Menü: „Fleisch, alles Fleisch und nichts als Fleisch! Ihr werdet im Himmel der Kühe sein!“ So probieren wir als Nächstes Schweinereien wie den exklusiven Mini-Kobe-Beefburger, gefüllt mit feiner edler Foie Gras, übergossen mit noch kochender Schokoladen-Barbecue-Sosse: eine Geschmacksbombe! Wir sitzen an der Theke, schauen den Chefs in der offenen Küche vor uns zu – und dürfen das rohe oder bereits marinierte (in Mr. Inoues Pfefferpaste oder mit Knobi, Salz und Sesam) Kobe-Rind-Belly und die Kobe-Schulter auf dem Yakiniku-Grill direkt vor uns selbst hin- und herwenden – das macht riesigen Spaß! Es brutzelt, Blutstropfen treten hervor und es riecht vorzüglich. Ausgewählte Stücke vom Premium Japanese und American Angus. Chef Jack lächelt über die Theke und schärft genüsslich seine langen Messer an der Rückseite eines Porzellantellers.
Wer mit vier Personen oder mehr zum Essen kommen will, sollte im Takashi unbedingt ein paar Tage vorher reservieren. Zu zweit: Einfach früh am Abend vorbeikommen, dann ergattert man vielleicht noch einen netten Platz an der Koch-Theke. Sonst heißt es warten mit einem kühlen Sake in der Hand. Auch nicht schlimm, einfach auf der Fensterbank Platz nehmen und das hipe Szene-Publikum beobachten. Das Restaurant liegt an der 456 Hudson Street, zwischen Morton und Barrow Street. Ein paar Blocks von der Kult-Straße des Greenwich Village, der legendären Christopher Street, entfernt.
Mehr Infos und Tipps zu guten Lokalen in New York: http://www.nycgo.com
Das Takashi im Netz: http://takashinyc.com
Puh, das sieht ziemlich spannend aus. Ich bin mir jedoch nicht ganz sicher, ob ich mich überwinden könnte, es zu probieren, wenn ich eine „Zunge“ vor mir liegen sehe… Das wäre eine echte Mutprobe. Aber vielleicht bieten sie ja auch Dinner in the Dark an? 😉
Jap, aber Mutproben, die sich geschmacklich echt lohnen! Und gibt ja auch noch Herz, Darm, vier verschiedene Mägen…
Ach, Herz, Darm und Mägen… na wenn das soooo ist. Wo ist dann das Problem? 😉
Schon sehr spannend, wieviel die Augen zum Essen beitragen, und wieviel des „Ekels“ in Wirklichkeit nur Kopfsache ist.. Vielleicht traue ich mich ja irgendwann…
Hättest du das nicht vor 3 Wochen schreiben können BEVOR wir in New York waren? Da wäre ich glatt hingegangen um das alles zu probieren. Wir lieben außergewöhnliches Essen.
Ja, wenn ich das gewusst hätte…. Habt ihr auch schon in anderen Metropolen verrückte Läden aufgesucht? Her mit den Tipps!!!
Wenn’s ums Essen geht, bin ich totaler Spießer – und dann auch noch Vegetarier 🙂 Ich könnte jeden Tag dasselbe essen: frische Pfifferlinge und dann Erdbeeren zum Nachtisch … Mmmh! Trotzdem hat es Spaß gemacht, diesen Beitrag zu lesen – dann muss ich das Zeug nicht selbst essen 🙂
hmm..Vegetarier… schade, aber danke fürs Feedback! Aber hab‘ gerad noch mal auf ihrem Menü nachgeschaut, Takashi hat auch spicy japanese cucumber oder Kimchi (scharfer Kohl) im Angebot. 🙂