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Schottland: Von traditionellem Haggis und Geheimtipps in Glasgow

Stornoway black pudding im Café Gandolfi.Nachdem ich bei uns im Reisefeder-Team längst dafür bekannt bin, dass ich oft eher außergewöhnliche Gerichte probiere, hab‘ ich mir gedacht, dass ich auch in Schottland so einiges testen muss – und es dann natürlich blogge: Also geht’s los inmitten der viktorianischen Innenstadt von Glasgow mit Stornoway Black Pudding, der legendären Blutwurst aus dem Ofen mit kleinen Pfannkuchen und frischen Zucht-Champignons. Im legendären Café Gandolfi.

Schottische Gemütlichkeit im Café Gandolfi.

Schottische Gemütlichkeit im Café Gandolfi.

Leckere Küche im Café Gandolfi in Glasgow.

Leckere Küche im Café Gandolfi in Glasgow.

Blutwurst ist bestimmt ziemlich blutig, denke ich mir zunächst und rümpfe die Nase. Aber Wirt Seumas MacInnes beruhigt mich und verrät mir, wo sie herkommt: „Unser Rezept ist von meiner Großmutter, die es wiederum an meine Mutter weitervererbt hat. Es stammt aber ursprünglich von den Äußeren Hebriden, einer Inselkette im Atlantik ganz im Westen Schottlands.“ Und tatsächlich: Die Wurst ist richtig lecker, frisch und saftig, toll in der Kombi mit den Pancakes!

Die Blutwurst kommt von kleinen Schlachtereien, eben aus Stornoway auf der Insel Lewis. Der sympathische Glasgower Seumas in der Albion Street hat sich wahrlich vom Küchenjungen zum Restaurantbesitzer hochgearbeitet und 1997 das gemütliche, mit urigen Holztischen und Fotografien junger Künstler eingerichtete Lokal übernommen. Drumherum restaurierte Kleiderfabriken, viktorianische Gebäude, ehemalige Tabak-Lager, es mutet immer noch als eine industrielle Arbeiterstadt an, aber mit viel Charme. Café Gandolfi war eins der ersten Restaurants im restaurierten Merchant City. „Als kleiner Junge hat mich ein Nachbar mit in die eleganten Restaurants unserer Stadt genommen“, erzählt der 52-Jährige mir, „schon damals wollte ich das eines Tages auch machen“.

Seumas MacInnes - Wirt und Chef im Café Gandolfi.

Seumas MacInnes – der nette Chef im Café Gandolfi. Stolz auf seine Küche in Glasgow.

Sein Traum der gehobenen Gastronomie erfüllte sich. Schon Koch-Star Anthony Bourdain hat in seiner winzigen Küche gekocht und gefilmt. Sein Kommentar zur Stadt Glasgow: „Maybe the most bullshit-free place on earth“. Seumas Küche – mit Spezialitäten wie Geräuchertes Makrelen-Paté, Geräuchertes Wild oder Haggis, Neeps und Tatties (Schafsinnereien, weiße Steckrüben und Kartoffelstampf, zu denen ich später noch komme) –, aber auch generell die schottische Cuisine, hat den Vorteil, dass sie durch viele Nationalitäten im Laufe der Jahrhunderte beeinflusst wurde. Die italienische Fraktion lerne ich im lebendigen Studentenviertel West End kennen: Paulo Verrechia hat sein kleines, simples University Café schon in der vierten Generation.

Haggis, Neeps & Tatties  – Schafsinnereien, Steckrüben und Kartoffelmus.

Haggis, Neeps & Tatties – Schafsinnereien, Steckrüben und Kartoffelmus.

Das University Café im Szeneviertel von Glasgow, dem West End. Italien pur mitten in Schottland.

Das University Café im Szeneviertel von Glasgow, dem West End. Italien pur mitten in Schottland.

Rote Kinosessel, einfache Plastiktische, Holzvertäfelungen um die Spiegel an der Wand, vergilbte Schwarzweiß-Fotos aus dem 20. Jahrhundert. Im Jahre 1918 eröffnete sein Urgroßvater – ein Schiffszimmerer – das Lokal mit dem immer noch besten hausgemachten Eis der Stadt, nachdem er jahrelang in britischer Gefangenschaft war.

Das leckerste Eis von Glasgow.

Das leckerste Eis von Glasgow.

Klar bietet Wirt Paulo heutzutage noch Traditionsgerichte von Mama an wie Spaghetti Bolognese und Lasagne, aber eben auch Haggis, Neeps und Tatties zum Frühstück.

Paulo Verrecchia, Chef im italienischen University Café.

Paulo Verrecchia, Chef im italienischen University Café.

„Die dürfen in Glasgow nicht fehlen“, erklärt er mir. Der meist mit Herz, Leber und Lunge gefüllte Schafsmagen wird scharf gewürzt und zum morgendlichen Mahl dann in der Pfanne gebraten. Probiert habe ich’s dann am nächsten Morgen, aber mit Baked Beans, Spiegelei und Tomate.

Haggis - schottisches Nationalgericht.

Haggis – zum Frühstück. Deftig und scharf.

Zum schottischen Breakfast gehört es dazu wie bei uns das Rührei. Ganz schön mächtig die Haggis und die Schärfe am Morgen ist für unsere Mägen doch gewöhnungsbedürftig. Ich entscheide mich, die Innereien auf den Abend zu verlegen und nur das Ei zu essen.

Nach dem Essen gab's für mich zur Belohnung Dudelsack-Musik, klasse!

Nach dem Essen gab’s für mich zur Belohnung Dudelsack-Musik, klasse!

Zuhause gibt’s bei mir schließlich auch nur Müsli mit Nüssen und Äpfeln in der Früh, etwas besser zu verdauen. Doch probieren sollte man die Haggis auf jeden Fall! Wohl bekommt’s.

Wer Lust hat, die beiden Restaurants in Glasgow zu besuchen:

– Café Gandolfi (Restaurant plus Fischlokal & Fish to go nebenan und Bar im 1. Stock), 64 Albion Street, Tel. 0044/14 15 52 68 13, geöffnet: Café Gandolfi Mo-Sa. 8-23.30 Uhr, So 9-23.30 Uhr.

– University Café, 87 Byres Road, Tel. 0044/14 13 39 52 17, geöffnet: 9-22 Uhr.

Die Recherchereise wurde unterstützt von VisitScotland (www.visitscotland.com). 2014 ist übrigens das Year of Homecoming Scotland, ein Jahr voller Kultur-, Musik- und auch großer Sportevents: Vom 23. Juli bis zum 3. August sind die Commonwealth Games in Glasgow.

2 Kommentare

  1. Danke für die viele Anregungen, die kommen auf meine Liste! Das passt gut zu der bevorstehender Schottlandreise.

    • Sandra Malt sagt

      Oh danke, gern geschehen. Klasse Stadt und nicht zu unterschätzen. Hinter der rauen Fassade verbirgt sich vieles. Wo geht’s denn bei dir hin? Highlands oder Rundtour oder??

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