Endlich ist es Sommer, mit Sonne, Hitze, freien Tagen – glücklich, wer da einen Badesee in der Nähe hat. Auch wenn es nicht ganz so viele wie in Finnland sind – auch Deutschland hat jede Menge schöner Seen. Und so unterschiedliche! Hier zehn unserer Favoriten aus dem ganzen Land. Denn in der Nähe bleiben und am See relaxen ist doch sowieso eigentlich viel schöner als lange im Flugzeug zu sitzen, um sich dann an einem vollen, heißen Meeresstrand zu drängeln.
Landzauber am Ratzeburger See: Für Entdecker
Der warme Sommerwind umweht die Ohren, es duftet lieblich nach Heckenrosen. Pappelblätter glänzen silbrig im Wind. Landidylle pur bietet der Ratzeburger See mit seinen geduckten Backsteinhäusern, den alten Schleusen und Fischerkaten. Mit einer Tages-Radtour lässt sich viel entdecken und schon Grundschulkinder schaffen die Strecke um den See, an dessen Nordufer die größte Nandukolonie des Landes lebt. Wenn die straußenähnlichen Tiere bei Schattin über die Wiese stolzieren, kommt fast so etwas wie Exotik auf. Ganz in der Nähe lohnt sich dann das Absteigen vom Rad: Auf dem „Hof Alte Zeiten“ schmeckt nicht nur der Kuchen wie selbstgemacht, hier laufen Hühner noch gackernd über den Hof. Historische Traktoren locken für eine kurze Spritztour in die kornblumenumsäumten Felder. Später geht es weiter nach Ratzeburg, wer will, kann die Tour auch mit einem Ausflugsschiff abkürzen, etwa ab Kammerbruch. In Ratzeburg ist ein Eis bei Eis Pelz ebenso Pflicht wie der Besuch im Barlach-Museum. Und zwischendurch locken immer wieder schöne Badestellen, etwa in Groß Sarau oder an der Himmelswiese.
Tipp: Romantisch Kaffee trinken lässt sich in der Farchauer Mühle, neben Kuchen stehen auch Vitaminbomben wie Wildkräutersalat mit Vergissmeinnnichtblüten auf der Karte.
Ab geht die Post: Steinhuder Meer für Segler
Ein Briefkasten mitten auf dem Wasser? Kurs Postboje heißt es im Steinhuder Meer, denn dort können Segler tatsächlich ihre Karten in einen schwimmenden Briefkasten werfen. Gelb leuchtet die Tonne den Seglern schon von weitem entgegen. Rundherum ist sie mit einem Griff versehen, damit die Wassersportler ihre Sendungen gefahrlos einstecken können. Dann bekommt der Brief einen Sonderstempel und ab geht die Post. Mehr als 1200 Briefe gelangen jedes Jahr so an Land – Niedersachsens größter Binnensee ist ein Paradies für Segler und Surfer. Ab Mai strahlt der Badesee Küstenfeeling aus, wenn bunte Segel das Wasser zieren und schon Kinder in Optimisten herumschippern. Mit seinen 32 Quadratkilometern ist der flache See perfekt für einen ruhigen Segelsonntag, vielleicht mit einem kleinen Abstecher zur Insel Wilhelmstein. Auf der viereckigen Insel lockt nicht nur eine alte Festung, man kann auch herrlich unter alten Bäumen sitzen, Kaffee trinken und das Ufer in der Ferne beobachten. Wer nicht segeln kann, mietet sich einfach ein Tretboot und schippert so zum Briefkasten.
Tipp: Auf jeden Fall den Räucheraal bei Schweers Aalräucherei probieren,
Am Steinhuder Meer, Blick auf Wilhelmstein (Foto: Steinhuder Meer Tourismus GmbH)
Abgeschiedener Krakower See: Für Verliebte
Glatt wie ein Spiegel ruht der See. Ein Entenpärchen flattert schnatternd aus dem Schilf auf – andere Menschen Fehlanzeige. Der Krakower See hat Geheimtippcharakter und ist perfekt für Verliebte. Hier lässt es sich perfekt händchenhaltend am Ufer des Flusses Nebel wandern, der aus gutem Grund zu seinem Namen gekommen ist. Knorrig wurzeln alte Bäume direkt an der Böschung, manche Stämme liegen umgekippt am Wegesrand, ein bisschen wie im Urwald. Der Fluss plätschert wie ein Gebirgsbach so schnell und klar und mit etwas Glück zeigt sich sogar ein Eisvogel. Nicht nur die alte Wassermühle Muchelmiß lädt zum Besuch, vor allem die kleine Verlobungsinsel lockt. Der Sage nach mussten die Männer einst ihre Angebeteten auf die Insel tragen, um ihre Gunst zu erlangen. Danach zurück zum Badesee, an dem überall lauschige Plätzchen zum Innehalten zu entdecken sind. Mückenschutz nicht vergessen!
Stille Momente am Krakower See
Fischabenteuer am Edersee: Für Familien
Kinder lieben den Edersee. Hier am Stausee geht Schnorcheln auch ohne Schwimmkünste: einfach Taucherbrille aufsetzen und in den flachen Kiesstrand in Rehbach stellen. Schon bald umschwärmen Fischbabys die Füße. Ob man sie wohl mit der bloßen Hand greifen kann? Abends kochen alle gemeinsam über der Gasflamme oder genießen im Kultrestaurant Fischerhütte Bärlauchbratwürstchen oder Felsenfischchen. Mit etwas Glück zeigt sich der See mit niedrigem Wasserstand, dann taucht Edersee-Atlantis auf: Ruinen und Mauern der versunkenen Städte, als vor hundert Jahren das Wasser nach dem Bau der gewaltigen Staumauer die Dörfer flutete. Doch selbst bei Normalwasser locken genug Abenteuer: Neben Radtouren und Floß bauen, Angeln, Alpakawandern, Verirren im Maislabyrith, Speed auf der Sommerrodelbahn sogar eine echte Bergbahn. Doch das Schönste bleibt das Wasser, wenn man gleich morgens aus dem Zelt am Campingplatz in die Badehose schlüpft…
Tipp: Der nahe Kellerwald mit seinen dichten Buchenbeständen lädt zu Naturabendteuern ein. Kinder lieben den dortigen Baumkronenpfad, wo sie auf Augenhöhe mit den Spechten sind.
Der Edersee von Schloss Waldeck aus betrachtet
Walchensee: Für Bodenständige
Türkis schimmert das Wasser des Walchensees, an windstillen Tagen spiegeln sich die Gipfel des Karwendelgebirges auf seiner Oberfläche – Bayern wie im Märchen. Der Walchensee gehört zu den schönsten Seen des Bundeslandes und ist nicht nur bei Surfern und Seglern, sondern vor allem bei Naturfreunden beliebt. Mitten im See zeichnet sich fast mystisch die Insel Sassau ab. Wegen ihrer bis zu 500 Jahre alten Eiben und der zarten Alprosenbestände darf die Insel nicht betreten werden. Erahnen lässt sich diese wunderbare Natur vom autofreien Ostufer des Sees aus, an dem Besucher mit etwas Glück Frauenschuh oder Enzian blühen sehen. Der Badesee liegt günstig in Südrichtung und wärmt sich schön auf. Surfer lieben die Brise, die mit dem Föhn aufkommt und Taucher finden unter Wasser sogar Wrackteile von alten Flugzeugen oder auch Boote, etwa am Urfeld.
Tipp: Kinder erkunden das Wikinger-Dorf Flake: Hier hat Bully Herbig 2008 den Film „Wickie und die starken Männer“ gedreht. Ein Teil der Kulisse wurde erhalten.
Schlafen im Baumzelt am Schluchsee: Für Outdoorfreaks
Wie eine Hängematte mit Dach spannt es sich zwischen zwei Fichten: In zwei Metern Höhe schwebt das Baumzelt über dem Boden. Unten laden zwei Stühle zur kleinen Pause, während oben das Ohrenkino beginnt. Dort streiten sich lautstark zwei Eichhörnchen zwischen den Ästen, irgendwo bellt ein Reh. Von Ferne sehen die Baumzelt-Camper aus wie Menschen in einer riesigen undurchsichtigen Seifenblase – abenteuerlicher kann man im Schwarzwald kaum nächtigen. Und morgens geht es zum Bad in den Schluchsee, dem größten und saubersten See der Region. Sein Wasser kühlt sanft wie Seide die Haut. Und wer schon im Baumzelt schläft, will sich auch tagsüber fühlen wie Robin Hood. Wie wäre es mit einer Einführung ins Bogenschießen? Fortgeschrittene zielenvon einem Hochstand auf Tierattrappen und setzen sich später ins Kanu und paddeln zu versteckten Stränden, die man nur vom Wasser aus erreicht. Entschleunigter kann man den Schwarzwald kaum entdecken.
Helenesee: Für Festivalfans
Es duftet nach Kiefern und Sand – eigentlich typisch Ostsee. Doch die ist zweieinhalb Autostunden entfernt. Der Helenensee nennt sich nicht umsonst „Kleine Ostsee“, seine kilometerlangen Sandstrände erinnern tatsächlich an die große Schwester. Entstanden ist der See aus dem Braunkohletagebau und inzwischen als Sommerziel im Deutschlands Osten überhaupt nicht mehr wegzudenken. Hier ist immer etwas los, und traditionell wird gezeltet. Das war schon zu DDR-Zeiten so. So richtig rockt der See dann zum Beachfestival mit sieben Bühnen und etwa hundert Liveacts. Herrlich, zwischen den Songs in den Badesee zu tauchen und abzukühlen. Oder einfach nur auf der Luftmatratze mit einem kühlen Getränk entspannen. Besonders abends schön, wenn der Sonnenuntergang passend zu den Lovesongs den Himmel rosarot malt oder später die ersten Sterne am Firmament funkeln. So manch einer packt außerdem besser einen Sonnenschirm ein – für den Katertag danach am Strand.
Tipp: Wer sich mal ein Restaurant gönnen will, geht am besten ins Forsthaus.
See romantisch im Sonennuntergang, (hier aber nicht am Helenesee, sondern am Steinhuder Meer (Foto: Steinhuder Meer Tourismus GmbH))
Entdeckung der Langsamkeit am Scharmützelsee: Für Hausbootkapitäne
Wie mit dem Messer teilt der Bug das Wasser. Mit knapp zehn Stundenkilometern schippert das Hausboot voran. Einsame Bootsstege säumen das Ufer. Immer wieder verführen geheimnisvolle Flüsse zur Kursänderung, sie verbinden die Seen rund um Berlin wie die Schnur eine Perlenkette. Mit dem Auto liegt die Hauptstadt etwa eine Stunde entfernt, mit dem Hausboot mehrere Tagesreisen. Ob Kaffeepause oder Mittagessen – alles passiert bei der Tour auf dem Wasser. Plötzlich breitet sich ein Gefühl der Freiheit aus. Wollten wir nicht eigentlich immer so leben, mit viel Himmel über dem Kopf, dem Hausstand dabei und viel Zeit? Wer es noch uriger mag, mietet ein Wohnfloß und fühlt sich wie Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Und wem es dann doch irgendwann zu eng wird – der Scharmützelsee lockt mit vielen Aktivitäten, etwa Skaten am Ufer, Wasserski, Reiten oder Golfen.
Informationen zu den Hausbooten bei www.reiseland-brandenburg.de.
Tipp: Unbedingt einplanen sollten Besucher des Scharmützelsees einen Besuch des Theaters am See in Bad Saarow. Es liegt nicht nur idyllisch in einer alten Industriellenvilla am See, sondern kann auch seine Programmischung aus Comedy, klassischen Konzerten und Lesungen sehen lassen.
Unterwasserschönheiten am Kulkwitzer See: Für Taucher
Schiffswracks sind hier zwar keine zu finden, dennoch gehört der Kulkwitzer See zu den beliebtesten Binnentauchrevieren Deutschlands. Schon in den 1970er Jahren wurde der ehemalige Braunkohletagebau geflutet. Heute hat sich dort eine schillernde Unterwasserlandschaft gebildet. Der „Kulki“, wie ihn die Leipziger auch nennen, kann dabei mit einer Sichtweite von bis zu zehn Metern punkten. Krebse, Barsche, Hechte, Muscheln und alte Baumstämme geben der Unterwasserlandschaft ihren ganz eigenen Zauber. So manch eine Lore, ein Wagen aus dem Bergbau, ist hier auch noch zu finden. Das Tauchen ist allerdings streng geregelt, denn der Seegrund ist empfindlich. Getaucht werden darf nur an drei Eingangsstellen. Wer dann noch nicht genug von Fischen hat, der sucht sich ein schönes Plätzchen und angelt.
Tipp: Der Wasserskilift am Kulkwitzer See zieht die Sportler an Seilen über die Oberfläche – schon das Zuschauen ist ein Erlebnis.
Sehen und gesehen werden im Seebad Haltern: Für Sportler und Strandschönheiten
Es gibt kaum einen zentraleren See im Ruhrgebiet als den in Haltern. Essen liegt eine halbe Stunde entfernt, Recklinghausen nur zehn Minuten. Die feinsandigen Strände, etwa einen Kilometer lang, können mit so manchem Meeresstrand konkurrieren. Vielleicht spielt man deswegen so gerne Beachvolleyball hier. Eine Partie gehört zum festen Programm beim Besuch des Stausees. So mancher Sonnenanbeter will dabei auch nur seinen gestählten Körper zeigen, denn nach Haltern kommt man, um zu sehen und gesehen zu werden. Eigentlich ist es unmöglich, hier ohne neue Bekanntschaft fortzugehen. Man trifft irgendwie immer wen.
Tipp: In Haltern können Besucher in die Geschichte der Römer in Deutschland eintauchen, das LWL-Römermuseum gibt Einblick in die Legionen der Varusschlacht.
ich bin quasi an der Helene aufgewachsen, habe dort schwimmern gelernt und meine Angst vor dem großen unbekannten tiefen Gewässer verloren. ein Besuch dort fühlt sich fast wie Ostseeurlaub an, nur ohne die Wellen 😉
und das Beachfectival ist auch absolut zu empfehlen, zumindest wenn es nicht regnet!
toller Beitrag … würde angeregt durch die schönen Fotos gerne mal an den Edersee fahren!
<3 Tina
https://liebewasist.wordpress.com/
Hallo Tina,
danke 🙂 Am Edersee gibt es auch noch in der Nähe des Baumwipfelpfads bei Rehbach einen recht neuen Hochseilgarten im Wald direkt am Seeufer – für die Prise mehr Action…
Liebe Grüße
Anke
Danke für die Seen-Tipps. Wir sind der Empfehlung zum Steinhuder Meer gefolgt: Sehr entspannend, die Weite und die Ruhe dort, nur schwimmen ist etwas mühsam in dem weniger als 1m flachen Wasser.
Ja, das flache Wasser ist ein Nachteil…
Danke für die tollen Tipps. War bisher in Deutschland noch gar nicht an einem See. Es wird langsam Zeit dies zu ändern. Vg aus dem Marlinger Waalweg
Mach das doch mal und verrate uns dann deine Tipps
Mir war gar nicht bewusst das Deutschland so viele schöne Gewässer zu bieten hat. Ich sollte mal den ein oder anderen Platz besuchen – das kommt auf meine To-Do-Lise für nächstes Jahr 🙂
Gruß Jan
Dann viel Spaß beim Abtauchen!
Toller Beitrag und danke für die tollen Tipps.
Schluchsee werde ich mir merken, da ich Campen und Bogenschießen liebe!