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Megazipline und Ilsetal: Spannung und Entspannung im Harz


Jetzt, Anfang Mai, ist die schönste Zeit, um durch die Wälder zu streifen. Die frischen Blätter an den Bäumen und die Bodendecker wie Buschwindröschen & Co. wagen sich täglich weiter heraus und leuchten so quietschig hellgrün wie zu keiner anderen Zeit im Jahr. Eine Augenweide nach dem langen, grauen Winter!

Die perfekte Zeit also für mal wieder einen Ausflug in den Harz. Dort konnte das Programm diesmal allerdings kaum gegensätzlicher sein: Erst eine Rund auf den Spuren der Prinzessin-Ilse-Sage (und auf den Spuren von Heinrich Heines Harzreise) durchs Ilsetal – Entspannung pur. Am nächsten Tag dann das Kontrastprogramm: Adrenalin und Herzklopfen auf der Megazipline an der Rappbodetalsperre, wo es mit richtig viel Speed am Seil den Hang hinunter geht…

Entspannung: Ilsetal

Das erste warme Frühlingswochenende war wie gemacht für eine Wanderung durch das Ilsetal. Los ging es in Ilsenburg, vorbei an der Prinzessin Ilse-Quelle, die zur Feier des Tages ihr Mineralwasser schüttete (oft ist die Quelle trocken, hört man), und dann bergauf bis zum Ilsenstein. 130 bis 160 Meter hoch erhebt sich die langgestreckte Felsformation über dem Flüsschen Ilse – wie steil und hoch es wirklich ist, sieht man erst viel später auf der Wanderung, wenn der Weg unten im Flusstal entlang läuft und der Ilsestein hoch oben über einem aufragt. Die Prinzessin Ilse soll, so erzählt es eine Sage, eine sanftmütige Fee gewesen sein, die Tiere und Pflanzen schützte. Von einem missgünstigen Jäger ihres machtvollen Schwertes beraubt, verwandelte sie sich schließlich in den Ilsenstein und steht so bis heute da.

Am Ende der Felsen ist ein Kreuz mit der Jahreszahl 1814 aufgestellt, gestiftet von Graf Anton zu Stolberg-Wernigerode, der damit seiner in den Befreiungskriegen gefallenen Freunden gedachte. Von hier – übrigens genau die Nationalparkgrenze – sieht man den Brocken gut, manchmal auch den tief schwarzen Qualm der Schmalspurbahn, die unermüdlich Besucher hinauffährt. Ein literarischer Ort: Nicht nur Goethe erwähnt den Ilsestein (damals noch „Ilsenstein“ geschrieben) im Faust, auch Heinrich Heine beschreibt in der „Harzreise“ seine Wanderung durch das Ilsetal und die Besteigung der Felsen.

Weiter geht der Weg bis zum Waldgasthaus Plessenburg, von hier dann in weiten Schleifen hinab zum Flüsschen Ilse, das hier in seinem Oberlauf munter über dicke Felsen und Steine sprudelt. Wer fußlahm ist, kann den Wanderbus nehmen, der auf dem breiten, geschotterten Weg verkehrt. Doch viel schöner ist es, am anderen Ufer der Ilse auf unbefestigten Wegen talabwärts zu laufen – nach einiger Zeit mit dem schon erwähnten, beeindruckenden Blick auf den Ilsestein und das Kreuz hoch oben.

Spannung: Megazipline

Dass der Harz inzwischen mehr zu bieten hat als Windbeutel und 60er-Jahre-Tourismus, ist spätestens jetzt klar: Nach einer Nacht in Blankenburg (im wirklich empfehlenswerten Kurhotel Fürstenhof – sehr serviceorientiert, familienfreundlich und einfach nett) geht es am nächsten Morgen rauf zur Rappbodetalsperre. Genauer: zur Megazipline. Seit 2012 sausen hier an Europas größter Doppelseilrutsche die Wagemutigen einen Kilometer lang und – wichtiger! – 120 tief einen bewaldeten Hang hinab über die Talsperre.

Doch vor dem Vergnügen heißt es sich auf der Buchungsliste abstreichen lassen (der Flug muss vorab im Internet gebucht werden), dann geht es ans Bezahlen (und 120 Euro für zwei Erwachsene und zwei Kinder zwischen 10 und 14 Jahren als Familienticket ist wahrlich nicht ohne; ein Einzelticket kostet 39 Euro) und Wiegen (mindestens 40, maximal 120 Kilo müssen es sein) in dem metallenen Turm oberhalb der Talperrmauer. Kinder bekommen neben dem Sicherungssystem zusätzlich Bleiwesten, damit sie nicht mangels Gewicht zu langsam werden. Angezogen wird alles eine Etage höher, anschließend geht es nochmal eine Treppe hinauf.

Hier ist die Startrampe, hier kann man zugucken, wie die nächsten Leute hinter einer Sperre in das Seilsystem eingehängt und gesichert werden. Die Aufregung steigt. Dann geht die Tür auf: sichern, einhängen, nochmal in die Kamera winken – und los geht´s. Steil bergab am Anfang, schnell nimmt man Fahrt auf und weiß, warum auf dem Kopf nicht nur ein Helm, sondern vor den Augen auch eine Skibrille sitzt… bis zu 85 km/h schnell kann die Fahrt werden. Und es ist großartig, wirklich fast wie fliegen. Leider viel zu schnell ist der Flug aber auch schon wieder vorbei, man gleitet über den See aus und wird in der Auffangstation in Empfang genommen. Am liebsten gleich nochmal…

Die Megazipline haben übrigens vor fünf Jahren zwei Brüder gegründet, ein Dachdecker und ein Tischler. Sie wollten in ihrere Heimat Sachsen-Anhalt ein neues, frisches Tourismusangebot aufbauen. Dem Harz tut´s auf jeden Fall gut. Auch wenn ich die klassische Wanderung mit Fluss, Wald und Picknick auch nicht missen möchte.Oberlauf der Ilse

Oberlauf der Ilse

6 Kommentare

  1. Hallo Anke, toller Bericht und wunderschöne Bilder!

    Ja, der Harz hat wirklich mehr zu bieten, als viele denken. Aber Windbeutel und 60er – Jahre Flair sind auch noch nicht ganz verloren gegangen 😉 Ich finde den Harz unglaublich spannend und schön. Ich bin viel mit meinem Hund dort unterwegs, immer auf der Suche nach den kleinen und großen Entdeckungen : https://anwolf.wordpress.com/category/anwolf-unterwegs-in/deutschland/harz-und-umgebung/

    Liebe Grüße von Andrea

    • Anke sagt

      Liebe Andrea,
      vielen Dank! 🙂 Tolle Beiträge auch auf deiner Seite! Und wie ich sehe, haben wir bis 1989 die Stadt geteilt – genau da bin ich übrigens auch weggezogen…

  2. Die Megazipline geht wirklich viel zu schnell vorbei. Aber ist doch wirklich ein tolles Erlebnis oder? Hab die ganze Fahrt noch mit Gopro aufnehmen lassen als Geburtstagsgeschenk. Unbedingt empfehlenswert ist auch der Besuch des Klosters in Ilsenburg. Eine beeindruckende alte Anlage. Und der selbstgemachte Apfelkuchen mit einem Pott Kaffee im Gasthof Plessenburg ist nach eine schönen Wanderung auch nicht zu verachten 🙂 Ilsenburg ist wirklich ein guter Standort für Erkundungen im Harz. Man kann da sogar Eselreiten https://hannoverblickost.wordpress.com/2015/10/17/die-drei-von-der-station/ Schöne Pfingsten!

  3. Anke sagt

    Das Kloster haben wir leider nicht mehr geschafft, das wäre schon zu gewesen… aber wenn es sich lohnt, ein Grund mehr, bald wieder hinzufahren 🙂

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