Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? Gerade mit Familie muss es nicht die weite Reise in die Serengeti sein – wir haben euch die 6 schönsten Touren durch Europas Naturparadiese zusammengestellt:
Dänemark: Wo Stare die Schwarze Sonne tanzen
Immer wenn eine dunkle Wolke naht, ertönt ein Raunen: „Sind sie es endlich?“ Die Teilnehmer der Safari im Nationalpark Wattenmeer in Südjütland warten auf die „Schwarze Sonne“, „Sort Sol“, sagen die Dänen. Immer im Frühjahr und Herbst auf ihrem Weg ins Sommer- bzw. Winterquartier tanzen in der Marsch bis zu einer Millionen Stare am Himmel. Ein schwarzer Schleier, der sich in Sekunden zu Wolken, Eieruhren oder Spiralen formiert. „Jede Figur soll einen bestimmten Angreifer abwehren“, erklärt Iver Gram, der Besucher zu den Staren führt. „Achtung, da!“, ruft der Däne und sofort drehen sich alle in Richtung seiner Hand. Ferngläser, Handys und Kameras werden gezückt und ein mehrstimmiges Wow erklingt, als wie aus dem Nichts schwarze Schatten stürzen, um eine gigantische Welle zu bilden. Tagsüber fressen sich die Tiere in der Marsch fett und vor dem Schlafengehen treffen sich alle in der Luft. Plötzlich fliegen die Vögel eine neue Figur. „Ein Habicht greift an“, erklärt Gram das Verhalten. Trockene Abende mit vielen Raubvögeln sind die besten Bedingungen für ein langes, spektakuläres Luftballett.
Dieser Tipp stammt von unserem Nordlicht Silke, die ihre Begeisterung fürs Meer beim Segeln und Naturbeobachten auslebt…
Sort Safaris bietet Führungen auf Deutsch an.
Touren starten ab Skærbæk, Rømø und Højer.
Neusiedler See: Afrikafeeling in der europäischen Steppe
Reetgedeckte Häuser und Ziehbrunnen ragen aus der weiten Landschaft, die Schilfmeere des Neusiedler Sees rascheln im Wind, überall starten und landen Vogelschwärme, Herden von Steppenrindern ziehen muhend vorbei. Und abends mischt sich in das sommerliche Konzert das Zirpen der Grillen und die dunklen uu-uu-uu-Rufe der Rotbauchunken. „Wir sind die Steppentiere Österreichs“, sagt die Rangerin und Biologin Elke Schmelzer über sich und ihre Kollegen im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel. Diese Region ist ganz anders als der Rest Österreichs. Hier gibt es nicht nur das wärmste und trockenste Klima der Alpenrepublik. Wer mit einem Ranger auf Safari geht, entdeckt eine artenreiche Tierwelt die ihresgleichen sucht: Weil es nicht nur den Neusiedler See gibt, sondern auch die so genannten Salzlacken, pausieren sowohl Meeres- als auch Süßwasser-Vögel beim Vogelzug. Zu den hiesigen Besonderheiten zählen nicht nur Steppenrinder und Goldschakal, sondern auch eine große Kolonie des seltenen Ziesel, das ausgerechnet einen Campingplatz zu seinem Lieblingsdomizil auserkoren hat. Mehr zum Thema Naturbeobachtungen am Neusiedler See findet Ihr in unserem Blog hier und hier.
Safaris im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel bietet das Biologen-Team um Elke Schmelzer von der St. Martins Therme & Lodge.
Schwedens wilder Westen
Leise glucksen die Wellen, es riecht nach Salz und Meer. Schwedens Westküste lässt sich am besten im Kajak erobern. Wo die Nordsee auf rundgeschliffenen Granit trifft, leben unzählige Seevögel, Seehunde und Schalentiere. Lautlos tauchen die Paddel ins Wasser. Guide Christina Ingemarsdotter zeigt nach links: Ein schwarzer Kormoran lauert am Ufer auf Beute. Bald tanzen die wendigen Seekajaks über immer höhere Wellenberge. Heringsmöwen kreisen über der rosaroten Felseninsel Stora Testholmen, am Ufer huscht ein Mink in eine Felsspalte. „Minks sind Eierräuber“, erklärt Christina, „und nicht gern gesehen bei Ornithologen.“ Die besuchen hier gern die nahen Vogelschutzinseln Storö und Gåsö, um einen majestätischen Seeadler, Austernfischer mit markant rotem Schnabel oder Küstenseeschwalben vors Fernglas zu bekommen. Später gibt es noch Seehunde zu sehen: An der Skarvesäter Klippe lässt sich auch heute eine kleine Kolonie der grauen Meeressäuger von der Gischt umspülen.
Anke und Naturfotograf Jürgen Borris haben in Westschweden gemeinsam recherchiert, mehr dazu findet ihr hier, ein dickes Dankeschön an Jürgen für das Foto!
Kristina Ingemarsdotter verleiht Kanus, gibt Kurse und begleitet Touren. 3 Stunden mit ihr kosten ab 80 €. www.vastsverige.com, www.kajakuthyrning-grundsund.se
Rumänien: Wo die Donau das Meer küsst
Passt das Boot durch den grünen Tunnel? Wartet dahinter wieder ein Seerosen-Paradies mit Entengrütze? Gerahmt von uralten Eichen, Pappeln oder auch Weiden, Libellen schwirren auf. „In manche Ecken vom Donaudelta kommt man am besten per Kanu“, meint Guide Giorgi, „aber für längere Strecken braucht’s ein Motorboot“. Er kennt Europas weitläufigstes Feuchtgebiet schon seit Kindesbeinen – und all seine Superlative: Weltnaturerbe der Unesco, größte zusammenhängende Schilfrohrfläche der Welt, als Ökosystem einmalig auf der Erde. Denn wo sich der Donau-Strom ins Schwarze Meer ergießt und zum Delta auffächert, großteils in Rumänien, herrscht Vielfalt. Auenwälder neben riesigen Schilffeldern, Flussinseln oder Dünen-Wüsten. Hier leben mehr als 4000 Tierarten, darunter Otter, Schildkröten, Füchse, Bären und Wildpferde inmitten eines Pflanzen-Eldorados. Ferngläser sind quasi Pflicht, weil überall Reiher aufflattern, Säbelschnäbler staksen, Blässhühner, Kormorane und Pelikane brüten. Am schönsten zeigt sich das Delta aber denen, die es vom Hausboot aus erleben. Komplett eintauchen in die Natur.
Paddel- und Naturliebhaberin Dörte hat diese Donaudelta-Tipps zusammengestellt.
Kurztouren vor Ort bietet etwa www.deltasafari.ro
Reisen mit Hausboot bei Dertour, Schulz Aktiv-Reisen oder auch Transylvania-Travel
Asturien: Wo Bär und Wolf sich gute Nacht sagen
Die ersten Kratzspuren der Bärenkrallen an den Bäumen, weiter hinten ein durchwühlter Ameisenhaufen: „Bären lieben die proteinreichen Eier”, erklärt Victor. Und schließlich ertönt von oben der Ruf seines Onkels: Alle raufkommen! Auf der anderen Seite des Tals hat er ihn entdeckt, Meister Petz mampft dort friedlich Heidelbeeren. Er merkt gar nicht, wie die Tourteilnehmer ihn durch ihre Ferngläser beobachten – verzückt von ihrem ersten Bären in freier Wildbahn. Und wenn es mit Victor und Vitorino nach Sonnenuntergang hinauf in die Berge geht, die beiden eine Aufnahme von Wolfsgeheul abspielen und in den Tälern ringsum die Rudel antworten, kommt Gänsehautfeeling auf. Im wilden Asturien in Nordspanien haben Bären und Wölfe die letzten Jahrhunderte überlebt, ein echter Geheimtipp. Nur zehn Prozent der Touristen, die sich hierher verirren, sind Ausländer. Dabei punktet die Provinz mit einzigartiger Natur, ein Drittel der Fläche steht unter Schutz. Vom Holzschnitzer-Dörfchen Tablado in den Bergen aus führen die Exkursionen ins Hinterland. Mehr zu Asturien lest Ihr hier und hier.
Victor und Vitorino Garcías vermieten Zimmer und bieten Touren auf Englisch und Spanisch an:
www.queivitorinoexperiencias.com
Polen: Wisente im Waldparadies
Wer die haarigen Riesen treffen will, sollte früh aufstehen. „Wilde Wisente sind scheu”, sagt Ranger Mateusz, „und kommen nur im Schutz der Dämmerung aus dem Wald”. Dann schieben sie ihre massigen Körper über die dunstigen Flussaue, zupfen am Gras. Oder gucken nur stoisch – oft genau ins Fernglas oder die Kamera. Im Białowieża-Nationalpark ganz im Osten Polens leben mehrere hundert Wisente: in einem der letzten Urwälder Europas. Hier ist die Natur sich selbst überlassen, gestürzte Bäume bleiben liegen, bis sie unter dichtem Moos zu Humus vermodern. Mitten drin die bis 900 Kilogramm schweren Rinder in kleinen Gruppen, neben Wölfen, Luchsen, Elchen, Bibern, Dachse und rund 12.000 anderen Tierarten. Viele davon haben hier ihre letzte Zuflucht in Europa – alle Arten von Spechten, Schlangenadler und Schreiadler, aber auch Eulen und unzählige Singvögel. Sie gedeihen zwischen tausenden Pflanzen- und allein 3500 Pilz-Arten. Und die spannendsten Stellen, je nach Jahreszeit, zeigen die Ranger auf langen geführten Touren – nur mit ihnen kommt man tief hinein ins Herz des Wisent-Paradieses.
Dieser Safari-Tipp kommt von unserer Polen-Fachfrau Dörte.
Info und Touren:
Polnische Gesellschaft für Touristik und Landeskunde Białowieża (PTTK)
http://pttk.bialowieza.pl/info/21/wir-uber-uns