Endlich! Heiligabend ist da, der Vorweihnachtsstress hat ein Ende, nix geht mehr – und jetzt geht’s los, Entspannen ist angesagt. Lecker speisen, Geschenke auspacken, liebe Menschen genießen. Und jetzt? Fondue? Brettspiel? Für alle auf Ideensuche hier nochmal eine Tradition aus Island, die voriges Jahr etwas unterging: Das traditionelle Laufabrauð-Backen macht in der Gruppe am meisten Spaß. Und weil die knusprigen Weihnachtssterne auf der großen Insel auch gern zu Silvester gegessen werden, habt Ihr noch ein paar Tage zum Experimentieren!
Warum denn immer nur Sterne aus Brottüten basteln? Diese gebackenen Weihnachtssterne (oder Schneeflocken…) sind doppelt praktisch: „Laubbrot“, ausgesprochen [ˈløːivaprøiθ], also ungefähr „löiwabrödth“. Seit Jahrhunderten schmücken isländische Familien damit ihre Wohnung, aber futtern sie auch. Und je nachdem, wie künstlerisch Ihr unterwegs seid, sehen sie richtig gut aus! Und können auch sehr lecker sein!
Auf Island werden sie traditionell zu Weihnachten oder auch zu Silvester gegessen, meist ganz traditionell mit Butter oder süßer Béchamelsauce. Oder mit geräuchertem Lammfleisch (Hangikjöt), gekochten Erbsen, Kartoffeln und Rotkohl.
Oft kommt schon ein paar Wochen vor dem Fest die erweiterte Familie zum Zubereiten zusammen, worin ein großer Teil des Vergnügens liegt: Teigkneten ist üblicherweise Männerarbeit, Muster schneiden dürfen dann alle, bevor die Frauen die Fladen ausbacken. Der Teig muss so dünn ausgerollt werden, dass man hindurch eine Bibelseite lesen kann. Oder heutzutage eine Zeitungsschlagzeile…
Mustergültig Löcher falten
Und dann die Muster: Ihnen verdankt das Gebäck seinen Namen – mit einem scharfen Messer werden kleine Dreiecke in den Teig geschnitten und kunstvoll zurückgeklappt zu „Blättern“, wie das Laub am Baum. Das geht von streng geometrischen Mustern bis zu halben Gemälden . Die meisten Familien haben dabei auch eigene Designs, die von Generation zu Generation weiterleben. (Online-Beispiele hier). Álfheidur Magnúsdóttir hat eine Anleitung und tolle Muster bei Youtube eingestellt. Und auch die Zeitung Iceland Review liefert eine Diashow mit deutschen Kommentaren zum Herunterladen. Manche nehmen die Fladen heute aber auch nur als Leinwand für Lebensmittelfarbe-Bilder.
Laufabrauð – Rezept
Trockene Zutaten 500g (Vollkorn-)Weizenmehl, 250g Roggenmehl, 60 g Zucker, 1 TL Salz, 2 gestr. TL Backpulver vermischen, nach Geschmack 1/2 TL Kümmel dazu dann 1/2 L Milch, 60 g Butter erhitzen (nicht kochen), dann trockene Zutaten dazumischen. Alles zu einem geschmeidigen Teig kneten (evtl. noch Mehl hinzugeben) und zu mandarinengroßen Bällen formen. Sehr dünn ausrollen (durchsichtig wie guter Strudelteig). Am besten klappt das mit nicht-haftender Back-Unterlage und Nudelholz. Sonst gut mehlen!!! Jeweils 18-20 cm große Kreise ausschneiden (Teller auflegen, z.B. mit Zackenrad ausrändeln) und dann ran ans kreative Musterschneiden! In einem großen Topf oder hoher Pfanne Öl oder Schmalz erhitzen (traditionell Lammfett, aber auch Kokosfett geht gut, 1 cm hoch in der Pfanne genügt). Kurz ausbacken, bis die Oberfläche Blasen wirft und leicht gebräunt ist. Achtung, das geht schneller als gedacht!!! Einmal wenden. Dann auf Papiertücher legen (saugt das Öl auf) und rasch mit einem Brett oder leeren Topf beschweren, damit es beim Auskühlen flach bleibt. In Island gibt's dafür (natürlich) spezielle Flachpressbretter :)
Weihnachtssterne mit Phantasie
Wenn am Ende des Tages noch Teigballen übrig sind: Feuchtes Tuch über den Topf, im Kühlschrank hält sich das dann noch 1-2 Tage. Aber je länger (und mehr Vollkorn), desto dunkler wird das Laufabrauð.
Also einfach mal drauflos schneiden. Müssen ja auch nicht immer Sterne sein. Manchmal ergibt sich ein Muster ganz von allein, wie wenn beim Rundschneiden des Fladens die Teigreste wie Ohren aussehen. Typisch Island – hat sich ein Troll eingeschlichen…
Weniger phantasievoll, aber (besonders für größere Mengen) schneller als mit Schäl- oder Taschenmessern geht das Schneiden heute mit Spezialrollen aus Messing, dem “Kleinuhjól”.
Falten muss man aber schon noch selber. Es sei denn, man holt die fertigen Fladen vom Bäcker. Das wäre aber nur der halbe Spaß!
Vielleicht finden sich ja ein paar ruhige Stunden und das Laufabrauð gibt’s dann rechtzeitig zu Silvester…
Guten Appetit, Frohe Weihnacht und Guten Rutsch!
Gleðileg Jól !
Mehr Informationen zu Island und seinen Bräuchen hat z.B. das
Fremdenverkehrsamt Visit Iceland
Liebes Team,
ich bin auf der Suche nach einer Bestelladresse für die Kleinuhjól.
Könnte ihr mir helfen.
Viele Grüße
Eva Müller
Hallo Eva,
am besten natürlich vor Ort (oder falls mal Freunde hinfahren, auch in Reykjavík gibt’s inzwischen Weihnachtsläden) 😉
Auch die „Iceland Review“ hatte vor ein paar Jahren mal Antworten dazu, die dürften grob noch gelten:
http://icelandreview.com/stuff/ask-ir/2009/12/22/where-can-tools-making-laufabraud-be-bought
Von hier aus?
Vielleicht können die Menschen bei nordland-shop.com was organisieren?
Nur so ne Idee… Oder bei islandeinkauf.de?
Viel Erfolg! Sag mal Bescheid, wenn Du welche kriegst 🙂