Im Gletschereis mitten im Sommer herumzuspazieren, ist eine tolle Erfahrung. In der Eisgrotte Stubaier Gletscher lernt man obendrein nebenbei ganz viel über die Kräfte, die im Eis herrschen und den Gletscher permanent verändern und formen.
Hoch zum Gletscher geht´s ganz schnell. In nur 12 Minuten hat uns die neue 3S Eisgratbahn hinaufgebracht, super komfortabel mit Ledersitzen und sogar mit freiem WLAN. Das ist zur Ablenkung allerdings wirklich nicht nötig, zu spannend ist der Ausblick auf Berge und Eis.
Oben an der Bergstation ist es auf 2900 Meter deutlich kühler als im Tal, gut, dass die Sonne scheint. Wir gehen linkerhand den Berg hinab, fünf Minuten später sehen wir vor der Eisgrotte Stubaier Gletscher. Seit rund drei Jahren lädt die dazu ein, das Eis von innen zu erleben. Ein mehr als 200 Meter langer Rundgang führt inzwischen bei hindurch, und an der Grotte wird immer weiter gearbeitet. Daniel Mersch von der 3S Eisgratbahn hat die Eisgrotte im „Königreich des Schnees“ konzipiert und mit gebaut – wissenschaftlich begleitet von Gletscherforschern der Universität Innsbruck, die bis heute immer wieder vorbeischauen, um Messungen zu machen und die neuen Erkenntnisse umzusetzen: „Bei der Untersuchung des Eises waren wir überrascht, dass es erst 500 bis 700 Jahre alt ist. Es stammt also erst aus der Zeit von Kolumbus“, sagt Mersch. Gletschereis erneuert sich nämlich stetig, oben fällt neuer Schnee drauf, unten verdichtet er sich durch das Gewicht zu Eis und fließt gen Tal. Hier am Stubaier Gletscher ist auch Neuschnee im Juni keine Besonderheit; bis vor einigen Jahren konnte man sogar das ganze Jahr über Ski fahren. Heute geht der Betrieb im September wieder los, in der Zwischenzeit ist der Gletscher mit weißem Vlies vor dem Abschmelzen geschützt.
Also Jacken angezogen und rein in die Eisgrotte. Durch eine Schleuse gelangen wir in den Tunnel. Brrr, wirklich ziemlich kalt hier – genau Null Grad, lernen wir. An einigen Stellen haben Besucher ihre Handabdrücke in das Eis geschmolzen. Wir laufen weiter, an rot und blau beleuchtetem Eis vorbei zu einem Modell. Das zeigt anschaulich, wie Gletscherspalten entstehen. Auch über Moränen, Schmelzwasser, Einschlüsse im Gefrorenen und Sommer- und Wintereis lernen wir etwas. Dann steht plötzlich ein großer Thron aus Eis vor uns: Ein Fotopoint hier im „Königreich des Schnees„, wie sich der Stubaier Gletscher selbst nennt.
Wieder draußen, freuen wir uns an der wärmenden Sonne. Dann geht es mit einer weiteren Gondelbahn noch höher hinauf. Noch eine lange Treppe ist zu erklimmen, dann stehen wir auf der Aussichtsplattform „Top of Tyrol„. Wunderschön, der Rundumblick. Das Magazin Geo kürte die Metallplattform zu einer der zehn schönsten der Welt. Verständlich. Wir können uns garnicht sattsehen. Mehr als hundert 3000er sind von hier zu sehen, der Blick geht bis in die Dolomiten. Ein spezielles Viscope-Fernrohr holt nicht nur die Gipfel heran, sondern blendet auch gleich ihre Namen ein.
Nach einer Pause in der Jochdohle, dem höchsten Restaurant Tirols, fahren wir wieder ins Tal zurück. Wem es hier am Gletscher dann doch zu eisig ist: Vier weitere Bergbahnen erschließen die Höhen im Stubaital, etwa das kinderfreundliche Wandergebiet Schlick 2000 am Fuße der imposanten Kalkkögel.
Info Stubaital: www.stubai.at
Info Tirol: www.tirol.at
Eisgrotte Stubaier Gletscher: Erwachsene 6 Euro, Kinder 3 Euro, www.stubaier-gletscher.com
Die Recherche wurde von Tirol Tourismus unterstützt, vielen Dank!