In einer halben Stunde mitten aus der City auf den 2000er: Das Highlight im österreichischen Innsbruck ist die Fahrt mit der Hungerburgbahn und Seilbahnen hoch auf die Nordkette.
Innsbruck, das bedeutet Innbrücke, Goldenes Dachl, Hofburg und jede Menge Asiaten, die beides mit Selfie-Stick und sich selbst im Vordergrund festhalten. Zeit für etwas Abwechslung: Am Congress startet die Hungerburgbahn schönen, direkt neben dem schönen, parkartigen Hofgarten. Seit dem Jahr 2007 verbindet die moderne Standseilbahn das Innsbrucker Zentrum mit dem Stadtteil Hungerburg oder Hoch-Innsbruck.
Nicht nur die Seilbahn selbst ist eine Attraktion, auch ihre Bahnhöfe sind es. Gestaltet hat die die 2016 verstorbene Architektin Zaha Hadid: hellgrüne, flügelartige Bauten mit abgerundeten Kanten, die wie eine Mischung aus Raumschiff und versteinerten Riesendrachen in der Landschaft stehen.
Mit Standseilbahn und Gondeln
An der Endstation Congress kann man ein Ticket kaufen, das bis aufs Hafelekar hinaufgeht und neben der Hungerburgbahn auch die zwei folgenden Gondel-Seilbahnen mit einschließt. Eine Treppe führt hinab in den Bahnhof, hier ist der Ticketschalter, und unterirdisch geht es auch los. Die Bahn fährt, ähnlich einer kleinen, ziemlich langsamen U-Bahn, in den Bahnhof ein, die Gleise enden hier. Schutzwände rechts und links der Bahn fahren hinab, die Türen öffnen sich auf der gegenüberliegenden Seite und die Fahrgäste steigen aus. Die Türen auf der anderen Seite öffnen sich, die Wartenden steigen ein in die kleinen Abteile. Bis auf eine Bank gibt es nur Stehplätze. Die Türen schließen sich vollautomatisch wieder, die Schutzwände fahren hoch. Ein wenig spacig ist das schon. Dann geht es los, erst durch einen Tunnel, der an einer Stelle bunt beleuchtet ist, später oberirdisch neben dem Inn entlang und später über eine eigene Brücke auf seine andere Seite. Dann geht es bergauf, Innsbruck wird dort unten immer kleiner. Und die einzelnen Wagen trennen sich scheinbar voneinander, die vorderen liegen nun höher als die weiter unten liegenden und bleiben dabei waagerecht.
Schlaues Prinzip… So arbeitet sich die Bahn den Berg hinauf, mit Zwischenstopp am Alpenzoo dauert die Fahrt rund zehn Minuten. Dann ist die Endstation Hungerburg erreicht. Wer hier eine Burg erwartet hat, wird allerdings enttäuscht: der Name soll von einem früheren Ausflugslokal stammen, deren Essensportionen sehr klein waren. Aber der Ausblick runter auf Innsbruck ist von hier schonmal ziemlich genial!
Berge! Ziegen! Schnee!
Ein paar Meter zu Fuß an einem so gar nicht traditionell-alpentypischen Café vorbei, auf dessen Palettenmöbeln draußen Ausflügler lümmeln und die Besitzer mit Hipster-Bärten Latte servieren, geht es kurz darauf weiter mit der Gondel hinauf zur Seegrube auf 1905 Meter. Während sich mit jedem Höhenmeter mehr Schnee in die Landschaft mischt und die Bäume erst zart überzuckert, dann unter einem weißen Mantel versteckt, kann es eine Amerikanerin in der Gondel kaum fassen: Sie sieht Ziegen unter der Bahn. Echte Ziegen! Goats!! Wie bei Heidi!!! Die Frau ist noch Minuten später fassungslos vor Glück.
Von der Seegrube startet die zweite Gondelbahn, die Hafelekarbahn. Die bringt ihre Gäste auf 2256m hinauf zum Hafelekar (unten in Innsbruck waren es rund 560 m), dem Top of Innsbruck.
In Turnschuhen und viel zu dünnen Jacken – es ist Anfang Oktober, unten in der Stadt konnte man fast noch im T-Shirt in der Sonne sitzen – stapfen die Amerikanerin, Japaner und andere Touristen durch den Neuschnee auf dem Berg. Werfen Schneebälle, machen viel zu viele Fotos: Der 360°-Panoramablick auf die Tiroler Landeshauptstadt und die schroffen Berge des größten Naturparks Österreichs, dem Alpenpark Karwendel, ist aber auch einmalig schön. Auf der anderen Seite liegt Innsbruck tief unten im Tal. Beeindruckend, wenn ein Flugzeug durchs Tal geflogen kommt und auf dem kleinen Flughafen landet – hier oben befindet man sich weit über allem.
Kalte Füße? Egal!
Kalte und nasse Füße riskiert, wer die hier startenden Wanderwege ein paar Meter durch den Schnee stapft – egal! Kinder bauen einen kleinen Schneehasen, werfen sich für einen Schneeengel ins Weiß. Von überhängenden Dächern tropft Schmelzwasser, hängen lange Eiszapfen. Eben noch gefühlter Spätsommer, jetzt plötzlich Winter!
Als die Turnschuh-Füße endgültig kalt sind, geht es auf dem gleichen Weg zurück nach Innsbruck. Aber diesmal mit Kaffeepause auf Palettenmöbeln zwischendrin.
Infos zu Innsbruck gibt’s hier.
Info Tirol: Visit Tirol
Nordkettenbahn: Preise: Berg- und Talfahrt Erwachsene 34,50 €, Kinder 20,70 €, täglich ab 7 Uhr (Wochenende 8 Uhr) bis 19.15 Uhr, Website hier
Zur Vorbereitung und vor Ort zur Hand: Reiseführer CityTrip Innsbruck von Sven Eisermann, Reise Know How Verlag. Mit aktueller Web App.
Eine tolle Aussicht hattet ihr dort! Toll, dass du auch die Bahnhöfe erwähnst. Ich finde es auch faszinierend, wenn die Architektur so kreativ ist.
Hallo Anna, ja, wir hatten echt Glück mit der Fernsicht an dem Tag! Und die Bahnhöfe sind wirklich außergewöhnlich. Auch wenn sich die Innsbrucker gerüchtehalber erst dran gewöhnen mussten, als sie ganz neu waren…
Hallo Anke, naja, so ist das doch immer mit Neuheiten. Es gibt doch immer jemanden, der sich daran stört oder erstmal dran gewöhnen muss. LG