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Namibia Roadstory: Auf du und du mit der Pistenkuh

Wüste, Wildnis, Pisten, Staub und Hitze – Abenteuer in Namibia, davon habe ich lange geträumt. Vom Land der Weite, der großartigen Wüstenfarben, von Löwen, Elefanten und Zebras. Dann kam er, der runde Geburtstag – Anlass genug, den Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Und dann sind wir aufgebrochen…

Darf ich kurz vorstellen? Ta-taaah! Unsere Nummer Eins: Die Pistenkuh. Die Furchtlose. Die Unverwüstliche. Sie ist zu Hause auf Gravel Roads, so heißen die Pisten aus Sand und Schotter. Asphalt? Den hat dieser Toyota Hillux 4 x 4 nur selten unter seinen dicken, großen Reifen. Die Pistenkuh fährt, sie kriecht, sie klettert, sie keucht und wackelt. Unbeirrt. Schaufel, Spaten, Kühlschrank und anderes Survivel-Equipment fahren mit. Obendrauf: ein Dachzelt. Begleitet wird die Pistenkuh von einer kleinen Schwester, ein leichteres Gefährt. Auch sie ist ein Allradwagen, ohne 4 x 4 geht gar nichts auf dieser Tour!

Und dann wir: Vier Frauen. Vier Freundinnen. Der Ehrlichkeit halber sag ich’s gleich, leider, also, die Pistenkuh und ich, wir wurden keine engen Freundinnen. Ich habe schnell kapituliert, mich einfach nicht getraut sie zu steuern: zu wild, zu schwer für mich, dafür fahre ich zu selten Auto im Alltag. Bitter war’s. Und ich verbeuge mich vor meinen Mädels: Top Autofahrerinnen! Sie haben souverän die Allradfahrzeuge durch die Wildnis gesteuert.

Unser Plan: Wir haben eine Route ausgetüftelt ab Windhoek in den Norden, ganz hoch bis zur angolanischen Grenze. Genau dorthin, wohin wenige Touristen fahren. Und dann über den Etosha-Nationalpark wieder zurück.

Das Damaraland

Wüste, Wildnis, Pisten, Staub und Hitze erwarten uns. Viel Staub und schwitzige Hände am Lenkrad. Einmal sind wir bei – ich schwöre! – 43 Grad im Damaraland auf einen Hügel mit Überresten eines versteinerten Waldes gestiegen. Wir wurden fast ohnmächtig. War keine gute Idee, so am Nachmittag draußen herum zu laufen. Meistens aber hatten wir auf der Reise „nur“ zwischen 30 und 38 Grad. Eine trockene Hitze.

Ja, das Damaraland, für mich die erste großartige Landschaft. Eine steinerne Zauberwelt, mystisch, verspielt. Granitfelsen, aufeinandergetürmt, sie leuchten in Rot, in Gelb, orangefarben.

Weiter, immer weiter fahren wir, insgesamt zweieinhalb Wochen lang. Gewöhnen uns an das Geschüttel der Pistenkuh, das unentwegte Geholper über Steine, wir bekommen ordentlich afrikanische Massagen verpasst, so nennt man das hier.

Unzählige ausgetrocknete Flüsse durchqueren wir. Kurz vor Beginn der Regenzeit – es darf alles, bloß nicht regnen! Einmal, da war ein Fluss eben doch schon ein bisschen lebendig. Aber wir mussten hindurch. Alternativen gab es keine. Was tun? Mit dem Stock die Tiefe des Wassers erforschen sowie den Untergrund. Der Stocktest zeigt: Das Wasser ist nicht so tief, der Untergrund fest, kein Problem für die Pistenkuh. Auch nicht für ihre kleine Schwester.

Wir steuern meistens Lodges an, zwei von uns übernachten immer mal wieder auf Campingplätzen. Im Dachzelt. Fast alle Lodges bieten Safaritouren an, denn Elefanten, Löwen und Co stehen meistens nicht an der Piste, wenn wir gerade vorbei fahren (außer im Etosha Nationalpark, doch dazu später mehr).

Die Guides kennen einfach die Lieblings-Plätze der Wildtiere. Auf eine Safari freuten wir uns besonders: Die Wüsten-Elefantentour von der Khowarib Lodge. Die liegt im Damaraland, schon an der Grenze zum Kaokoveld.


Wüsten-Elefanten sind eine ganz besondere Spezi, etwas kleiner als ihre Artgenossen, und sie können vier bis fünf Tage ohne Wasser auskommen. Dabei sind Elefanten von Natur aus absolute Vieltrinker! Frühmorgens brechen wir auf, fahren eine ganze Weile im offenen Jeep durch den kalten Morgen, bis wir auf Elefantenspuren im Hoanib-Flussbett stoßen. Bald treffen wir auf eine Tierfamilie – und, was dann passiert: Eijei! Das gab uns einen ordentlichen Adrenalin-Schock (schaut euch das mal an!)

Die Ohren aufgebläht, laut trompetend, so laufen die Kolosse auf unseren Safari-Jeep zu. Reflexartig beuge ich mich schon in Richtung Fußboden. Unser Guide schmeißt blitzschnell den Motor an, haut den Rückwärtsgang rein und fährt los. Elefanten können übrigens auch schnell rennen – aber diese hier verspüren gar keine Lust, sich richtig anzustrengen. Zum Glück. „Die wollten uns bloß ein bisschen erschrecken“, lacht der Guide. Das jedenfalls haben sie geschafft!

Das Kaokoveld

Nordwestlich vom Damaraland liegt das Kaokoveld. Wir fahren an vielen Lehmhütten vorbei, Ziegenherden sind auf der Straße unterwegs, Rinder suchen Schatten unter Mopanebäumen. In der Stadt Opuwo kaufen wir Proviant ein – die Stadt überfällt unsere Sinne! Nach Tagen der Weite und Einsamkeit plötzlich so viele Menschen: Afrika live, um den Spar-Supermarkt (Spar gibt es auch noch im letzten Winkel dieser Erde!), das Kaokoveld ist die Heimat der Himbas. Einer der letzten Nomadenstämme Afrikas.

Zurück auf der Piste erreichen wir noch am gleichen Tag den Kunene River. Er bildet die Grenze zu Angola. Wir quartieren uns an den Epupa-Falls ein. Es kommt so überraschend nach dieser Wüstenfahrt: Plötzlich ist da Wasser in rauen Mengen, donnernd fällt es in die Tiefe. Ich glaub‘, ich träume! Palmen säumen das Ufer und mächtige Baobab-Bäume. Palmen! Grüner geht’s nicht.

Der Kunene River ist eine Ausnahmeerscheinung in Namibia, denn er führt ganzjährig Wasser. Wir campen unter Palmen am rauschenden, dampfenden Wasserfall. So ist es heute. Aber wie lange noch? Denn die Regierung hat Pläne für den Bau eines neuen Staudamms am Kunene. Gegen den Widerstand der Himbas.

Jeder Tag ist ein Gravel-Road-Tag. Auf Sand- und Kieselsteinpisten geht‘s wellig hoch und runter, manchmal landen wir so tief, dass wir von unten nur noch ein kleines Stück vom Himmel sehen. Unser größter Höllenritt lag zwischen Epupa und Ruacana, am Kunene River entlang. Kaum mehr erkennbare Pisten, viel Sand, viele große Steine. Dann die Erlösung: Asphalt! Eine richtige Straße führt hinunter zum Etosha-Nationalpark!

Etosha-Nationalpark

So unglaublich viele Wildtiere sieht man im Etosha. Das Spezielle an diesem Park ist, man braucht sich nur von Wasserloch zu Wasserloch zu bewegen, dort treffen sich alle: Springböcke, Elefanten, Nashörner, Schakale, Zebras, Gnus, einträchtig am Wasser versammelt.

Etosha ist ein faszinierendes Terrain, besonders beeindruckt uns die Salzpfanne: Da gaukelt einem das Licht ein riesiges Gewässer vor, dabei ist es eine Salzwüste. Blendend weißer Staub fegt über die Pfanne, davor leuchten gelb-braune Farbstreifen der Savanne.

Gestört hat uns: Etosha ist ein touristischer Selbstläufer, das Highlight in Namibia. Entsprechend gut gebucht sind die Unterkünfte, und wir ärgerten uns über ziemlich gepfefferte Preise und Unfreundlichkeit. Das hatten wir sonst nirgendwo erlebt!

Zornige Löwin

Dafür erwartet uns hier das nächste große Abenteuer: Ahnungslos platzierten wir uns in der Nähe eines Wasserlochs zwischen einer Löwin und ihrem Jungen. Wir hatten sie einfach nicht gesehen. Es folgen Schreckminuten, als die Löwin ums Auto streift (so verdammt nah!). Und sie ist auch noch misslaunig, gibt so eine Art Knurren von sich.

Eilig fahren wir die Fensterscheiben hoch, rühren uns nicht auf unseren Sitzen. Durch die Scheiben klingt ein gedämpftes, eigentümliches Gemisch aus Brüllen und Rufen – die Löwin ruft nach ihrem Kid. Es dauert, bis es ums Auto herum zur Mama eilt, dann zieht die Family vereint von dannen. Wir atmen tief ein. Und aus.

Was noch zu sagen bleibt: Safari macht Spaß, Tiere beobachten ist faszinierend. Dabei ist das Wildlife in Afrika bedrohter als jemals zuvor. Elefanten und Nashörner leben in ständiger Gefahr, selbst in Schutzgebieten sind sie nicht vor Wilderern sicher, die es auf ihre Stoßzähne abgesehen haben. Nach Angaben der Tierschutzorganisation Pro Wildlife fallen der Wilderei in Afrika jährlich 20.000 Elefanten zum Opfer.

Weitere Reise-Infos gibt’s beim Namibia Tourism Board, und Air Namibia hat die besten Verbindungen nach Windhoek.

Über Gastautorin Karin Kura

Draußen ist es am schönsten. Egal, ob als Reisejournalistin oder privat, unterwegs in der Natur bin ich am liebsten. Aber bloß nicht frieren!

So klingt es vielleicht komisch, dass ich von Haus aus Skandinavistin bin, in Norwegen habe ich gelebt. Und dann die Himmelsrichtung gewechselt.

Jetzt würde ich gerne Spanisch lernen. Wenn mal Zeit dafür bleibt. Vielleicht ja auf meiner Lieblingsinsel: La Gomera.

4 Kommentare

  1. kariwana sagt

    Ja, das war es! Schön, aufregend (besonders mit den Elefanten…), und jeder Tag kam mit neuen Überrachungen daher. Eines blieb uns (auf diesen Pisten!) zum Glück erspart: die Reifenpanne. Wir haben einige getroffen, die hatten da weniger Glück…

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