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Jütland: Natur und Kunst

Ein paar Tage im Norden Jütlands versprechen erfahrungsgemäß vor allem eines: tolles Licht, viel Zeit und die Weite der See. Wer Kultur möchte, kommt in diesem Teil Dänemarks aber auch voll auf seine Kosten.

Corona hat die Urlaubs- und Reisepläne vieler Leute in diesem Sommer kräftig durcheinandergewirbelt. Auch meine Schwedenpläne fielen flach. Aber da war zum Glück noch das Ferienhaus an der Jammerbucht im dänischen Jütland, schon im ausgehenden Winter eigentlich für die Zeit nach der Wanderung in Schweden gebucht. Ein Glück: Der zweite Teil der Reisepläne ging nun noch. Oder wieder.

Wie auch immer – Nordjütland enttäuschte nicht: Erst gab es jede Menge Natur, Wind und Ruhe. Und zum Schluss folgte ein Besuch im Kunstmuseum ARoS in Århus, der Europäischen Kulturhauptstadt 2017 – ein buntes Feuerwerk mit alten und zeitgenössischen Werken. Ein Highlight nicht nur wegen des begehbaren Regenbogens „Your rainbow panorama“ von Olafur Eliasson.

Nordsee, Dünen, weiter Strand…

So muss es sein an der Nordsee. Genau so. Mit weiten Dünen, auf denen sich graugrüner Strandhafer wiegt und dazwischen stacheliger Sanddorn wächst, mit der brausenden Nordsee und breiten Sandstränden dazwischen. Okay, auf die Autos, die auf dem festen Sand fahren dürfen, könnte ich sehr gut verzichten. Aber das scheint ein Freiheitsding der Dänen zu sein: an die Wasserkante vorzufahren, Klappstühle aus dem Auto zu kramen und wahlweise einen Kaffee trinken oder einmal ins Wasser eintauchen.

… und kräftiger Wind für den Lenkdrachen

Hier oben ist die perfekte Landschaft, um den Lenkdrachen fliegen zu lassen. Der Strand ist sehr breit und fast menschenleer, nur ab und zu kommt ein Auto vorbei. Der Wind zieht so stark am Drachen, dass man sich mächtig in die beiden Schnüre hängen muss. Blitzschnell dreht er sich unzählige Male um sich selbst, rauscht laut brummend von rechts nach links und wieder zurück. Die Kräfte der Natur werden so sehr spürbar und es macht einen Riesenspaß. Stürzt der Drachen zu Boden, braucht man wegen des kräftigen Windes nicht mal einen Helfer, um ihn wieder in die Luft zu bugsieren. Mit ein bisschen Geschick und Geruckel an den Schnüren erhebt er sich ganz von alleine wieder. Wie anders ist es da an vielen Stränden der deutschen Nord- und Ostsee: Drachensteigen ist nur an definierten Stellen erlaubt. Okay, es tummeln sich dort einfach zu viele Badelustige. Auch, dass hier oben ab und zu ein Hund am Wasser entlangläuft, stört überhaupt nicht. Hier an der Jammerbucht ist einfach ausreichend Platz für alle da.

Magisches Licht

Es ist wirklich kein Wunder, dass sich viele Künstler dieses Stückchen Erde ganz im Norden Jütlands zum Malen ausgesucht haben und, vor allem nochmal einige zehn Kilometer weiter nördlich in Skagen, noch immer aussuchen. Das Licht ist ganz besonders, sehr hell, irgendwie leicht blau-grün. Man kann es nicht beschreiben, man muss es einfach sehen. Und staunen. Nach einer Woche Nichtstun mit Lichttherapie machen wir uns schließlich wieder auf den Heimweg.

Die Kultur liegt quasi auf dem Weg

Da Århus direkt auf dem Weg liegt, bietet sich eine Pause in der Europäischen Kulturhauptstadt von 2017 natürlich an. Vor allem lockt mich das Kunstmuseum ARoS, das seit dem Kulturhauptstadtjahr auf dem Dach ein riesiges Kunstwerk des zeitgenössischen Künstlers Olafur Eliasson beherbergt. Der ist eigentlich viel mehr als nur Künstler, er ist Erfinder und Designer, Architekt und Tüftler. Und begeistert mit seinen Werken Menschen in aller Welt. Ich mag seine Kunst jedenfalls und möchte deswegen „Your rainbow panorama“ nicht verpassen.

Und es lohnt sich. Der begehbare Regenbogen ist beeindruckend, die  Aussicht von der Dachterrasse über Hafen – Århus liegt an der Ostsee – und Dänemarks zweitgrößte Stadt ist toll. Irritierend im Inneren des ARoS ist allerdings, dass hier keiner Mund-Nasen-Schutz trägt und auch kein besonderer Abstand eingehalten wird. Und dafür ist es doch ziemlich voll.

Jede Etage des Museums widmet sich einem eigenen Thema. Neben der Regenbogen-Installation beeindruckt uns vor allem die thematische Ausstellung „Mythologies“ im Untergeschoss.

Mit dem berühmtesten Kunstwerk des ARoS, der fast fünf Meter großen Skulptur „Boy“ vom Australier Ron Mueck in Etage 6 kann ich hingegen nicht viel anfangen. Dafür gefällt mir die schlichte und doch irgendwie organische Architektur mit ihrer dominanten, offenen Wendeltreppe umso besser. Fazit: Ein Stopp in Århus lohnt sich – auch wenn ich von der Stadt selbst wegen der Hitze so gut wie nichts gesehen habe. Also nochmal wiederkommen.

Infos

Das Kunstmuseum ARoS hat an sieben Tagen die Woche ab 10 Uhr geöffnet und kostet gut 20 Euro Eintritt. Bis zum 9. August gab es sogar ein Special, da kam man zum halben Preis rein. Junge Menschen bis 18 Jahre zahlen nie etwas.

Mehr Infos zu Århus: www.visitaarhus.de

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