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Beelitz: Gärten, Grusel und Spargel-Genuss

Beelitz beherbergt in diesem Jahr die Landesgartenschau in Brandenburg. Sehenswert sind auch die Beelitzer Heilstätten mit Baumkronenpfad und Grusel in alten Gemäuern. Und überall lockt jetzt frischer Spargel.

Landesgartenschau Beelitz

Die 100.000 Besucherin war schon am 35. Landesgartenschautag da. Und das ist nur der Anfang. Die Kleinstadt Beelitz, südlich von Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam gelegen, erwartet im Laufe des Sommers insgesamt knapp eine halbe Million Gäste zum diesjährigen „Gartenfest für alle Sinne“: Archegärten zeigen auf dem Gelände der Landesgartenschau (LaGa) alte Pflanzen, kleine Frösche sitzen in einem künstlichen Bachlauf, aus einem neu angelegten See ragt eine Walfluke aus Metall. Auch ein privates Reich mit Permakultur ist für die Zeit der LaGa für die Besucherinnen und Besucher geöffnet. Benjeshecken und unaufgeräumtes Grün setzen hier einen Kontrapunkt zu den bunten Stauden- und Rosenbeeten in mal parkartiger, mal offener Landschaft. Einst Stadtrandlage mit Kläranlage, hat sich hier in den letzten Jahren viel getan: Die Landschaft entlang des Flüsschens Nieplitz ist kaum wiederzuerkennen.

Spielplatz, Kleingärten und Sommerküche

Einen großen Spielplatz hat man angelegt, mit Schaukeln, Rutschturm und Wasserbecken. Er ist schon jetzt ein Lieblingsort der Familien aus Beelitz und dem Umland. Und während die meisten Beete nach dem 31. Oktober sukzessive wieder verschwinden werden – der Spielplatz bleibt. Ebenso wie die Kleingärten, die schon vor der LaGa hier waren und nun den Sommer über kurzerhand zu einem lebendigen Teil der Ausstellung geworden sind. Und die Streuobstwiese, auf der Beelitzer Eltern zusammen mit der Stadt zur Geburt ihrer Kinder traditionell einen Obstbaum pflanzen.

Spaß auf Kühen

Die restaurierte Wassermühle wird ebenfalls bleiben, hier lässt sich nun in einem Museum der frühere Mühlenbetrieb mit Zahnrädern, Mahlsteinen und Förderbändern nacherleben. Und das Bühnenprogramm mit Stars wie Zoe Wees und Max Mutzke garantiert die 800 Sitzplätze füllen. Ein Klassenzimmer im Grünen und ein rekonstruiertes Slawendorf, das Ur-Beelitz „burgwardium belizi“ ganz am Ende des langgestreckten Geländes ermöglichen Lernen im Freien. Nebenan haben Besucherinnen Spaß beim Selfie auf einer der lebensgroßen Kuh-Skulpturen.

Im großen Zelt neben der Bühne tischt man Spargel auf, und in der Sommerküche, einem offenen Holzpavillon, zeigen Köchinnen und Köche der Region ihr Können und ihre Kreativität. Etwa Daniel Glinga-Gutwald vom Landgasthof Jüterbog, mit dem wir das Sommergemüse (und natürlich frischen Spargel) zubereiten. Und danach gibts zum Ausklang des Abends Gin der Klosterdestillerie Kloster Zinna auf der BEEThoven, dem Cocktailschiff auf der LaGa.

Daniel Glinga-Gutwald kocht in der Sommerküche. Spargel darf jetzt natürlich nicht fehlen…

Bepflanzte Kirche

Verlässt man das LaGa-Gelände stadtnah, findet man sich mitten im historischen Zentrum von Beelitz mit hübsch restaurierten Häusern wieder. Und ist im Prinzip gleich schon wieder auf der Gartenschau: Der Regionalmarkt rund um die Stadtpfarrkirche St. Marien mit Seifen, Kräutersalz, Gartengerät und natürlich Spargel ist nämlich genauso Teil der LaGa wie die Kirche selbst. Vor allem aber ist die eine echte Überraschung: Kaum betritt man das Gotteshaus, findet man sich inmitten von Pflanzarrangements und Hängepflanzen wieder.

Die sogenannten Hallenschauen wechseln fortan regelmäßig, immer der Jahreszeit folgend. Gerade, Mitte Mai, steht auch hier neben Balkonbepflanzung, Olivenbäumchen und Kräutern, Überraschung, der Spargel im Fokus.

Die LaGa Beelitz läuft noch bis zum 31. Oktober.

Eintritt: 17 Euro, mit ÖPNV-Anreise 14 Euro.
Beelitz hat einen Regionalbahnanschluss (Bahnhof Beelitz-Heilstätten), von dort pendeln Busse und es stehen Leihfahrräder bereit.
www.laga-beelitz.de

Beelitzer Spargel

Beelitzer Spargel ist weit über die Region hinaus bekannt. Schon seit mehr als hundertfünfzig Jahren hat man sich wegen der sandigen Böden auf den Anbau des „weiße Goldes“ spezialisiert. Am frischesten und garantiert von hier bekommt man die Stangen im Hof- und Straßenverkauf: Die rund 60 Kilometer lange Beelitzer Spargelstraße verbindet die wichtigsten Spargelhöfe der Region vom Kloster Lehnin bis nach Stangenhagen. Einer davon ist der Spargelhof Syring von Thomas Syring. Der studierte Landwirt baut auf dem Familienbetrieb Spargel, Heidelbeeren, Rhabarber, Kürbis, Roggen, Weizen und mehr an, konventionell und in Bio-Qualität.

Thomas Syring vor seinem Spargelfeld

Hinter dem Hof erstrecken sich die Spargelfelder, aus der Ferne sehen sie wie ein Schneefeld aus, denn Spargel wird fast überall unter Folie angebaut. Warum? Die hält die Feuchtigkeit in dem sandigen Boden, verhindert Unkraut und dass die Spargelspitzen bei Licht lila werden. Was ich nicht wusste: Die Folie wird zehn bis zwölf Jahre wiederverwendet, also genauso lange, wie der Spargelacker besteht.

Thomas Syring zeigt, was man zum Spargelstechen braucht und wie es geht: Spargel mit zwei Fingern freilegen, Kopf festhalten, mit dem Spargelmesser unten abschneiden und danach das Loch mit der Maurerkelle wieder zumachen.

Neben einem Hofrestaurant (lecker: Bandnudeln mit Kürbiskernpesto und Spargel) beherbergt der Spargelhof auch einen kleinen Hofladen. Hier gibt es nicht nur das, was der Acker je nach Jahreszeit gerade hergibt (wie Spargel, Heidelbeeren, Kürbisse), sondern auch Kürbiskernöl aus Steirischem Ölkürbis, Pesto, besonderes Saatgut und feine handgemachte Seifen.

Syringhof, Trebbiner Straße 69f, 14547 Beelitz/Zauchwitz, www.syringhof.de

Lust auf frischen, hausgebackenen Kuchen? Den gibt es bei Juliane Syring, der Schwester von Thomas, auf dem Fliederhof in Michendorf. Eine Wohlfühloase: Im Innenhof wächst nicht nur der namensgebende Flieder, in der Höhe klappert auch ein Storch auf dem Nest und im Gartenteich quaken Frösche. Wer gar nicht mehr weg will: Drei Gästezimmer bietet der Fliederhof auch.

Fliederhof,  Stückener Dorfstraße 21, 14552 Michendorf/Stücken, www.fliederhof-syring.de

Beelitzer Heilstätten: Baumkronenpfad und morbider Charme

Verfall, wo einst geheilt wurde

Anfang des 20. Jahrhunderts kurierten hier die Berliner Arbeiterinnen und Arbeiter ihre Tuberkulose aus. Heute ist die Lungenheilanstalt, die nach dem Zweiten Weltkrieg dann auch Militärkrankenhaus der Roten Armee war, ein Lost Place. Oder eher ein Saved Place – denn wirklich lost ist es hier ja nun nicht mehr, seit das Areal und einige der Gebäude für Besucher geöffnet wurden. Am besten beginnt man die Entdeckungstour durch die Vergangenheit auf dem Baumkronenpfad, der sich nicht nur zwischen den Kronen hoher Eichen in manchmal mehr als 20 Metern Höhe hindurchschlängelt, sondern auch Ruinen überquert, aus denen schon wieder Bäume wachsen. Vom 40 Meter hohen Aussichtsturm kann man bei klarer Sicht Berlin am Horizont sehen. Ein kleiner (für manche auch großer) Nervenkitzel ist das neue Spinnennetz. Durch die groben Maschen sind bestimmt schon der eine oder andere kleine Kinderschuh oder ein Handy gerutscht…

Einst modernes Sanatorium, heute Saved Place

Mein Tipp: Eine Führung durch die alten Gemäuer lohnt sich auf jeden Fall. Zum Beispiel durch Kochküche, Waschküche und Frauenpavillon. Oder durch die Alte Chirurgie oder das Alpenhaus, in dem sich einst die Frauen auskurierten: Mit einem strikt geregelten Tagesablauf, der unter anderem mehrere Liegekuren, Spaziergänge und reichhaltige Mahlzeiten vorsah: Kalorinreiches Essen war für die armen Arbeiterinnen, die oft unter prekären Verhältnissen in Berlin lebten und arbeiteten, besonders wichtig. Wer auf der Jagd nach dem besonderen Motiv ist, bucht die Saved Place-Fototour: Da hat man in kleiner Gruppe zweieinhalb Stunden Zeit, in zwei verschiedenen Gebäuden die besten Perspektiven zu finden.

Eintritt: 13,50 €, Führungen müssen gebucht werden und kosten extra, Baum & Zeit

… und hier noch mehr Infos zu Brandenburg und der Reiseregion Fläming

Die Region rund um Beelitz habe ich auf Einladung der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH und des Tourismusverband Fläming erkundet.

Mehr zu den Beelitzer Heilstätten gibt es hier nachzulesen, und 11 Tipps fürs nahe Potsdam haben wir auch. Oder lieber paddeln in Berlin?

5 Kommentare

  1. Renate Benstem sagt

    Ganz großartig geschrieben. Macht Lust, dort hin zu fahren! Renate

  2. Lou sagt

    Hallo Reisefeder! Gerade habe ich überlegt, wohin wir Pfingsten fahren könnten. Ich wusste garnicht, das in Beelitz gerade eine Landesgartenschau ist. Das ist perfekt, von Berlin sind wir in einer Stunde da und können sogar die Fahrräder mitnehmen. Danke für den Tipp! Wo könnten wir jetzt noch Infos zu Radtouren oder guten Strecken bekommen?
    Liebe Grüße
    Lou

  3. Dem Spargel kann ich zwar ein gar nichts abgewinnen, aber in der Hallenschau fand ich ihn hübsch. Ich war am Donnerstag da und habe mich an den Blümchen erfreut.

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